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06.12.2011

Zum Anisetta ins Meletti nach Ascoli

Zu den schönsten Plätzen in Italien zählt die Piazza del Popolo in Triers Partnerstadt Ascoli Piceno. Vorne Stühle des Café Meletti. Links im Hintergrund die Kirche San Francesco. Foto: Mario Di Martino
Zu den schönsten Plätzen in Italien zählt die Piazza del Popolo in Triers Partnerstadt Ascoli Piceno. Vorne Stühle des Café Meletti. Links im Hintergrund die Kirche San Francesco. Foto: Mario Di Martino
Zu den schönsten Momenten eines Besuchs in Triers italienischer Partnerstadt Ascoli Piceno gehört der Genuss eines „Anisetta-Meletti“, einem Anislikör mit Kultstatus im gleichnamigen Jugendstilcafé an der grandiosen Piazza del Popolo. In der Mitgliederversammlung der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, die in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen feiert, konnte Präsidentin Bettina von Engel die freudige Nachricht übermitteln, dass das vorübergehend geschlossene Café Meletti wieder geöffnet und der Aufenthalt in der schönen Stadt am Tronto somit wieder ungetrübt ist.

Im Jubiläumsjahr gab es weitere gute Nachrichten. 16 neue Italien-Freunde verhelfen dem Verband zu knapp 200 Mitgliedern. Die angebotenen Veranstaltungen waren gut besucht, darunter Theateraufführungen, italienische Abende oder die Ascoli-Reise zu den in diesem Jahr besonders spektakulär verlaufenen Reiterfestspielen der Quintana. Gefördert wurde erneut der Schüleraustausch, der zu den Hauptanliegen der Gesellschaft zählt. Im kommenden Jahr stehen eine Weinprobe, eine Führung durch die renovierte Liebfrauenbasilika, der Besuch der Verdi-Oper „Otello“ in Luxemburg sowie eine neuerliche Fahrt zur Quintana auf dem Programm.

Gäste aus Ascoli

Der eigentliche Höhepunkt des diesjährigen Mitgliedertreffens aber war das sich anschließende Festessen zum zehnjährigen Bestehen der Gesellschaft im Hotel Deutscher Hof, das musikalisch von Tenor Thomas Kiess-ling und Pianist Klauspeter Bungert gestaltet wurde. Rund 30 Freunde aus der italienischen Partnerstadt waren unter Leitung von Ehrenmitglied Dott. Giovanni Cipollini eigens zum Jubiläum nach Trier gekommen, zusätzlich angelockt vom Trierer Weihnachtsmarkt.

In einer launigen Rede, die Vizepräsident Gilberto Moggia ins Italienische übersetzte, skizzierte Vereins-präsidentin von Engel einige Stationen der seit über 50 Jahren bestehenden Städtefreundschaft, deren Wurzeln auf das Leben des Heiligen Emigdius im vierten Jahrhundert zurück gehen. Sant’ Emidio, Ascolis 303 als Märtyrer hingerichteter erster Bischof und heutiger Stadtpatron sowie weltweit verehrter Beschützer gegen Erdbeben, wurde der Legende nach in Trier geboren. Und so fanden die beiden Städte als Beitrag zur Völkerverständigung 1958 im Rahmen einer kommunalen Partnerschaft offiziell zueinander.Von vereinzelten Aktivitäten und dem trotz aller Anfangsschwierigkeiten schon früh praktizierten Schüleraustausch abgesehen, kam es aber erst mit der Gründung der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft im August 2001 durch Ruth Mereien-Gürke und unter dem ersten Präsidenten Hartmut Gürke zu einer Intensivierung vielfältiger Begegnungen auf den unterschiedlichsten Ebenen. Hierzu trug und trägt zweifellos auch die günstige Flugverbindung über Frankfurt-Hahn und  Pescara bei.

Das „gelobte Land“

In ihrer Jubiläumsansprache beschrieb die seit drei Jahren amtierende Vereinschefin Bettina von Engel mit blumigen Worten die „stets gleich bleibende Liebe und Bewunderung“ der Deutschen für Italien, die seit Jahrhunderten in das „gelobte Land“ fahren, um dort „die Wiege ihrer Kultur“ zu finden: „Die Welt scheint dort heller zu sein, die Konturen klarer, die Farben kräftiger, das Leben bunter“, von der klangvollen italienischen Sprache und den Köstlichkeiten der mediterranen Küche ganz zu schweigen.

Von Engel, die als frühere Oberstudienrätin am FSG über viele Jahre den Schüleraustausch zwischen Trier und Ascoli betreute, pries mit einigen amüsanten Randnotizen den nicht hoch genug einzuschätzenden Wert dieser Begegnungen. Die beteiligten Schülerinnen und Schüler diesseits und jenseits der Alpen hätten dabei begriffen, „dass gemeinsame kulturelle und ethische Wertvorstellungen vorhanden sind, die sie miteinander verbinden, die sie miteinander sprechen, staunen und lachen lassen“. Im „Geist der Toleranz und des lebendigen Interesses füreinander geformt“, sei es kaum vorstellbar, dass sich diese Jugendlichen einmal in einem Krieg gegenüber stünden.
 
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