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05.07.2011

Zukunft braucht Herkunft

Das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium gehöre zu den kulturellen Schätzen der Moselmetropole, rühmte Oberbürgermeister Klaus Jensen die 450-jährige Vergangenheit der traditionsreichen Schule, die in diesem Jahr mit einer Reihe von Veranstaltungen ihr großes Jubiläum feiert. Als wahre Schatztruhe kann dabei die 450 Seiten umfassende Festschrift bezeichnet werden, die die ereignisreiche Geschichte der 1561 als Jesuitenkolleg gegründeten Lehranstalt beleuchtet.

Über 50 Namen weist das Autorenverzeichnis auf und noch größer ist die Zahl der Artikel, die sich thematisch unterschiedlichen Schwerpunkten widmen. Kritische Anmerkungen werden nicht ausgespart. Gewürdigt werden die großen, mit der Schule verbundenen Namen wie Karl Marx oder Oswald von Nell-Breuning, aber auch Unrühmliches bleibt nicht unerwähnt, so der NS-Kriegsverbrecher Klaus Barbie, einst Schüler des FWG. Zudem werden die strukturellen Veränderungen, die das FWG vor dem Hintergrund der sich wandelnden Geschichte immer wieder durchlaufen hat, historisch fundiert aufgezeigt.

Das hochwertige Buch ist in die Rubriken „Humanistische Bildungsideale – eine ständige Herausforderung“, „Schule im Dienst einer ganzheitlichen, ästhetischen und kommunikativen Erziehung“, „Rückblicke – Einblicke – Ausblicke“ sowie „Personen und Daten aus dem Schulleben“ unterteilt. Gerade das letzte Kapitel bietet jetzigen und früheren FWG-Schülerinnen und -Schülern eine akribisch erarbeitete Fundgrube über das schulische Alltagsleben der zurückliegenden fünf Jahrzehnte. So werden die Abiturientenjahrgänge, die Lehrkräfte und Mitglieder der Verwaltung von 1961 bis 2011 detailliert aufgelistet und teilweise mit Bildern präsentiert. In einer 1561 beginnenden Chronologie werden am Ende des Buches mit einem aufklappbaren Faltblatt historische Ereignisse den schulischen Gegebenheiten mit den jeweils dazugehörigen Personen der Zeitgeschichte gegenüber gestellt.

Die vom Verein der Ehemaligen und der Schulleitung herausgegebene Festschrift steht unter dem Motto „Zukunft braucht Herkunft“. Auf letztere kann das Trierer Friedrich-Wilhelm-Gymnasium wie kaum eine andere Schule in Deutschland verweisen. Die Zukunft muss sich die Schulgemeinschaft aber noch erarbeiten. Ob es in 50 Jahren überhaupt noch Gymnasien gibt, lautet die Frage in einem Beitrag.

Mit dem vorgelegten Buchdokument, das die große Tradition des FWG als humanistische Bildungsstätte für die Stadt und die Region präsentiert, hat die engagierte Redaktionsleitung ihrer Schule zum 450-jährigen Jubiläum ein Geschenk unterbreitet, auf das alle FWGler stolz sein können und die Nicht-FWGler ein wenig neidisch werden lässt.
  • „Zukunft braucht Herkunft: 450 Jahre Friedrich-Wilhelm-Gymnasium Trier 1561-2011“, Festschrift, herausgegeben vom Verein der Ehemaligen des FWG e. V. und  der Schulleitung. Redaktionsleitung: Arnt Finkenberg, Dr. Harald Heim, Marlies Lehnertz-Lütticken, Mechthild Ludwig, Rudolf Müller und Barbara Willems, Paulinus-Verlag, Trier 2011, ISBN 978-3-7902-0231-1 .