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14.03.2017

Vielfältige Verstrickungen

„Über die Armeniergreuel ist folgendes zu sagen: Unsere freundschaftlichen Beziehungen zur Türkei dürfen durch diese innertürkische Verwaltungsangelegenheit nicht nur nicht gefährdet, sondern im gegenwärtigen, schwierigen Augenblick nicht einmal geprüft werden. Deshalb ist es einstweilen Pflicht, zu schweigen. Später, wenn direkte Angriffe des Auslandes wegen ,deutscher Mitschuld’ erfolgen sollten, muß man die Sache mit größter Vorsicht und Zurückhaltung behandeln und stets hervorheben, daß die Türken schwer von den Armeniern gereizt wurden.“ Mit diesen Worten wollte das Kriegspresseamt des deutschen Reichs im Oktober 1915 eine Berichterstattung über die Massaker an der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reiches seit dem Frühjahr verhindern, denen nach heutigem Kenntnisstand rund eine Million Menschen zum Opfer fielen. Die christlichen Armenier wurden außerdem durch das muslimisch geprägte Regime des damaligen osmanischen Regimes enteignet und Überlebende der Massaker in die syrische Wüste vertrieben.

Mit der Entstehungsgeschichte, den Hintergründen und den Folgen dieser Haltung des Deutsches Reichs, das als militärischer Hauptverbündeter des Osmanischen Reiches in die Vorgänge involviert war, befasst sich eine Ausstellung der Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität, die bis 24. März im VHS-Atrium (Palais Walderdorff) läuft. Wie der Historiker Dr. Andreas Frings bei der Eröffnung in der letzten Woche betonte, ging es den Machern nicht darum, die Türkei als Rechtsnachfolger des Osmanischen Reiches auf die Anklagebank zu setzen. Die Ausstellung solle vielmehr über die osmanisch-deutschen Verwicklungen in die Geschehnisse informieren und individuelle Zugänge zur Beziehungsgeschichte beider Nationen ermöglichen. Frings warnte vor unzulässigen Vereinfachungen. Das gelte nicht nur für manche der damals in der Türkei lebenden Deutschen, die auch die schreckliche Dimension der Geschehnisse erkannten, sondern auch für die widersprüchliche Rolle der Kurden in dem Konflikt.

Bei der Eröffnungsveranstaltung kündigte VHS-Leiter Rudolf Fries für dieses Jahr noch acht weitere Ausstellungen an. Sie bieten unter anderem Ergebnisse eines Schülerprojektes zum Rindertanzplatz (ab Ende März), fotografische Impressionen einer Nepal-Reise, Einblicke in die Arbeit von „Ärzte ohne Grenzen“, historische Rückblicke zum 70-jährigen Jubiläum des VHS-Neustarts nach dem Zweiten Weltkrieg (September) sowie zur Entwicklung der jüdischen Gemeinde in Trier (Oktober). Im November bietet die Ausstellung „Der Kommunismus in seinem Zeitalter“ einen Ausblick ins Karl-Marx-Jubiläumsjahr 2018.