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14.05.2019

Vom Korsett zum Schulterpolster

Junge im Matrosenanzug.
Junge im Matrosenanzug. Foto: Privat

„Was ziehe ich bloß an?" Diese Frage stellt sich nicht nur beim morgendlichen Blick in den Kleiderschrank, sie ist auch ein kulturhistorisches Thema mit vielen Facetten. Das Stadtmuseum Simeonstift beleuchtet ab 19. Mai in einer großen Sonderausstellung Mode für besondere Anlässe von 1770 bis heute.

Wer in den 80er-Jahren etwas auf sich hielt, bereitete seine Ausgehgarderobe mit großer Akribie vor: Zur Dauerwelle gesellten sich dramatische Schulterpolster und knallenge Jeans – am besten in der Badewanne auf die individuelle Körperform angepasst und anschließend trockengeföhnt. Ein aufwendiges Zeremoniell für einen zeitlosen Zweck: Dem Anlass angemessen gekleidet zu sein.

Aber was wird heute als „angemessene Kleidung" erachtet? Welche Etikette galt und gilt bei besonderen Terminen wie Taufe, Hochzeit oder Party? Diesen Fragen geht das Stadtmuseum in einer großen Sonderausstellung nach. Ausgehend von den Stücken der eigenen Textilsammlung und Objekten aus dem Besitz des Trierer Sammlers Ralf Schmitt spannt die Ausstellung den Bogen von höfischer Kleidung des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Während die formellen Kleiderregeln und eng geschnürten Korsette mit den Jahrhunderten lockerer wurden, begegnen uns die Kategorien over- oder underdressed bis heute.

Um den Dresscodes der Gegenwart auf die Spur zu kommen, hat das Stadtmuseum Simeonstift die Garderoben der Trierer in den Blick genommen: Zahlreiche BürgerInnen folgten einem Fotoaufruf und sandten Bilder ihrer Mode-Highlights an das Museum: Entstanden ist eine bunte Fotosammlung vom Matrosenanzug für Knaben über bunte Federboas bis zum Abschlussballkleid der Tanzschule (Fotos oben: privat). Die Bilder werden in einer Medienstation präsentiert und laufend um neue Zusendungen ergänzt.

Weitere Fotoeinsendungen möglich

Zudem wurde während der Ausstellungsvorbereitung Feldforschung zum Thema Anlassmode betrieben: In Videointerviews erzählen verschiedenste Menschen, was sie sich beim Griff in den Kleiderschrank ge-

dacht haben – unter anderem ein Schornsteinfegermeister in Berufsuniform, die Gäste einer Hochzeitsgesellschaft und Teilnehmer eines Tanzturniers. Die Interviews werden ebenfalls gezeigt und beweisen: Die Regeln angemessener Kleidung mögen sich gewandelt haben, verschwunden sind sie aber nicht. Bilder für die Medienstation können weitereingereicht werden: per E-Mail an stadtmuseum@trier.de oder auf Instagram unter dem Hashtag #modestadt_trier. Mit der Einsendung erklärt man sich mit der Veröffentlichung einverstanden.