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12.10.2010

Warten auf ein revidiertes Konzept

Arrigo Boitos Oper „Nerone“ verzeichnete bei den Antikenfestspielen 2010 im Amphitheater eine Auslastung von nur 52 Prozent.
Arrigo Boitos Oper „Nerone“ verzeichnete bei den Antikenfestspielen 2010 im Amphitheater eine Auslastung von nur 52 Prozent.
Fortführung der Antikenfestspiele, ja oder nein, und wenn ja, in welcher Form? Mit dieser Frage befasste sich der Stadtrat nach dem diesjährigen Festival-Minus von rund 220.000 Euro aufgrund der stark zurückgegangenen Besucherzahl. Dem Vorschlag der FWG, schon jetzt bei der Landesregierung nachzufragen, ob es eine grundsätzliche Bereitschaft gebe, sich für die Antikenfestspiele finanziell weiter in die Pflicht nehmen zu lassen, folgte die große Mehrheit des Rats von CDU, SPD, Grüne und FDP allerdings nicht.

Das Gremium verwies den Vorstoß gegen das Votum der FWG, eines Sozialdemokraten sowie den Vertretern der Linken und der NPD in den Kulturausschuss, der sich am 4. November mit einem bis dahin vom Theater zu erarbeitenden revidierten Konzept beschäftigt. Man müsse zu-nächst das Ergebnis dieser Debatte abwarten und könne womöglich erst dann das Land um finanzielle Unterstützung bitten, lautete die Ratsmehrheit. Die endgültige Entscheidung über die Zukunft der Festspiele trifft dann der Stadtrat in der nächsten Sitzung am 16. November.

„Helfer aus der Not“

Der kulturpolitische Sprecher der FWG-Fraktion, Professor Hermann Kleber, zeichnete in der Antragsbegründung Stationen der holprigen Wegstrecke der Antikenfestspiele nach und kam zu dem Ergebnis, dass selbst bei einer reduzierten Form, über die derzeit nachgedacht werde, eine Anschubfinanzierung aus Mainz unverzichtbar bleibe. Das Land habe sich schon mehrfach als „Helfer aus der Not und verlässlicher Partner“ erwiesen. Der Antrag könne zur unverzichtbaren Planungssicherheit für 2011 und womöglich auch für die beiden Folgejahre beitragen.

Trägerschaft kritisch prüfen

Dr. Ulrich Dempfle bezweifelte für die CDU-Fraktion, dass man diese Zusage für ein Projekt erhalte, dessen konzeptionelle Umgestaltung derzeit noch nicht bekannt und dessen grundsätzliche Fortführung noch gar nicht garantiert sei. Zwar attestierte der christdemokratische Kultursprecher den diesjährigen Festspielen, unter künstlerischen Gesichtspunkten mit der neuen inhaltlichen Ausrichtung erfolgreich gewesen zu sein, doch müsse man ebenso zur Kenntnis nehmen, dass viel zu wenige Besucher, und noch nicht einmal die Trierer selbst, zu den Aufführungen ins Amphitheater gekommen seien. „Die Antikenfestspiele sind in dieser Form nicht mehr bezahlbar“, fasste Ulrich Dempfle zusammen und sprach sich für die Zukunft für „Festspiele in antiken Stätten“ aus, die zuvörderst von den Trierern und den Menschen in der Großregion angenommen würden. Man werde das jetzt zu erstellende revidierte Konzept, aber auch die bisherige Form der Trägerschaft, kritisch und offen prüfen.

„Zu früh und unnütz“

SPD-Fraktionsvorsitzender Sven Teuber stellte klar, dass die Stadt der Veranstalter sei und man unabhängig von Dritten anhand von Vorlagen, Konzepten und Zahlen entscheiden müsse, „was zu tun ist und was nicht“. Grünen-Sprecherin Uschi Britz verwies darauf, dass man sich mitten in der Debatte über die Zukunft der Festspiele befinde und man jetzt erst einmal die Entscheidung im Kulturausschuss abwarten müsse, bevor Anträge an die Landesregierung gestellt würden. Diese Auffassung wurde von Monika Indig (FDP) geteilt. Es sei „zu früh und unnütz“, über etwas zu befinden, was man im Moment noch gar nicht kenne. Linken- Vertreterin Katrin Werner betonte den grundsätzlichen Stellenwert der Kultur, die nicht nur ein ökonomischer Faktor sei.