Helle, hölzerne Planken, zwei Steuerruder, ein abgedeckter Laderaum, ein Mast und ein Segel: Mit so einem relativ einfach aufgebauten Schiff befuhren römische Händler im 3. Jahrhundert nach Christus das Mittelmeer und transportierten Waren von Italien an die französische Südküste. Ob die Schiffe auch Stürmen auf offener See standhielten und wie die Handelsrouten verliefen – das will Christoph Schäfer mit seinem Forschungsprojekt herausfinden. Die anstehenden Mess- und Testfahrten der „Bissula" auf der Mosel sollen belastbare Rückschlüsse auf das Potenzial und die Intensität der römischen Handelsschifffahrt erbringen. Schäfer präzisiert: „Unsere Messdaten können wir nutzen, um für einen bestimmten Schiffstyp die optimalen Seerouten zu rekonstruieren, also das, was der antike Seemann aus Erfahrung wusste."
Von der ersten Idee bis zur Schiffstaufe im Bauhafen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts an der Trierer Moselschleuse lagen fünf Jahre: Vorbild war ein besonders gut erhaltenes antikes Segelschiff, das bei Laurons an der französischen Mittelmeerküste gefunden und dokumentiert wurde. Es folgten 3D-Rekonstruktionen, der Holzeinschlag im Stadtwald bei Ehrang als Geschenk der Stadt Trier, der Aufbau der „Werft" in einem Zelt auf dem Uni- Parkplatz, der zwei Jahre dauernde Schiffsbau mit antiken Methoden, Materialien und Werkzeugen und schließlich der heikle Transport des Wasserfahrzeugs zum Hafen.
Zahlreiche Kooperationspartner halfen mit Einsatz, Expertise und finanzieller Unterstützung und machten die „Bissula" zu einem echten Gemeinschaftsprojekt: Der Fachbereich Technik der Hochschule Trier, die Handwerkskammer, die Wehrtechnische Dienststelle, die Firma Leyendecker, die Nikolaus-Koch-Stiftung, private Spender, die Deutsche Forschungsgemeinschaft sowie viele Studierende und Mitarbeiter der Uni Trier, um nur die wichtigsten zu nennen.
Stilechte Taufe
Ministerpräsidentin Malu Dreyer taufte das Schiff stilecht mit Wein aus einer Amphore. Der Name „Bissula" bezieht sich auf die Geliebte des römischen Dichters Ausonius. Dreyer bezeichnete das Schiff als „Leuchtturmprojekt der Wissenschaftsallianz Trier". Mit einem so anschaulichen Objekt sei es ein Vergnügen zu erfahren, wie die damalige Handelsschifffahrt funktionierte. OB Wolfram Leibe zeigte sich ebenso begeistert: „Hier wird Wissenschaft auf beeindruckende Weise visualisiert, Neues und Altes vorbildlich zusammengeführt."
Wie es für die „Bissula" nach den Messfahrten auf der Mosel weitergeht, ist noch nicht ganz klar. Schäfer möchte das Boot in einigen Jahren sehr gerne auch einmal auf das Mittelmeer bringen und unter den dortigen Bedingungen testen. Indessen äußerte Dreyer den Wunsch, das der Segler nach Abschluss der Forschung als touristische Attraktion zur Besichtigung freigegeben wird.