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23.09.2008

Zwischen Erlebnis und Wunschtraum

Mit Jacques Offenbachs fantastischer Oper „Hoffmanns Erzählungen“ eröffnet das Trierer Theater am Sonntag, 28. September, 19.30 Uhr, die neue Spielzeit. Als Libretto diente ein von Jules Barbier verfasstes und 1851 uraufgeführtes Stück, das auf verschiedenen Erzählungen des Dichters E.T.A. Hoffmann basiert, wie „Der Sandmann“, „Rath Krespel“ und „Abenteuer in der Silvesternacht“. Hoffmann ist in der Oper selbst der Held der Erzählungen – im Gegensatz zu seinen literarischen Werken, in denen die männlichen Helden andere Namen tragen oder fiktive Erzähler sind. „Les Contes d’Hoffmann“, wie die Oper im Original heißt, wurde 1881 in Paris uraufgeführt.

Kein anderer Dichter hat das Changieren zwischen Bewusstsein, wahnhafter Einbildung, künstlerischer Kreativität und sehnsuchtsvoller Empfindung meisterhafter in Sprache gefasst als E.T.A. Hoffmann, der „Magier der deutschen Literatur“. Jacques Offenbach hat mit seiner letzten Oper „Hoffmanns Erzählungen“, die unvollendet geblieben und fragmentarisch überliefert ist, ein kongeniales Werk geschaffen, das Fragen stellt, die heute noch aktuell sind: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wo ist die Grenze zwischen Imagination, tatsächlichem Erleben und Wunschtraum?

Im Mittelpunkt der Oper steht der Dichter Hoffmann, der die schöne Stella, vergötterte Mozartsängerin mit vielen Gesichtern, liebt. Oder ist es nicht vielmehr berauschter Wahnsinn, überschießende Fantasie, die ihn in Gedanken wegtreibt zu drei Frauen, die ihn bezaubern: die kühle Olympia, die aber nur eine leblose Maschine ist, die zarte Antonia, für die Singen den sicheren Tod bedeutet, und die venezianische Kurtisane
Giulietta, durch die Hoffmann fast sein Leben verliert.

Die Titelrolle singt Wolfgang Schwaninger, der mit der Partie des Siegmund in Richard Wagners „Walküre“ in der vergangenen Spielzeit in Trier einen Erfolg feiern konnte. Neben den bereits bekannten Stimmen des Musiktheaters sind auch die neuen Ensemblemitglieder Jürgen Orelly und Pawel Czekala zu hören. Unterstützt werden die Solisten vom Theaterchor und dem Extrachor. Mit dieser französischen Oper stellt sich auch der neue, aus dem lothringischen Metz stammende Generalmusikdirektor Victor Puhl als Operndirigent vor.

Die Oper wird von Birgit Scherzer inszeniert, die als Ballettdirektorin und Opernregisseurin am Tiroler Landestheater in Innsbruck engagiert ist. In der vergangenen Spielzeit hatte Scherzer mit ihrem Tanztheatererfolg „Alles weiß ich: Alles – Ringmotive“ von Trier aus überregional auf sich aufmerksam gemacht.