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15.07.2014

Vom Exerzierplatz zur grünen Lunge

Foto: Palastgarten
Heute ist der Palastgarten ein beliebter Treffpunkt zum Entspannen.
Das wechselhafte Schicksal des Palastgartens mit seiner interessanten Entstehungsgeschichte, der doppelten Zerstörung und der außergewöhnlichen Stiftung des Trierer Originals Franz Weißebach hat die Kunsthistorikerin Barbara Mikuda-Hüttel erstmals in einem Buch mit zahlreichen historischen Bildraritäten zusammengefasst.

2013 wurde der Palastgarten vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, der seinen 100. Geburtstag feierte, zu einem von 100 besonderen Orten in Deutschland ausgewählt, zusammen mit dem Münchener Olympiapark oder den Gärten der Expo 2000 in Hannover. Bei der Präsentation des neuen Buchs bezeichnete OB Klaus Jensen fundierte Kenntnisse der kulturhistorischen Bedeutung als unerlässlich für eine angemessene Wertschätzung und sachgerechte Entscheidungen zur Nutzung der „grünen Lunge“ der Trierer Innenstadt.

Der Palastgarten, der sich wie ein Teppich vor dem Südflügel des Kurfürstlichen Palais und seiner Terrasse ausdehne, so Mikuda-Hüttel, spiegele „das von Kriegen und Krisen bestimmte Schicksal einer Stadt im äußersten Westen Deutschlands: Kaum angelegt, wurde er zerstört, erneut angelegt, bald wieder geschliffen“. Nur mühsam lasse sich heute noch rekonstruieren, wie er einmal ausgesehen haben könnte. Zu historischen Entdeckungsreisen laden die zahlreichen Abbildungen in dem Band ein, darunter eine Ansicht der Kurfürstlichen Residenz von 1670, ein Plan des Hofgartens aus der Entstehungszeit um 1740, Entwürfe des Baumeisters Johannes Seiz für den Umbau der Residenz und des Parks von 1757 sowie Fotos der militärischen Nutzung. Diese begann gut 40 Jahre nach der Entstehung mit der Umwandlung des Palais in ein Militärlazarett in den Wirren der Französischen Revolution. Der Garten wurde nach Einschätzung eines Historikers „völlig rasiert und zum Exerzierplatz umgeschaffen“.

Erst durch die Stiftung von Franz Weißebach (1860 -1925) erlebte der Park eine Wiederauferstehung. Der Kaufmann vermachte 1925 sein beträchtliches Vermögen der Stadt mit der Auflage, das Geld für den Bau eines Krematoriums zu verwenden. Wohlwissend, dass das abgelehnt würde, brachte er die Schaffung eines „Volksgartens“ ins Spiel. Dieser wäre aber, so Mikuda-Hüttel, nie entstanden ohne die Hartnäckigkeit von Gartenbaudirektor Gottfried Rettig (1902-1986), der sich auch durch die Schrecken des Zweiten Weltkriegs nicht von der Neugestaltung abhalten ließ. Außerdem konnte er verhindern, „dass in den 1950er Jahren große Teile des Gebäudes zwischen Kaiserthermen und Kurfürstlichem Schloss zugunsten von Wohn- oder Kaufhausbebauung preisgegeben wurden“.

Barbara Mikuda-Hüttel: „Palastgarten Trier 1740 – 2014“, herausgegeben vom Bund Deutscher Landschaftsarchitekten, der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst und Landschaftskultur sowie der Stadt Trier, ISBN 978-3-00-046127-9.