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15.03.2022

Vorreiter bei den digitalen Bildtechniken

Kulturdezernent Markus Nöhl überreicht die Urkunde an Clas Steinmann, daneben steht Ehefrau Maria Steinmann.
Kulturdezernent Markus Nöhl (Foto oben Mitte) präsentiert die Urkunde für den Ramboux-Preis, die er zuvor Clas Steinmann verliehen hat. Maria Steinmann freut sich über die Ehrung für ihren Ehemann. Foto: Stadtmuseum

Bei einer festlichen Preisverleihung im Stadtmuseum Simeonstift überreichte Kulturdezernent Markus Nöhl am Freitag den Ramboux-Kunstpreis der Stadt Trier an Clas Steinmann. Der Trierer Künstler wurde damit für sein Lebenswerk und sein jahrzehntelanges Engagement für Kultur und Bildung ausgezeichnet. Auch die Auszeichnung hat schon eine lange Tradition

Bereits seit 1961 vergibt die Stadt Trier den Ramboux-Kunstpreis an bildende Künstlerinnen und Künstler. In diesem Jahr standen sich Preisträger und Namensgeber des Kunstpreises dabei besonders nahe: In seiner Festrede hob Kulturdezernent Markus Nöhl die geistige Verwandtschaft von Johann Anton Ramboux, dem bedeutenden Trierer Maler und Grafiker des 19. Jahrhunderts, und dem 1941 geborenen Clas Steinmann hervor: „Beide sind nicht nur hinsichtlich ihrer künstlerischen Technik auf der Höhe ihrer Zeit. Sie eint auch ihr Engagement für Bildung und junge Menschen“, so der Kulturdezernent. Mit seinen druckgrafischen Ansichten Triers und der Antike überzeugte Johann Anton Ramboux nicht nur als Meister seines Fachs. Er fertigte auch kunsthistorische Bildvorlagen für den Unterricht und setzte sich damit für die kulturelle Bildung ein.

Auch Clas Steinmann war über Jahrzehnte in doppelter künstlerischer Mission tätig. Neben der eigenen künstlerischen Laufbahn ging der Absolvent und Meisterschüler der Hochschule für Bildende Künste Berlin als Professor für Zeichnen und Gestaltungsgrundlagen an der damaligen Fachhochschule Trier in die Lehre. Ähnlich wie Johann Anton Ramboux entwickelte er sich zu einem Vorreiter neuer druckgrafischer Verfahren, indem er seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts die noch jungen Möglichkeiten der digitalen Bildtechniken in seine Arbeit einbezog. Steinmanns gewandter und origineller Umgang mit den künstlerischen Medien lässt sich in der Einzelausstellung „An diesem Punkt“ nachvollziehen, die im im Stadtmuseum eröffnet wurde. Mit der Verlinkung von Malerei, Zeichnung, Fotografie und digitaler Bildbearbeitung bricht er hier die herkömmliche Sicht auf die Realität und knüpft so an Fragen der Gegenwart an.

In einem Künstlergespräch im Rahmen der Preisverleihung mit Dr. Bärbel Schulte, stellvertretende Direktorin des Stadtmuseums Simeonstift, legte Clas Steinmann seinen künstlerischen Ansatz dar. Die geladenen Gäste, unter denen auch Oberbürgermeister Wolfram Leibe war, honorierten seine kurzweiligen und persönlichen Ausführungen mit viel Applaus. Der authentische Auftritt des Künstlers bei der Preisverleihung bestätigte die gute Wahl des Kulturausschusses für den Ramboux-Kunstpreis 2022.

Nach Peter Krisam, Jupp Zimmer, Werner Persy, Manfred Freitag und Dieter J.J. Sommer ist Steinmann jetzt der sechste Künstler, der diese besondere Ehrung für sein Lebenswerk erhielt. Mit seinen viel beachteten künstlerischen Arbeiten im öffentlichen Raum ist er den Trierern wahrscheinlich am besten bekannt: 2012 schuf er ein Mahnmal für die deportierten Sinti und Roma, das weit über Trier hinaus große Beachtung fand. Wer in der Nähe des Doms durch die Windstraße geht, passiert sechs Bronzestelen mit türkisfarbener Patina. Die Gedenkstätte steht exemplarisch für seine konzeptuelle Methode: In dieser bildhauerischen Ästhetik sind QR-Codes in die Oberfläche eingearbeitet, die zu weiterführenden Online-Infos führen.

Viele Besucher nutzten am Wochenende die Möglichkeit, sich bei freiem Eintritt und einem Glas Wein auf dem sonnigen Kreuzgang des Stadtmuseums sich die neue Ausstellung „An diesem Punkt“ mit Arbeiten des neuen Ramboux-Preisträgers anzuschauen. An die 300 Gäste konnte das Stadtmuseum Simeonstift bereits am ersten Tag vermelden.

Weitere Infos und Hintergründe zum Werk des Ramboux-Preisträgers: www.classteinmann.com.

Alexandra Orth

 
Bildergalerie
  • Kulturdezernent Markus Nöhl überreicht die Urkunde an Clas Steinmann, daneben steht Ehefrau Maria Steinmann.
  • Die Ausstellung zeigt einen Überblick des Lebenswerks, darunter die digitale Grafik „Ignore me“ von 2019 (Bild). Foto: Stadtmuseum