Sprungmarken

Unbedingte Offenheit

AVG-Schülerin Lisa Siegert über Indien

"Abendliche Ankunft in Cowdalli, Karnataka. Ein kleines Dorf, eine Schule, Lager aufschlagen in zwei extra leergeräumten Klassenzimmern und gleich eine Begegnung, die es in sich hatte. Auf vieles hatten wir uns vorbereitet und vielem haben wir auf unserer Reise tapfer die Stirn geboten, aber mit der ungeheuren Menge von fliegenden Störenfrieden, mit der Flut von kleinen Krabbelkäfern, die sich im Lampenlicht auf uns stürzten, hatten wir nicht gerechnet. Mit Hilfe unserer Moskitonetze gelang es uns schließlich, eine mehr oder weniger ruhige Nacht zu verbringen. Doch die Müdigkeit war wie weggeblasen, als wir auf die Schüler trafen, die mindestens genauso neugierig auf uns waren wie wir auf sie. Viele „How are you“s und viele geschüttelte kleine Hände begleiteten uns den ganzen Tag. Die jüngeren sahen in ihren Schuluniformen richtig süß aus. Vor allem aber mit den Jugendlichen in unserem Alter konnten wir uns gut unterhalten und feststellen, dass wir gar nicht so verschieden sind, wie wir vielleicht vor der Reise gedacht hatten.

Seit 20 Jahren unterstützt das AVG die St Anthony´s School in Cowdalli nun schon. Heute lernen dort 750 Schüler und die Schule ist so erfolgreich, dass sie in den jährlichen, zentralen Abschlussprüfungen zu den besten im ganzen Schuldistrikt gehört. Die Klassenstufen gehen von der 1. bis zur 12. Klasse, wobei der Staat die Lehrer bis zur 7. Klasse bezahlt. Für die übrigen Gehälter hat seit Beginn der Indienverein des AVGs mit seinen Mitgliedern gesorgt, denn es war uns wichtig, dass die Schüler dort auch die höheren Abschlüsse machen können. Auch die Schulgebäude haben wir im Wesentlichen finanziert und ebenso Schuluniformen und Schulhefte bezahlt, eine wichtige Unterstützung der Familien, die überwiegend von einem Jahreseinkommen von 400 Euro leben müssen. Der Besuch dieser Schule ist ein zentraler Teil unserer Reisen.

Uns haben die Freundlichkeit, die unbedingte Offenheit und das Interesse der indischen Schülerinnen und Schüler tief beeindruckt. Aber machen wir uns nichts vor: Der Alltag von vielen ist ein ständiger Kampf um das Nötigste. Viele der Menschen dort müssen darum kämpfen, ein Auskommen zu haben, ihren Kindern Bildung zu ermöglichen."