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08.12.2020

"Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht"

Menschen knien vor der Porta Nigra und entzünden Kerzen. Das Wahrzeichen der Stadt wird in der Dunkelheit aktuell mit der Trauerfarbe violett angestrahlt.
Der zentrale Trauerort in der Innenstadt ist die Porta Nigra: Hier haben Bürgerinnen und Bürger tausende Kerzen angezündet, um ihre Anteilnahme mit den Opfern und deren Angehörigen auszudrücken.

Die Stadt Trier erfährt nach der schrecklichen Amokfahrt vom 1. Dezember sehr große Solidarität von Menschen aus aller Welt. Auf dem eigens eingerichteten Spendenkonto für die Opfer der Amokfahrt sind bereits rund 385.000 Euro eingegangen.

OB Wolfram Leibe dankt den vielen Menschen für ihre Spenden und allen, die sich per Post, E-Mail oder in den sozialen Netzwerken mit Hilfsangeboten, Anteilnahme oder guten Wünschen ans Rathaus gewandt haben. Leibe: „Es hilft uns allen sehr, zu sehen, wie groß die Hilfsbereitschaft innerhalb und außerhalb der Stadt Trier ist. Im Angesicht einer so mörderischen Tat stehen die Menschen zusammen. Im Namen der Bürgerinnen und Bürger Triers danke ich für diese überwältigende Anteilnahme, für die vielen von Herzen kommenden, guten Wünsche und die Unterstützungsangebote. Sie geben uns Trost, Kraft und Zuversicht, durch diese schwere Zeit zu kommen.“

Kondolenzschreiben aus aller Welt

Im Rathaus gingen allein per Post und Mail mehrere Hundert Schreiben aus aller Welt ein. Die Oberbürgermeister der Trierer Partnerstädte kondolierten ebenso wie zahlreiche Verwaltungsoberhäupter aus der Region Trier und aus Rheinland-Pfalz, aber auch Bürgerinnen und Bürger aus den Niederlanden, den Vereinigten Staaten, Frankreich, Luxemburg und der Schweiz.

Auf das Spendenkonto, mit dem die Angehörigen der Opfer unterstützt werden, sind bislang rund 385.000 Euro eingezahlt worden. Dazu gehören 20.000 Euro, die die Sparkasse Trier gespendet hat, aber auch weitere kleine und größere, teils auch fünfstellige Beträge von circa 5000 Einzelspendern. Am Samstagabend war OB Leibe bei der ZDF-Spendengala „Ein Herz für Kinder“ zu Gast.

Auch das Theater Trier möchte die Angehörigen der Opfer unterstützen: Zu Weihnachten und Neujahr wird jeweils ein Konzert digital veröffentlicht. Aus beiden Konzerten werden Auszüge auf einer Benefiz-CD veröffentlicht, deren Erlös den Angehörigen der Opfer zugutekommt.

Tausende Kerzen in der Stadt

Die Anteilnahme und Trauer der Menschen mit den Betroffenen der Amokfahrt ist in der gesamten Innenstadt sichtbar: Vor der Porta Nigra, auf dem Hauptmarkt und in der Brot- und Simeonstraße brennen tausende Kerzen, liegen Plüschtiere und stehen selbstgemachte Plakate mit Worten der Trauer. Am vergangenen Donnerstag stand die Stadt um 13.46 Uhr – dem Beginn der Amokfahrt – für vier Minuten still. Vier Minuten. So lange dauerte die Todesfahrt durch die Fußgängerzone bei der fünf Menschen – darunter ein neun Wochen altes Baby und sein Vater – starben und mindestens 24 Personen verletzt wurden.

Lob für Rettungskräfte und Polizei

Zu einer Gedenkveranstaltung versammelten sich über tausend Menschen auf dem Porta Nigra-Vorplatz und gedachten der Toten, Verletzten und traumatisierten Menschen. Der Stadtvorstand, Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die Europaabgeordnete Katarina Barley, der Bundestagsabgeordnete Andreas Steier sowie weitere Politiker und Mitglieder des Stadtrats legten Kränze nieder, zahlreiche Bürgerinnen und Bürger zündeten Kerzen für die Verstorbenen an.

