Sprungmarken
26.06.2007

Zügig von der Idee zur Umsetzung

"Die Einarbeitungszeit ist für mich viel Genuss und Spass verbunden", sagt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani.
"Die Einarbeitungszeit ist für mich viel Genuss und Spass verbunden", sagt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani.
RaZ: Frau Kaes-Torchiani, Sie sind jetzt seit knapp zwei Monaten als Baudezernentin in Trier in Amt und Würden. Wie haben Sie sich schon in der Stadt und im Rathaus eingelebt?

Kaes-Torchiani: Gut, nach der etwas aufregenden Wahl kann ich eigentlich nur sagen, auch nach zwei Monaten schon oder immer noch, dass ich mich sehr wohl in Trier fühle. Trier ist, so wie ich es in Erinnerung hatte und es sich auch darstellt, eine aufregende, sehr sympathische, sehr menschliche Stadt. Ich kann weiterhin einfach nur sagen, dass ich die richtige Entscheidung getroffen habe, mich hier beworben zu haben. Die Aufnahme hier im Rathaus habe ich von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als sehr freundlich, sehr kompetent, sehr unterstützend und sachorientiert erfahren. Ich werde als Neubürgerin in Trier, die eben noch nicht alle Örtlichkeiten und Gegebenheiten genau kennt, mit allen notwendigen Informationen versorgt, die für die Arbeit erforderlich sind. Es ist klar, dass man Trier als Rheinland-Pfälzerin natürlich kennt, aber vieles oberflächlich, der Teufel steckt eben doch im Detail.    

Also gibt es neben dem so genannten Alltagsgeschäft noch einiges zu tun?    

Kaes-Torchiani: Natürlich, wobei aber die Einarbeitungszeit für mich wirklich mit Genuss und mit viel Spaß verbunden ist und ich im Moment, weil ich leider noch nicht mit der Familie umgezogen bin, noch mehr Zeit zur Verfügung habe, die ich dann auch nutze. Für mich fängt der Tag morgens früh an und ich kann abends spät aufhören, ohne dass ich ein schlechtes Gewissen der Familie gegenüber habe.  

Sie haben ja schon Stadtplanung in vergleichbaren Positionen in anderen Städten gemacht. Was macht der besondere Reiz hier in Trier aus im Gegensatz zu anderen Städten?    

Kaes-Torchiani: Also, Stadtplanung betreibe ich ja seitdem ich es mit dem Studium abgeschlossen habe. Aber keine der Städte ist vergleichbar mit Trier, der ältesten Stadt Deutschlands. Hier besteht die besondere Herausforderung auch darin, die geschichtsträchtige Bausubstanz zu wahren und gleichzeitig ein modernes, urbanes Leben mit zu gestalten. Im Gegensatz zu Nordrhein-Westfalen bietet die Kommunalverfassung von Rheinland-Pfalz mir als Baudezernentin die Möglichkeit, viel stärker aktiv zu werden, selber Ideen zu haben, Konzepte zu entwickeln und sie umzusetzen. Und das kommt meinem Naturell und meiner Auffassung von Baudezernatsleitung weitaus mehr entgegen.    

Welche Themen sind Ihnen denn besonders wichtig?  

Kaes-Torchiani: Um die Dinge, die ich für die Zukunft hier in Trier vorantreiben will, schon jetzt klar zu umreißen, ist die Zeit hier im Rathaus bisher einfach zu kurz. Aber in den zwei Monaten habe ich schon einige für mich wichtige Themenschwerpunkte gefunden. Das sind, wenn wir mit dem Verkehr anfangen, der Hochmoselübergang und die Verkehrsanbindung nach Luxemburg, nicht zu vergessen die Weiterentwicklung des Radwegenetzes und des ÖPNV. Dann wird bei der Präsentation oder bei der Weiterentwicklung der Stadt Trier für die Zukunft sicherlich das Motto „Stadt am Fluss“ von großer Bedeutung sein. In dem Bereich wird man nur mit kleinen Schritten Dinge vorantreiben und verbessern können. Die Entwicklung oder der Umbau des Flussufers mit naturnahen und daneben kommerziell genutzten Bereichen wie einem neuen Sporthafen oder Anlegestellen wird sicher eine große Bedeutung haben. Aber da muss eben viel überlegt und abgewogen werden und man muss Finanzierungsmöglichkeiten suchen und finden.

