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05.06.2007

Wohnbauflächen auf dem Prüfstand

Der vom Stadtplanungsamt vorgeschlagene Pool für Wohnbauland (gelbe Flächen) umfasst 260 Hektar. Davon sollen nach einer vertiefenden Prüfung im neuen Flächennutzungsplan 100 Hektar ausgewiesen werden.
Der vom Stadtplanungsamt vorgeschlagene Pool für Wohnbauland (gelbe Flächen) umfasst 260 Hektar. Davon sollen nach einer vertiefenden Prüfung im neuen Flächennutzungsplan 100 Hektar ausgewiesen werden.
Schlagworte wie „demographischer Wandel“ und „Geburtenarmut“ prägen in jüngster Zeit die Diskussion um die künftige räumliche Entwicklung in Deutschland. Auch bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplans für Trier spielen die Bevölkerungsentwicklung und der Bedarf an Wohnbauflächen eine wichtige Rolle: 30,7 Prozent des Stadtgebiets werden derzeit schon als Siedlungs- und Verkehrsfläche genutzt. Der künftige Bedarf an Wohnbauland und die dafür geeigneten Flächen stehen im Mittelpunkt der Informationsveranstaltung am Dienstag, 12. Juni, 19.30 Uhr, im Tagungszentrum der IHK, Herzogenbuscher Straße 12. Alle interessierten Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.

Die Frage, wieviel Wohnbauland in Trier neu ausgewiesen werden soll, hängt entscheidend von der künftigen Einwohnerzahl ab. 2003 prognostizierte das Statistische Landesamt für die Moselmetropole einen Bevölkerungsrückgang um circa 5 400 Personen bis 2015. Für 2005 wurde eine Bevölkerungszahl von 97 515 erwartet. Tatsächlich lag Trier am 31. Dezember 2005 mit 99 843 Einwohnern  um rund 2 400 über der Prognose.

Einwohnerverluste vermeiden

Diese Zusammenhänge machen deutlich, dass Prognosen über die zukünftige Entwicklung stets mit erheblichen Unsicherheiten behaftet sind. Neben der Geburten- und Sterbehäufigkeit zählen dazu vor allem die Wanderungen über die Gemeindegrenzen. Trotzdem sind Prognosen als Grundlage für die räumliche Planung unerlässlich.

Die Stadt Trier hat sich bereits 2005 in ihrem strategischen Konzept „Zukunft Trier 2020“ das Ziel gesetzt, die Bevölkerungszahl zu stabilisieren. Als Einflussmöglichkeiten werden insbesondere die Vermeidung der Stadt-Umland-Wanderungen und die Nutzung des „Standortfaktors Luxemburg“ gesehen. Vor allem die Entwicklung auf dem Petrisberg zeigt, dass Trier für die in Luxemburg tätigen Arbeitnehmer eine hohe Attraktivität besitzt.

Wanderungsgewinne erwartet

Die Ziele für die Neuaufstellung des Flächennutzungsplans bauen auf dem  Stadtmarketingkonzept „Zukunft Trier 2020“ auf. Die Analyse des Baulandbedarfs bis 2020 stützt sich auf die Prognose des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung (BBR), die für einen Großteil der Region und die Stadt Trier Bevölkerungsgewinne voraussieht. Nach der BBR-Prognose wird Trier im Jahr 2020 102 500 Einwohner haben. In der Projektion des Statistischen Landesamtes (mittlere Variante) wird demgegenüber nur von circa 93 000 Einwohnern ausgegangen. Ausschlaggebend für diese Unterschiede sind die weitaus optimistischeren Wanderungsannahmen des BBR: Es wird unterstellt, dass bei der jährlichen Gegenüberstellung von Zu- und Abwanderung ein Plus von durchschnittlich 400 Personen erzielt wird. Dies entspricht exakt den Zielen der Stadt.

Die Raumordungsprognose des BBR beinhaltet neben der Entwicklung von Bevölkerung und Privathaushalten auch eine Vorausschätzung des Wohnungsbedarfs. Die Zahl der in Zukunft benötigten Wohnungen wird entscheidend von der Entwicklung der Privathaushalte beeinflusst. Das BBR rechnet für den Zeitraum 2002 bis 2020 mit einer Zunahme um insgesamt 2 100 Haushalte. Es wird von einer erheblichen Steigerung bei den Haushalten mit einer und zwei Personen ausgegangen. Dagegen werden bei den Haushalten mit drei und mehr Personen Rückgänge erwartet. Hierin spiegelt sich auch der erwartete Alterungsprozess in der Bevölkerung wider. Auf die künftige Wohnflächennachfrage hat daneben auch die Eigentumsbildung in der Bevölkerung und der damit einhergehende individuelle „Konsum“ von Wohnflächen maßgeblichen Einfluss.

450 neue Wohnungen jährlich

Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung geht für den Zeitraum 2005 bis 2020 von einem Neubaubedarf von insgesamt circa 6 700 Wohnungen in Trier aus. Dies entspricht  etwa 450 Wohneinheiten jährlich. Einen Schwerpunkt werden die Einfamilienhäuser bilden. Allein für dieses Segment sieht das BBR einen Bedarf von etwa 200 Einheiten jährlich. Wie die Grafik unten verdeutlicht, übertrifft der erwartete Eigenheimbedarf die Zahl der in den vorherigen Jahren tatsächlich gebauten Einfamilienhäuser erheblich. Gerade die vermehrte Bereitstellung von Eigenheimgrundstücken ist zur Vermeidung von Stadt-Umland-Wanderungen und dem damit verbundenen erhöhten Verkehrsaufkommen unerlässlich.

Reserven nutzen

Dem künftigen Neubaubedarf werden in dem vom Stadtplanungsamt erarbeiteten „Fachbeitrag Wohnungsbau“ zum Flächennutzungsplan die „Innenentwicklungspotenziale“ im Stadtgebiet gegenübergestellt. Es handelt sich dabei um Flächenreserven in Baulücken, aktuellen Baugebieten und bereits planerisch festgelegten Neubaumaßnahmen. Das Stadtplanungsamt geht davon aus, dass auf diesen Grundstücken insgesamt 1 970 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern und Familieneigenheimen geschaffen werden können. Es bleibt ein nicht gedeckter Bedarf von circa 100 Hektar Bauland (1 890 Eigenheimgrundstücke, 2 500 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern), der im Flächennutzungsplan neu ausgewiesen werden soll.

Wo entstehen neue Baugebiete?

Zur Auswahl geeigneter Wohnbauflächen setzt das Stadtplanungsamt auf ein mehrstufiges Verfahren. Dabei gilt es verschiedene Kriterien zu berücksichtigen:
  • Innenentwicklung vor Außenentwicklung
  • Vermeidung von Zersiedelung
  • ÖPNV-Anbindung
  • Geringe Beeinträchtigung der Umwelt
  • Nahversorgung.
Auf der Grundlage von Standortvorschlägen aus den Stadtteilrahmenplänen, bereits vorliegenden Anregungen der Bürger sowie eigenen Überlegungen wurde zunächst eine „Gebietskulisse“ gebildet. Sie stellt das maximal mögliche Erweiterungspotenzial dar. Diese Flächenpotenziale wurden einer Erstbewertung unterzogen, um hieraus einen Flächenpool für die vertiefende Prüfung zu bilden.

Der jetzt vorgeschlagene Flächenpool   von 260 Hektar Nettobauland beinhaltet größtenteils Standorte, die bereits in den Stadtteilrahmenplänen unter Beteiligung der Bürger und der Ortsbeiräte in die Diskussion gebracht wurden. Neben einigen Vorschlägen  der Bürger wurden aber auch Standorte aus früheren Entwicklungskonzepten aufgenommen – so zum Beispiel der Bereich zwischen Mariahof und Brubacher Hof, der bereits 1994 als städtebauliche Entwicklungsmaßnahme festgelegt worden war. Mit dem Standort „Kobenbach“ wurde auch ein gänzlich neuer Vorschlag aufgenommen, der im Zusammenhang mit dem Wohngebiet „Roscheid“ der Stadt Konz als interkommunales Projekt entwickelt werden könnte. Der Pool für die vertiefende Prüfung besteht zu etwa 30 Prozent aus Innenentwicklungsflächen. Neben den Konversionsgebieten in Feyen und Trier-West gehört dazu auch der Standort „Gerberstraße“, für den eine städtebauliche Neuordnung vom Gewerbegebiet zum Wohnbaustandort geprüft werden soll. Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani hierzu: „Ich sehe in der Nutzung der Konversionsflächen und sonstigen Innenentwicklungspotenziale eine große Chance. Wir werden im weiteren Verfahren aber auch die Belange der gewerblichen Wirtschaft mit berücksichtigen müssen.“

Die Standortvorschläge aus dem Flächenpool sollen nach der erweiterten Bürgerbeteiligung und erneuter Beratung im Stadtrat in der zweiten Jahreshälfte einer vertiefenden Prüfung unterzogen und die am besten geeigneten Flächen mit einem Umfang von rund 100 Hektar Nettobauland in den FNP neu aufgenommen werden.