OB Wolfram Leibe bekundete sichtlich betroffen seine Anteilnahme mit allen betroffenen Menschen. Er lobte ausdrücklich die Arbeit der Rettungskräfte und der Polizei, obwohl diese an die Grenzen dessen gekommen seien, was man Menschen zumuten könne. In Anbetracht der vielen Menschen, die sich vor der Porta versammelten, sagte der OB: „Lassen sie uns diese Solidarität aufrechterhalten. Wir brauchen uns.“ Die Trierer würden in dieser schwierigen Zeit zusammenstehen, so Leibe, und weiter: „Trier trauert, Trier leidet, Trier resigniert aber nicht.“ Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier habe ihn angerufen, um zu sagen, dass er mit Trier trauere, schilderte Leibe.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer sprach von einem „furchtbaren Ereignis in unserer sonst so beschaulichen und friedlichen Stadt“. Nichts könne diese brutale und schreckliche Tat rechtfertigen, betonte Dreyer, die auch ihre Anteilnahme für alle Betroffenen ausdrückte, wohlwissend, dass „kein Wort das Leid erstmal lindern kann“. Sie dankte den Ersthelferinnen und Ersthelfern sowie den beiden Trierer Krankenhäusern.

Dr. Jörg Weber, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises, und Weihbischof Franz Josef Gebert beteten für alle, die ihr Leben verloren haben, mit Verletzungen kämpfen und traumatisiert sind, sowie für deren Angehörige. „Menschen wurden mitten aus dem Leben gerissen und das Grauen verschlägt uns die Sprache“, so Weber.

Spendenkonto

Die Stadt hat gemeinsam mit der Sparkasse Trier ein Spendenkonto für Angehörige der Opfer der Amokfahrt eingerichtet: Kontoinhaber: Stadt Trier mit dem Kontozusatz: „Trier steht zusammen“, IBAN: DE83 5855 0130 0001 1217 55, BIC: TRISDE55XXX, Institut: Sparkasse Trier.

Hilfe für Betroffene

  • Ersthelferinnen, Ersthelfer und Betroffene erhalten psychosoziale Unterstützung über die Notfall-Hotline: 0800/001 0218. Diese Hotline wurde gemeinsam von der Landesregierung Rheinland-Pfalz, der Unfallkasse und der Stadt speziell für diesen Vorfall eingerichtet und ist bis auf Weiteres rund um die Uhr besetzt.
  • Für Fragen im Nachgang zur Amokfahrt hat die Stadt die Mailadresse trierstehtzusammen@trier.de geschaltet.

Der Polizei helfen

  • Personen, die Hinweise und Aussagen zum Tathergang geben können, wenden sich bitte an die Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner der Hinweisbearbeitung bei der Polizei Trier unter der Nummer: 0651/977 92 480.
  • Menschen, die über Videos oder Bilder der Tat verfügen, werden gebeten, diese unter https://rlp.hinweisportal.de/ hochzuladen und für die weiteren Ermittlungen zur Verfügung zu stellen.

Michael Schmitz, Björn Gutheil

 
Bildergalerie
  • Menschen knien vor der Porta Nigra und entzünden Kerzen. Das Wahrzeichen der Stadt wird in der Dunkelheit aktuell mit der Trauerfarbe violett angestrahlt.
  • Über 1000 Menschen versammeln sich bei der Gedenkveranstaltung am Tag nach der schrecklichen Tat auf dem Porta Nigra-Vorplatz und zeigen ihre Anteilnahme.
  • OB Wolfram Leibe hält eine rote Rose in der Hand und hält vor der Porta Nigra eine Rede.
  • Auf dem Porta Nigra-Vorplatz gedenkt der Stadtvorstand mit weiteren Politikern und Geistlichen der Opfer.
  • Ministerpräsidentin Malu Dreyer trauert gemeinsam mit ihrem Ehemann, Alt-OB Klaus Jensen, vor den zahlreichen Kerzen und Blumen, die vor der Porta Nigra niedergelegt wurden.