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23.02.2010

Wirtschaft noch stärker einbinden

Charlotte Kleinwächter
Charlotte Kleinwächter
Seit zehn Jahren ist die 44-jährige Diplom-Geographin Charlotte Kleinwächter Geschäftsführerin des Vereins Lokale Agenda 21 (LA 21). Nach einem Stadtratsbeschluss kümmert sich der Verein um Projekte zur nachhaltigen Entwicklung Triers und erhält dafür städtische Zuschüsse. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) zieht Kleinwächter eine Zwischenbilanz.

RaZ: Was waren prägende Erfahrungen Ihrer Anfangszeit als LA 21-Geschäftsführerin?

Kleinwächter: Natürlich stand am Anfang der Aufbau der Geschäftsstelle: Erst zur Untermiete in den Büros der ersten Vorsitzenden, dann in Trier-Nord. 2001 zog der Verein in die Palaststraße. Wir haben eine Broschüre entwickelt, die Homepage aufgebaut usw. Genauso wichtig war aber die Netzwerkarbeit: Vor der Gründung gab es schon wichtige Aktivitäten für die nachhaltige Entwicklung. So zählte der Aufbau des LAUNE-Netzwerkes zu meinen ersten großen Aufgaben. Finanziert von der Landeszentrale für Umweltaufklärung wurde ich zur LA 21-Moderatorin ausgebildet und konnte wichtige Kontakte in Rheinland-Pfalz aufbauen, die bis heute relevant sind. Schließlich haben wir früh mit der Bürgerbeteiligung begonnen, so bei der Kornmarktumgestaltung.
 
Wie entstand die Idee zum Trierer „Zukunftsdiplom für Kinder“?

2002 haben wir zweiwöchige Agendawochen parallel zum Johannesburg-Gipfel organisiert. In diesem Rahmen stellte in kleinem Kreis ein Vertreter der Luxemburger Umweltberatung  das Umweltdiplom für Kinder vor, das er 2000 organisiert hatte. Als der Vorstand 2003 ein Agendaprojekt zur Landesgartenschau suchte, habe ich vorgeschlagen, diese Idee weiter zu entwickeln und auf alle Nachhaltigkeitsbereiche auszuweiten. Geboren war das Zukunftsdiplom! Eigentlich sollte es nur 2004 zur Landesgartenschau stattfinden, doch der Erfolg war so groß, dass wir es seitdem jedes Jahr organisieren.

Warum engagieren Sie sich für den Verein bei dem Projekt „TAT – Trier: Aktiv im Team“, das 2010 schon zum dritten Mal stattfindet?

Es gehört zu meiner Arbeit, immer wieder Projektideen zu entwickeln, mit denen unser Verein die nachhaltige Entwicklung in der Region befördern könnte. So bin ich 2006 auf das Konzept des Engagementtages gestoßen, dass andernorts schon verwirklicht wurde. Geborener Partner dafür war natürlich die Ehrenamtsagentur, die sich zufälligerweise zeitgleich mit diesem Thema beschäftigt hat. Wir haben rechtzeitig zueinander gefunden und sehr früh weitere Partner gefunden, unter anderem die Bitburger Braugruppe. Mir ist das Projekt aus zwei Gründen sehr wichtig: Zum einen leistet es einen wichtigen Beitrag zur regionalen Nachhaltigkeit, so durch die Förderung der regionalen Identität und bürgerschaftlichen Engagements. Zum anderen sind wir ein tolles Team, in dem Gemeinwesen und Wirtschaft mit viel Spaß und Erfolg zusammen arbeiten.

Welche weiteren Highlights prägten Ihre Tätigkeit seit Februar 2000?

Da gibt es sehr viele, denn das Tolle an meiner Arbeit und am Thema Nachhaltigkeit ist die Vielfältigkeit! 2000 habe ich das Kornmarktfest zur Beteiligung der Bevölkerung bei dessen Umgestaltung in guter Erinnerung, das wir mit dem Stadtplanungsamt organisiert haben. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! 2001 haben wir eine spannende internationale Konferenz über Bürgerbeteiligung veranstaltet. Dann waren da die verschiedenen Moderationen zur Stadtteilrahmenplanung und nachgeschaltete Projekte, wie die Umgestaltung des Zewener Schulhofs. Weitere
Highlights sind die Weltbürgerfrühstücke seit 2007 und die Agendapreis-Verleihungen alle zwei Jahre, Projekte mit Schulen, die Zehn-Jahres-Feier im letzten Jahr und und und ...

Wie schätzen sie heute die Akzeptanz zentraler LA 21-Projekte bei den Trierern ein?

Ganz sicher haben wir mit unserer Arbeit schon viele Menschen in Trier erreicht und auf die Notwendigkeit von nachhaltiger Entwicklung aufmerksam gemacht. So hat das Zukunftsdiplom eine enorme Breitenwirkung. Viele unserer Projekte werden begrüßt. Aber trotzdem wünschte ich mir, dass Nachhaltigkeit eine noch viel größere Rolle spielen würde bei den politischen Entscheidungen des Stadtrates, beim Handeln der Verwaltung und individuellen Verhaltensweisen der Trierer. Ich glaube, wir müssen die Frage des global verantwortungsbewussten Lebensstils auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene noch viel stärker diskutieren.

Welche Arbeitsschwerpunkte zeichnen sich für die nächsten Jahre ab?

Anknüpfend an die vorherige Frage ist und bleibt die Bewusstseinsbildung für nachhaltige Entwicklung eine große Aufgabe. Hier bietet sich die Kooperation mit der Volkshochschule zum Jahresschwerpunkt „Nachhaltig leben“ an. Wir wollen in der zweiten Jahreshälfte substanzielle Programmbeiträge leisten. Aber auch den Dialog mit Politik und Verwaltung möchten wir intensivieren. Die Einbindung der Wirtschaft in den Agenda-Prozess ist ein weiteres wichtiges Anliegen. Seit 2010 gibt es in unserem Verein eine neue Gruppe, die das Thema Verkehr zu einem neuen Arbeitsschwerpunkt ausbaut. Unsere umfangreichen Aktivitäten in den Bereichen Bildung für nachhaltige Entwicklung und Energie werden wir natürlich fortsetzen, zumal sie von sehr aktiven Projektpartnern und
-gruppen getragen werden.

Das Gespräch führte Petra Lohse