Die Steipe, das Dreikönigshaus, das Simeonstift oder die Fachwerkhäuser am Hauptmarkt – sie prägen das Bild, das die Epochen des Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Trier hinterlassen haben. Dass dieses architektonische Erbe nicht dem Baufunktionalismus der Moderne weichen musste, zählt zu den großen Verdiensten Friedrich Kutzbachs. Geboren und aufgewachsen in Trier entwickelte er schon früh ein Auge für die Architekturgeschichte seiner Heimatstadt.
Bereits während seiner Schulzeit beschäftigte er sich mit der Stilkunde und Geschichte der historischen Trierer Gebäude. Er studierte Architektur in Aachen und Berlin und war als junger Mann in der Kommission zur Inventarisierung der Denkmäler in Trier aktiv. Sein beruflicher Werdegang führte ihn als preußischen Regierungsbaumeister und Oberbauinspektor bis ins heutige Polen, bevor er sich ab 1914 der Forschung in Trier widmete. Mit unermüdlicher Akribie skizzierte und vermaß er die Baudenkmäler der Stadt. Auch wenn sein Interesse schwerpunktmäßig der Zeit des Mittelalters und der Frühen Neuzeit galt, unterstützte er auch das Rheinische Landesmuseum bei dessen archäologischen Grabungen zu früheren Epochen. Rund vier laufende Regalmeter Archivalien sowie zahlreiche Pläne im Bestand der städtischen Denkmalpflege umfasst sein wissenschaftlicher Nachlass, der sich heute im Stadtarchiv befindet. Die Zeichnungen und Dokumente helfen immer noch Architekten, Denkmalpflegern und Historikern, Fragen zur Stadt-
entwicklung, Kunstgeschichte oder Sozialgeschichte auf den Grund zu gehen.
„Dass Trier heute so eine reichhaltige Kulturstadt ist, verdanken wir engagierten Menschen wie Friedrich Kutzbach. Er hat sich mit viel Herzblut und Engagement dafür eingesetzt, das kulturelle Erbe seiner Heimatstadt zu bewahren. Gerade in einer Zeit, in der der Zeitgeist nach Modernisierung verlangte, war ihm der Wert unserer Historie bewusst. Kutzbach legte die Grundlagen für das heutige Stadtmuseum und setzte sich für das historische Stadtbild mit den uns ans Herz gewachsenen Bauten wie Steipe, Dreikönigshaus oder Simeon-
stift ein", hebt Triers Kulturdezernent Markus Nöhl hervor.
Nicht nur als Wissenschaftler, auch politisch setzte sich Kutzbach für den Erhalt des kulturellen Erbes ein. Ab 1921 als Stadtkonservator tätig, wurde auf seine Initiative hin das Amt für Denkmalpflege in der Stadtverwaltung eingerichtet. Im Auftrag der Stadt baute er eine stadt- und regionalgeschichtliche Sammlung auf, die er in der Steipe und im Roten Haus am Hauptmarkt unterbrachte – dem ersten städtischen Museum, dessen Direktor er wurde. Noch heute bildet die von ihm zusammengetragene Sammlung den Grundstock des Stadtmuseums Simeonstift, das ohne ihn im Übrigen nicht an seinem namensgebenden Ort wäre: Das heruntergekommene Simeonstift, ehemals ein Anhängsel der mittelalterlichen Simeonkirche, war in den 1930er-Jahren zum Abriss bestimmt. Erst Kutzbachs Expertise rettete das Gebäude. Als Bindeglied zwischen Antike, Mittelalter und Gegenwart erzählt das von ihm in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzte und in Teilen rekonstruierte Simeonstift die Geschichte der Stadt.
Friedrich Kutzbachs bedeutende Rolle für die Bau- und Kunstgeschichte Triers würdigt die Stadt in diesem Jahr mit Veranstaltungen anlässlich seines 150. Geburtstags am 19. Juni: