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09.11.2010

Zu hohes finanzielles Risiko

Mangelnde Zuschauerresonanz – hier bei der Gastspielproduktion „Ödipus/Antigone“ des Frankfurter Schauspiels – führte bei den Antikenfestspielen zu erheblichen Einnahmeverlusten. Archivfoto: R. Lorig
Mangelnde Zuschauerresonanz – hier bei der Gastspielproduktion „Ödipus/Antigone“ des Frankfurter Schauspiels – führte bei den Antikenfestspielen zu erheblichen Einnahmeverlusten. Archivfoto: R. Lorig

Der Stadtvorstand schlägt dem Rat vor, die 1998 ins Leben gerufenen Trierer Antikenfestspiele nicht fortzuführen. In einer Vorlage zur Zukunft des Festivals, über die die Bürgervertretung am 16. November entscheidet, heißt es, die Verwaltung könne „nicht dazu raten“, ein vom Theater für 2011 erarbeitetes Alternativkonzept zu unterstützen. 

Der Entwurf sieht eine Eigenproduktion der Mozart-Oper „Titus“ in den Kaiserthermen, den Einkauf der Frankfurter Schauspielproduktion von Racines „Phädra“ und ein Festspielkonzert vor. Der städtische Zuschuss für die neuerlich veränderte Form der Festspiele würde sich bei einem Gesamtbudget von rund einer Million Euro auf knapp 200 000 Euro belaufen. Die diesjährigen Festspiele im Amphitheater, für die nach einjähriger Pause ein neues Konzept entwickelt worden war, fanden mit einer Auslastung von 54 statt einkalkulierter 75 Prozent nur ein geringes Besucherinteresse. Das Defizit beträgt 220 000 Euro. 

Der Beschluss des Stadtvorstands sei einstimmig erfolgt, sagte OB Klaus Jensen in einem Pressegespräch. Unter Abwägung aller Gesichtspunkte könne man nicht zu einer Fortsetzung raten. Das Risiko, auch in abgespeckter Form erneut ein finanzielles Desaster zu erleiden, sei zu hoch. Jensen verwies auf die desaströse Haushaltslage der Stadt, die mit einem Defizit von über 60 Millionen Euro unter einem enormen Konsolidierungszwang stehe. Der OB bescheinigte den diesjährigen Festspielen ein allseits anerkanntes hohes künstlerisches Niveau, doch habe es mit der geringen Zuschauerresonanz eine „klare Abstimmung mit den Füßen“ gegeben, die nicht ohne Konsequenzen bleiben könne.

Jensen bedauerte, dass es in den zurückliegenden zwölf Jahren nicht gelungen sei, die Festspiele weit über die Stadtgrenzen hinaus zu einer dauerhaft anerkannten Marke zu positionieren. Dies sei nicht nur eine Frage des Werbebudgets, sondern auch der breiten Bereitschaft, sich mit Begeisterung vorbehaltlos mit dem Projekt zu identifizieren. „Es fehlte oft das Feuer, aus der Festspielidee etwas Großes zu machen.“ Allerdings werde Trier ohne Antikenfestspiele nicht kulturlos. Stadtvorstand und Theater überlegten bereits, wie die antiken Stätten mit finanzierbaren Angeboten weiter kulturell genutzt werden könnten.

Auch Kulturdezernent Thomas Egger bekräftigte, dass es mit der Einstellung der Antikenfestspiele kein Sommerloch beim Theater geben werde. Für die Erarbeitung eines gänzlich neuen Angebots müsse man sich unter Klärung grundsätzlicher Fragen jedoch erst einmal „freischwimmen“.

Nach Eggers Auffassung beinhaltet auch das veränderte Konzept für 2011 in den Kaiserthermen große Risiken, die man bei einer Abwägung nicht noch einmal eingehen könne. Der Spielort Kaiserthermen sei keineswegs unproblematisch. So könne der dortige Lärmpegel durch Straßen und Bahn nur mit einem hohen logistischen und finanziellen Aufwand vermindert werden. Zudem müsse wieder mit Ausnahmegenehmigungen gearbeitet werden. Da die ständige Diskussion über das richtige Konzept keineswegs dazu beigetragen habe, das Festival als eigenständige Marke zu etablieren, sei nur noch mit einem „verhaltenen Sponsoring“ zu rechnen. Auch müsse das diesjährige Minus von 220 000 Euro erst noch verkraftet werden.

Egger bedankte sich für den Enthusiasmus, mit dem die Theatermacher und viele Helfer hinter der Idee der Antikenfestspiele gestanden hätten. Allerdings könne man nicht verleugnen, dass es von Anfang an erhebliche juristische und finanzielle Probleme gegeben habe, von den Wetterunbilden der Open Air-Veranstaltungen ganz zu schweigen. Unterdessen zeichnet sich im Rat eine breite Unterstützung für den Verwaltungsvorschlag ab.