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26.04.2022

Jugendstil-Raritäten aus Ehrang

Florales Schmuckelement auf einer Keramikvase aus dem Hause Servais.
Florales Schmuckelement auf einer Keramikvase aus dem Hause Servais. Foto: Stadtmuseum

Vor zehn Jahren entdeckte das Stadtmuseum bei einer Auktion zwei Jugendstil-Vasen mit dem Stempel eines regionalen Unternehmens und stieß so auf die fast vergessene Geschichte der Ehranger Keramikwerke Servais. Mittlerweile verfügt es nicht nur über eine beachtliche Sammlung dekorativer Objekte des regionalen Unternehmens. Jedes Stück erweitert auch das Wissen um die Firmenhistorie sowie Künstler und Modelleure, die dort faszinierende Werke des Jugendstils schufen, die man jetzt erkunden kann.

Eine Sonderausstellung im Kabinettraum des Stadtmuseums gibt bis 13. November Einblicke in neueste Erkenntnisse zur Firmengeschichte und zeigt die jüngsten Ankäufe. Nur wenig erinnert in Trier noch an die Epoche des Jugendstils, die den Kunstgeschmack der Jahrhundertwende vielerorts prägte. Umso mehr überraschte es Dr. Bernd Röder, Mitarbeiter des Stadtmuseums, als er 2012 bei der renommierten Kunst- und Antiquitätenmesse TEFAF in Maastricht ein Vasenpaar mit diesem Stil mit Trierer Herkunft entdeckte. Die schlichten Keramikvasen in grünlich blau bis violetter Glasur erinnern – typisch für den Jugendstil – mit ihrer geschwungenen Kelchform an die floralen Elemente von Blüten und Ranken (Abbildung rechts: Stadtmuseum). „Der Stempel auf der Unterseite hat mich neugierig gemacht: VSWAG Ehrang. Ich hatte einen Verdacht, um was es sich handeln könnte", so Röder. VSWAG, die Vereinigte Servais-Werke AG, entstanden 1878 unter dem Namen „Lamberty, Servais & Compagnie". Unter wechselnden Eigentümern und Namen bestand das Werk bis 1993. Es war vor allem für baukeramische Produkte bekannt. Vasen und Kleinplastiken – wie kunstvolle Tierfiguren mit beeindruckenden Glasureffekten, die in der Ausstellung zu sehen sind – ergänzten in den ersten Jahrzehnten die Produktpalette, waren aber weitestgehend in Vergessenheit geraten.

Ihre Entdeckung liefert neue Hinweise zur Verbreitung des Jugendstils, dessen Spuren in Trier und der Region nur noch an wenigen Gebäuden sichtbar sind. Durch Kontakte zu Sammlern, Nachfahren und Kennern der Firmengeschichte wurden viele neue Erkenntnisse über die Servais Produkte und deren Herstellung gewonnen. Schenkungen und Neuankäufe erweiterten den Einblick in die gestalterische Vielfalt der Ehranger Werke.