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23.05.2023

Treviris-Passage: Hoffnung für ein Sorgenkind

SWT und Volksbank wollen die Passage kaufen und sanieren

Portal-Schriftzug 'Treviris Passa' - die Buchstaben 'ge' sind abgefallen
Die Treviris-Passage hat schon bessere Zeiten erlebt.

Das Wort „Schandfleck“ machte vergangene Woche im Stadtrat die Runde. Gemeint war die wenig attraktive, größtenteils leer stehende Treviris-Passage in der Innenstadt. Entsprechend viel Zustimmung erhielt der geplante Kauf der Immobilie durch die Stadtwerke und die Volksbank mit anschließender Sanierung.

Die Stadtwerke Trier GmbH und die Volksbank Trier Beteiligungsgesellschaft arbeiten schon bei der Entwicklung des bisherigen SWT-Standorts an der Ostallee zu einem Wohnquartier zusammen. Jetzt soll mit der Treviris GmbH & Co. KG eine weitere Immobiliengesellschaft gegründet werden, an der die beiden Partner je zur Hälfte beteiligt sind. Der Stadtrat hat dieses Projekt einstimmig befürwortet. Für die Gründung der Treviris GmbH ist jetzt noch die Zustimmung der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion erforderlich.

Ziel ist zunächst der Erwerb der Treviris-Passage „zu 80 Prozent zu marktüblichen Bedingungen über Fremdkapital und zu 20 Prozent über Eigenkapital“ der Gesellschafter, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Anschließend ist die energetische, ökologische und ökonomische Sanierung des Komplexes geplant. Entstehen soll ein nachhaltiges und urbanes Innenstadtquartier, das wie bisher als Wohn- und Gewerbestandort zur Verfügung steht.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe sprach in diesem Zusammenhang von einem „Kraftakt, den wir mit zwei regionalen Akteuren angehen“. Die derzeitige Ladenpassage und die dazugehörigen Wohnungen wurden in den 1970er Jahren errichtet, nachdem die alte Treviris, ein beliebter Konzertsaal, abgerissen worden war.

Für die Stadtwerke ergeben sich durch das Projekt Synergieefekte mit der gleichnamigen Bushaltestelle und dem in der Passage angesiedelten Stadtbus-Servicecenter, das in Kooperation mit dem Verkehrsverbund Region Trier zu einem Ticketshop erweitert werden soll. Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der SWT könnten Werkswohnungen entstehen. Mietern der Treviris-Wohnungen könnten zudem Dauer-Stellplätze im benachbarten Parkhaus Hauptmarkt angeboten werden, das ebenfalls von den Stadtwerken betrieben wird.

Michael Lichter (Bündnis 90/Grüne) freute sich über die Initiative, das Potenzial des Standorts endlich weiterzuentwickeln: „Besonders lobend zu erwähnen ist der Aspekt der Werkswohnungen, denn er bedeutet für die Stadtwerke einen Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung neuer, dringend benötigter Arbeitskräfte. Außerdem zeigt das Projekt, dass es anscheinend möglich ist, auch in so einer exponierten Lage bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.“

Birgit Falk (CDU) betonte: „Mit den Stadtwerken und der Volksbank gibt es jetzt zwei regionale und verantwortungsvolle Investoren, die sich hervorragend um diesen bisherigen Schandfleck in der Innenstadt kümmern und dringend benötigten Wohnraum, aber auch Dienstleistungsflächen, schaffen können.“

Isabell Juchem (SPD) sprach von einem „absolut positiven Signal von zwei Investoren mit viel Lokalkolorit, die sich auf den Weg machen, das Sorgenkind Treviris-Passage neu aufleben zu lassen“. Längere Leerstände an diesem Standort wie auch im ehemaligen Karstadt-Gebäude könne sich die Stadt nicht leisten, weil sie das Erscheinungsbild der Innenstadt stark beeinträchtigten, so Juchem.

Matthias Koster (Die Linke) hob gleichfalls die Aspekte bezahlbarer Wohnraum, Innenstadtentwicklung und Werkswohnungen hervor. „Dieses Projekt zeigt erneut, wie wichtig es ist, dass wir mit den Stadtwerken einen regionalen Akteur haben, auf dessen starke Schultern wir bauen können.“

Von Ralph Kießling