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Trierer Persönlichkeiten aus über 2000 Jahren: Konstantin der Große

Eine originalgetreue Nachbildung des Kopfes der antiken Kolossalstatue Konstantins des Großen war das Markenzeichen der Trierer Konstantin-Ausstellung 2007.
Eine originalgetreue Nachbildung des Kopfes der antiken Kolossalstatue Konstantins des Großen war das Markenzeichen der Trierer Konstantin-Ausstellung 2007.

„Ich sehe den Circus Maximus, der meiner Überzeugung nach mit dem Roms wetteifert, ich sehe Basiliken und das Forum, eines Kaisers würdige Werke, und den Thron der Gerechtigkeit sich zu solcher Höhe erheben, sodass sie den Sternen und dem Himmel nahe erscheinen.“ Mit diesen Worten würdigte ein Festredner im Jahr 310 Triers Geburtstag. Auch Kaiser Konstantin feierte damals mit. Seinen Wohltaten, so führte der Festredner weiter aus, habe die Stadt ihren Aufstieg zu verdanken.

Monumentale Palastanlage

Wer heute durch die Gassen zwischen Hauptmarkt, Dom und Basilika streift, kann sich nur schwer vorstellen, dass hier vor rund 1700 Jahren eine Machtzentrale des weströmischen Reiches lag. Unter Konstantin wurde von Trier aus ein Territorium verwaltet, das weitaus größer war als die Zuständigkeit moderner europäischer Hauptstädte: Der Herrschaftsbereich erstreckte sich von Schottland bis nach Nordafrika.

Wie kam es dazu, dass ein derart riesiges Reich ausgerechnet von der heute eher provinziellen Moselmetropole aus regiert wurde?

Entscheidend für das Kaisertum Konstantins, die Residenz Trier und die Entwicklung des gesamten vierten Jahrhunderts ist das Jahr 306: Nachdem sein Vater Constantius Chlorus (der Bleiche), Heerführer und seit 305 „Augustus des Westens“, im heutigen York gestorben war, riefen seine Soldaten den damals etwa 34jährigen Sohn zum Nachfolger aus – obwohl sie damit die tetrarchische Ordnung (Herrschaft der Vier) ignorierten. Konstantins Augustus-Titel wurde zunächst auch nicht allgemein anerkannt. Als eine Art „Regionalkaiser des Nordwestens“ erwählte er Trier zu seiner Residenzstadt und baute sie aus. Offiziell ist er Bauherr der Basilika. Sie gehörte zu einer monumentalen Palastanlage, die sich von den Kaiserthermen bis zum Dombereich erstreckt haben muss.

Bis 312 beschränkte sich Konstantins Machtbereich auf Britannien, Gallien und die iberische Halbinsel. Mit einem Feldzug gegen seinen Schwager und Rivalen Maxentius leitete er schließlich eine expansivere Politik ein. Nach seinem legendären Sieg an der Milvischen Brücke vor den Toren Roms sicherte sich Konstantin die Herrschaft über den gesamten Westen des Reiches einschließlich Italiens. Am Abend vor der Schlacht soll er eine Vision des Christusmonogramms gehabt haben. Er ließ es als siegbringendes Zeichen auf die Standarten seiner Soldaten anbringen. Fortan war er überzeugt, dass ihn der Christengott zum Erfolg geführt habe. In der Folgezeit erliess er eine Reihe christenfreundlicher Gesetze („Toleranz-Edikt von Mailand“). In seiner Ära entwickelte sich auch in Trier, das der Kaiser 316 wegen neuer politischer Zielsetzungen verließ, eine frühchristliche Gemeinde. Von ihrer Existenz zeugt eine hohe Zahl von Inschriften, mit denen die Stadt nach Rom eine Spitzenstellung in Europa einnimmt.

Alleinherrscher seit 324

Im Kampf gegen seine Rivalen und Mitkaiser bahnte sich Konstantin 324 endgültig seinen Weg zur Alleinherrschaft, als er im Osten des Reiches einen Sieg über den Christenverfolger Licinius errang. Am 11. Mai 330 weihte Konstantin die neue Hauptstadt Konstantinopel (heute Istanbul) ein und verlegte seinen Regierungssitz von Rom nach dort. Bis zu seinem Tod im Jahr 337, als er auf dem Sterbebett die Taufe empfing, konnte der Kaiser seine machtvolle Stellung behaupten.

Konstantins Handlungen waren durchweg geleitet von dem Ziel, seine Macht auszubauen. Alle Mitkaiser und selbst seine eigene Frau ließ er zu diesem Zweck ermorden. Auch seine Hinwendung zum Christentum hatte taktische Gründe: Durch die Anerkennung der sich rasch verbreitenden Gemeinde, die sich als „resistent“ gegen alle Vernichtungsversuche erwies, wollte er einen einheitlichen ideologischen Überbau schaffen. Trotz der eher zweifelhaften Glaubenstiefe hat sein Wirken die Geschichte der Kirche und Europas bis heute nachhaltig geprägt.