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29.11.2023

Historische  Postkarten als wertvolle Quellen der Stadtgeschichte

Die kolorierte Ansichtspostkarte aus der Frühzeit der französischen Besatzung in Trier zeigt die Kaiserstraße Richtung Mosel.
Die rund 100 Jahre alte Ansichtspostkarte aus der Frühzeit der französischen Besatzung in Trier zeigt die Kaiserstraße Richtung Mosel. Kombiniert ist sie mit einem französischen Text. Foto: Stadtarchiv, Bildsammlung 11

(heb) Rechteckiger Gruß in die Heimat: Das Trierer Stadtarchiv präsentiert eine rund 100 Jahre alte Postkarte mit einem Motiv der Kaiserstraße als „Objekt des Monats“ Dezember. Sie steht auch stellvertretend für die umfangreiche Sammlung an historischen Postkarten, die das Archiv an der Weberbach in seinen Beständen bewahrt. Sie liefern viele interessante Details zur damaligen Stadtgeschichte und zum Alltagsleben der Menschen. 

Kahle Bäume entlang der Kaiserstraße – dieser Anblick ist zum Jahresende vielen Menschen vertraut. Als Objekt des Monats Dezember präsentiert Jort Blazejewski, Mitarbeiter im Stadtarchiv, eine historische Ansichtspostkarte, die aus der Frühzeit der französischen Besatzung in Trier (1919–1930) datiert und damit rund 100 Jahre alt ist.

Gemäß den Bestimmungen des Versailler Vertrags übernahm Frankreich im Jahr 1919 die Militärverwaltung in Trier. Innerhalb kurzer Zeit erlebte die Stadt den Zuzug von mehreren Tausend Angehörigen der französischen Armee. Ob kurz oder lang an der Mosel stationiert, nutzten sie die Möglichkeiten des Postverkehrs, um mit ihren Verwandten und Bekannten in der Heimat in Kontakt zu bleiben. 

Die Druckereien reagierten prompt auf die Nachfrage und stellten Ansichtspostkarten her, die Trierer Motive mit französischen Textelementen kombinierten. Das rechts gezeigte Exemplar, das die Straßenflucht der Kaiserstraße in Richtung Mosel zeigt, trägt die Aufschrift „Rue de l´Empereur“ (Kaiserstraße) und „La Tour Rouge“ (roter Turm). Karten wie diese wurden nach fotografischer Vorlage in einem Flachdruckverfahren hergestellt und kunstvoll koloriert. Nach und nach setzte sich auf der Vorderseite die Fotografie selbst durch. Die Druckereien produzierten die Karten gewöhnlich in hoher Auflage, sodass auch heute noch etliche „ungelaufene“ Exemplare über den antiquarischen Handel erhältlich sind. 

Das Archiv verwahrt eine umfangreiche Überlieferung an Ansichtspostkarten. Neben den abgeschlossenen Privatsammlungen von Dr. Ernst Piro (1863–1914) und August Hertmanni (1927–2002), die zusammengenommen mehr als 30.000 Karten zu Trier und Region umfassen, führt das Stadtarchiv eine dritte Sammlung, die durch gezielte Anschaffungen beständig erweitert wird. Das Spektrum umfasst unter anderem Kirchen, historische Gebäude, Plätze, Straßen, Gaststätten, Persönlichkeiten oder wichtige Ereignisse. Die derzeit insgesamt rund 2500 Ansichtspostkarten aus der Bildsammlung werden demnächst auch über das Online-Findbuch recherchierbar sein. 

Für die Stadtgeschichte bilden die Karten sehr wertvolle Quellen, denn als Informationsträger haben sie es in sich: Die vielen Ansichten verdeutlichen nicht nur den Wandel des Stadtbildes im späten 19. und 20. Jahrhundert, sondern auch die Karten an sich sind manifeste Zeugnisse der Trierer Druckerei- und Kulturgeschichte. 

Einen Quellenwert besitzen ebenfalls die Rückseiten der „gelaufenen“ Objekte mit ihren Briefmarken, Stempeln und nicht zuletzt den Botschaften ihrer Absender, die mal humorvoll, mal traurig, mal kurz und bündig ausfielen. Aus historischer Sicht ist die Kehrseite der Ansichtskarten somit besonders spannend – auch wenn die handgeschriebene Karte einer Kommunikationsform entspricht, die ihrerseits einen zunehmend historischen Charakter annimmt.            

Hinweis für die Redaktionen:
Falls Sie das Foto in hoher Auflösung benötigen, schreiben Sie bitte eine Mail an presse@trier.de. Bitte als Bildquelle angeben: Stadtarchiv, Bildsammlung 11

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