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09.12.2014

Vom Militär- zum Spaßbad

Badevergnügen im Nordbad in den 50er Jahren.
„Es ist gar nicht kalt“. Ein Pärchen testet kurz nach der Eröffnung 1955 das neue Freibad Trier-Nord. Foto: Stadtarchiv
Die Trierer gehen gerne baden. Schon zu Römerzeiten gab es in der Stadt mit Viehmarkt-, Barbara- und Kaiserthermen drei große Badeanstalten. Aber es gab auch Zeiten, in denen den Trierern der Badespaß vergällt wurde. Aus Angst vor Syphilis, Lepra und Pest mieden die Menschen im Mittelalter die Bäder. Wer es sich leisten konnte, übertünchte Schmutz und Geruch mit Parfüm und Kräuterwasser.

Als die preußische Armee nach dem Wiener Kongress auch im Trierer Land stationiert wurde, eröffnete sie zur Schwimmausbildung ihrer Rekruten schwimmende Bäder auf der Mosel, so genannte Flussbäder. 1846 wurde eine solche Ausbildungsstätte in der Nähe der Römerbrücke eingerichtet. Sie ging 1875 in den Besitz der Familie Schadow über und wurde öffentliche Badeanstalt. „Zum Schadow“ stand später in der Kritik, als auch Frauen – in einem getrennten Bereich – das Flussbad nutzen durften. Sittenwächter befürchteten, dass Männer und Frauen unter den Absperrungen durchtauchen und sich außerhalb der Badeanstalt in der Mosel treffen könnten. 1906 verlangte der Regierungspräsident eine Abschirmung nach allen Seiten, damit kein Passant die Damen in ihren Badekostümen von der Römerbrücke und dem Treidelweg aus beobachten konnte. Ein reines Damenschwimmbad lag ab 1902 bei den Krahnen vor Anker, brannte jedoch 1910 ab und wurde nicht neu errichtet.

Im Bereich des heutigen Nordbads lag das städtische Bad „St. Marien“, mit einem Strandterrain im Uferbereich. Es verfügte über Liegehalle und Wärterwohnung und wurde 1922 zu einem Luft- und Sonnenbad ausgebaut. Nachdem 1933 Umkleide- und „Brauseräume“ dazukamen, erhielt es die Zulassung zum Familienbad. Das Strandbad blieb bis zum Bau des neuen Freibads 1955 in Betrieb. Im Bereich des heutigen Brückenkopfes der Konrad-Adenauer-Brücke in Trier-West gab es ebenfalls ein Strandbad. Als Flussbad für „bessere Leute“ galt das „Schiffchen“ der Familie Gindorf, das unterhalb des Bootshauses der Rudergesellschaft lag und nur für Mitglieder zugänglich war.

Streit um das neue Freibad

Die Trierer Strand- und Flussbäder verschwanden, als nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Mosel zusehend verschmutzte und dadurch die Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung stieg. Da keine Alternativen vorhanden waren, wurden in Trier Forderungen nach einem modernen Freibad laut. Mögliche Standorte boten Flächen in Trier-Nord, -West und -Süd. Jede dieser Optionen hatte Fürsprecher im Stadtrat, wobei die „West-Fraktion“ ihre Bestrebungen einstellte, als man ihr den Bau eines besonders schönen Schwimmbads zu einem späteren Zeitpunkt in Aussicht stellte. Die Fürsprecher für Nord und Süd waren jedoch zu keinem Kompromiss bereit, weshalb der Stadtrat beschloss, beide Freibäder zu errichten. Die von der Presse als „hochherzig“ bezeichnete Entscheidung kostete die Stadt insgesamt knapp 1,9 Millionen Mark, wobei sie fast alles selber finanzieren musste und das Südbad mit 1,4 Millionen Mark deutlich teurer war. Beide Bäder wurden von den Architekten Dietrich und Karnatz entworfen und öffneten ihre Becken am 3. Juni 1956 (Nord) und 16. Juni 1957 (Süd). Die Bauarbeiten am Südbad verzögerten sich aufgrund von Finanzierungsproblemen. Beide Freibäder waren ursprünglich beheizt, heute wird nur noch das Nordbad erwärmt.