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15.02.2011

Wachsender Bedarf, zu wenig junge Ärzte

Der Trierer Orthopäde Dr. Christian Fink untersucht das Schultergelenk eines Patienten.
Der Trierer Orthopäde Dr. Christian Fink untersucht das Schultergelenk eines Patienten.
In einer immer stärker alternden Gesellschaft wachsen die Anforderungen an die medizinische Versorgung. Gleichzeitig gehen viele ältere Mediziner in Rente und der Nachwuchs ist teilweise knapp. Um diese Herausforderungen zu bestehen und Angebot und Nachfrage besser abzustimmen, werden 4000 Bewohner der Region Trier-Saarburg befragt.

Die Erhebung auf Initiative der Stadt und des Kreises Trier-Saarburg wird als Gemeinschaftsprojekt der Universität, des Gesundheitsamts und der Kassenärztlichen Vereinigung Trier-Saarburg umgesetzt. Sie soll Basisdaten liefern für die Strukturplanung und hat ihren Schwerpunkt in der ambulanten Versorgung.

Für Oberbürgermeister Klaus Jensen ist das derzeit sehr gute Trierer Angebot, gerade bei den Krankenhäusern, kein Grund „sich zurückzulehnen“. Man dürfe die ambulante Versorgung nicht aus dem Auge verlieren und müsse sehr genau die Defizite untersuchen.
Nicht zuletzt mit Blick auf die tiefgreifenden Folgen des demographischen Wandels müsse die Qualität der Versorgung weiter verbessert werden, betonte Jensen bei der Vorstellung der bevorstehenden regionalen Untersuchung. Deren Ergebnisse sollen Anfang 2012 vorliegen.

Erste Lücken zeichnen sich ab

In einigen Teilen des Kreises Trier-Saarburg zeichnen sich nach Einschätzung von Landrat Günther Schartz bereits Engpässe bei den  Hausärzten als zentrale Schnittstelle der medizinischen Versorgung ab. In der Verbandsgemeinde Kell am See werde es beispielsweise immer schwieriger, geeignete Nachfolger zu finden.

Der empirische Sozialforscher  Dr. Rüdiger Jacob von der Universität Trier, der für die Umsetzung der Untersuchung und die Auswertung der Ergebnisse zuständig ist, verwies ergänzend auf Ergebnisse des Versorgungsaltlasses Rheinland-Pfalz 2009/ 2010. Demnach bevorzugen junge Mediziner beim Start in den Beruf die Städte wegen der oft attraktiveren Rahmenbedingungen. Die Region Trier-Saarburg belegt hier einen Mittelfeldplatz. Weil der Versorgungsatlas aber nicht ausreicht, um im Detail aussagekräftige Aussagen für Trier-Saarburg zu gewinnen, wurde die neue Untersuchung in Auftrag gegeben. Im Trierer Rathaus ist das Amt für Stadtentwicklung und Statistik für das Projekt zuständig.

Hohe Rücklaufquote unerlässlich

Die rund 4 000 Umfrageteilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip von den Einwohnermeldeämtern ausgewählt und erhalten einen anonymen Fragebogen. Die Beantwortung erfordert nur wenige Minuten. Die Wissenschaftler wollen unter anderem wissen, wie oft und warum ein Arzt aufgesucht wird, wie gut die Praxis erreichbar ist und ob der Bereitschaftsdienst am Wochenende reibungslos funktioniert. Die Ärzte werden unter anderem gefragt, welche Leistungen sie jetzt und in Zukunft anbieten und welche Zusatzausbildung oder Spezialisierung denkbar oder geplant ist.
 
Damit die Ergebnisse möglichst repräsentativ sind, ist eine hohe Rücklaufquote unerlässlich. Zweite wichtige Säule der Untersuchung ist eine Befragung der niedergelassenen Ärzte. Außerdem sind Bevölkerungsprognosen des Statistischen Landesamts sowie Daten der Kliniken und des Trierer Pflegeberichts einbezogen. Die Untersuchung ist erforderlich, weil die letzten regionalen Erhebungen zehn Jahre alt sind. Für eine fundierte Planung der Infrastruktur sind aktuelle Daten unerlässlich.

Eine große Herausforderung für das Gesundheitswesen in einer rapide alternden Gesellschaft ist das sich verändernde Spektrum der Krankheiten. Auffälligstes Beispiel ist die Zunahme der Demenzerkrankungen, die zum Teil völlig neuartige Strukturen in der Behandlung und Pflege erfordert. Außerdem müssen gerade auf dem Land eine wohnortnahe Versorgung mit zumutbaren Entfernungen zum nächsten Arzt sichergestellt und attraktive Anreize für jüngere Mediziner geschaffen werden.