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20.10.2015 | Gutachten zum Grünflächenamt

Zweite Kolonne für die Baumpflege geplant

Baumpfleger bei der Arbeit im Hubsteiger.
Für die Baumpflege sollen im Rathaus neue Stellen geschaffen werden.
Die Stadt will sämtliche Aufgaben der Baumkontrolle und -pflege künftig soweit wie möglich in Eigenregie übernehmen. Um dieses Pensum bei 47.000 Bäumen im öffentlichen Raum zu bewältigen, soll im Grünflächenamt eine zweite Pflegekolonne aufgebaut werden. Diese Empfehlungen gehen aus einem Gutachten des unabhängigen INFA-Instituts hervor.

November 2012: Im Rautenstrauchpark stürzt eine 15 Meter hohe Kastanie um, erschlägt eine Passantin und verletzt einen Mann schwer. Später stellt sich heraus, dass der Baum stark beschädigt und nicht mehr standsicher war. Bei den Mitarbeitern des für die Baumpflege zuständigen Grünflächenamts wirkt das tragische Unglück bis heute nach. Für die damalige Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani und Amtsleiter Franz Kalck war es Anlass, die Organisationsstruktur der Dienststelle zu hinterfragen.

Von Januar bis Juli 2015 erfolgte die Organisationsuntersuchung durch das Ahlener Institut für Abfall-, Abwasser- und Infrastruktur-Management (INFA). Jetzt präsentierte Kalck mit Baudezernent Andreas Ludwig und Dr. Jakob Breer (INFA) die Ergebnisse. „Eine Stadt ohne Bäume ist nicht vorstellbar, wir müssen unseren Bestand daher hegen und pflegen. Zugleich müssen wir aber für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger sorgen und dies alles in einem begrenzten finanziellen Rahmen“, umriss Ludwig die Ansprüche an das Grünflächenamt, bei deren Bewältigung er die Empfehlungen des Gutachtens aufgreifen will.

Nach dem Unglück hatte das Grünflächenamt zumeist Privatfirmen mit der Baumkontrolle und -pflege beauftragt. In Zukunft sollen diese Aufgaben wieder von entsprechend qualifizierten städtischen Mitarbeitern übernommen werden. Die Vorteile liegen in einer besseren Steuerung und größeren Flexibilität: „Man kann in einer Ausnahmesituation sofort in Aktion treten und muss nicht erst auf die Ergebnisse einer Ausschreibung warten“, erklärt Breer.

Mit zwei Baumkontrolleuren, die mit einem Tablet-Computer unterwegs sind, um Schäden sofort elektronisch zu erfassen, und zwei Baumkolonnen mit jeweils vier Mitarbeitern, die die Pflege- und Rückschnittmaßnahmen ausführen, lasse sich die Arbeit bewältigen, so Breer. Hierfür müssten vier neue Stellen für die Kolonnen geschaffen werden, während die Kontrolleursstellen im Rahmen einer innerbetrieblichen Ausschreibung besetzt werden könnten, erläutert Amtsleiter Kalck. „Im Gegenzug reduzieren sich zukünftig die Vergabekosten deutlich, weil wir nur noch in Spezialfällen Fremdfirmen beauftragen wollen.“ Das Sachgebiet wird von dem Arboristen Daniel Gerhardt geleitet, der seit März 2014 als Spezialist für Stadtbäume im Grünflächenamt arbeitet.

Das Grünflächenamt ist für die Verkehrssicheheit von rund 47.000 Bäumen im öffentlichen Raum zuständig. In den letzten Jahren wurde der zuvor bestehende Rückstand bei den Pflegemaßnahmen schon weitgehend abgebaut. Ein Großteil der Bäume ist inzwischen mit genauen Zustandsbeschreibungen im elektronischen Kataster erfasst. Dezernent Ludwig hofft nun, dass das Gutachten, das auch Empfehlungen für die anderen Sachgebiete des Amts enthält, auch von den politischen Gremien positiv aufgenommen wird und entsprechende Mittel im Haushalt eingeplant werden. „Dann können wir im kommenden Frühjahr die Stellen ausschreiben.“