In Sachen „Zukunftsfähigkeit der Stadt“ hat das Rathaus ja das Ziel, zusätzlichen Wohnraum über neue Baugebiete bereitzustellen, um langfristig die Stadt attraktiv und die Einwohnerzahl über der 100 000er Grenze zu halten.  

Kaes-Torchiani: Genau. Wir wollen die Einwohnerzahl stabilisieren und vor allem jungen Familien eine Heimat, sprich die Möglichkeit bieten, Eigentum zu schaffen, also ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen. Das haben wir eingeleitet mit dem neuen Flächennutzungsplan, der von rund 100 Hektar netto Baulandfläche, die wir dann in der Bauleitplanung umsetzen wollen, ausgeht. Den bestehenden Bedarf kann ich ganz persönlich bestätigen, da ich ja selber schon lange nach einer passenden Wohnung gesucht habe. Es reicht aber nicht aus, nur neue Baugebiete auszuweisen, sondern wir wollen ja auch die neuen Flächen zukunftsfähig, sprich nachhaltig entwickeln. Das heißt, dass man zum Beispiel unter ökologischen Gesichtspunkten daran geht, unter Umständen auch einmal Energiekonzepte für einzelne Baugebiete zu entwickeln, die Modellcharakter für Trier oder für Baugebiete anderer Kommunen haben könnten.   

Welche Ideen stehen in dieser Hinsicht an?

Kaes-Torchiani: Ein Aspekt könnte etwa das so genannte Energiecontracting für ein ganzes Baugebiet oder aber ein Areal nur mit Passivhäusern in einem energetisch optimierten Bebauungsplan sein. Darüber hinaus wäre noch ein Wunsch von mir, dass man beim Bodenmanagement weiter einsteigt. In BU 12 ist es ja schon einmal gemacht worden, das heißt die Stadt weist dort Baugebiete aus, wo sie im Besitz der Flächen ist, um dann im Anschluss an die Rechtskraft des Bebauungsplans eine zügige Umsetzung des Baugebietes und die schnelle Bebauung zu ermöglichen. Der Vorteil liegt darin, dass wir die schnelle Bebauung der Grundstücke erreichen und für die Bauwilligen bezahlbares, voll erschlossenes Bauland zum Festpreis anbieten können. Wir haben ja im Rahmen des Flächennutzungsplans festgestellt, dass es in Trier trotz großer Nachfrage noch zahlreiche Lücken in Baugebieten gibt. Die Grundstücke stehen dem Markt nicht zur Verfügung, da sie für Kinder oder Enkel bereit gehalten werden. Für den Einzelnen ein nachvollziehbarer Wunsch, leider bekommt die Stadt dadurch die Schwierigkeit, bezahlbares Land, was jetzt bebaubar ist, anzubieten.

Wenn jetzt zur Baudezernentin die sprichwörtliche gute Fee käme und Sie hätten drei Wünsche, die Arbeit betreffend, frei. Welche wären das?

Kaes-Torchiani: Drei Wünsche.... Ja, in erster Linie würde ich mir einen Goldesel wünschen, weil dann immer, wenn für die Gestaltung von Dingen, die jetzt nicht unbedingt Pflichtaufgaben sind, aber die Stadt nach vorne bringen, langfristig ausreichend Geld zur Verfügung stehen würde. Der zweite wäre, dass alle Verkehrsprobleme auf einen Schlag zu lösen sind und der dritte Wunsch wäre, dass wir bei so wichtigen Ereignissen, wie den Antikenfestspielen, nur gutes Wetter haben.

Interview: Ralf Frühauf