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30.11.2021

Viele Fragen nach der Flut

Staatssekretärin Nicole Steingaß begrüßt die Anwesenden der Einwohnerversammlung und stellt die zahlreichen Podiumsmitglieder von SGD Nord, Umweltministerium und ISB vor.
Staatssekretärin Nicole Steingaß begrüßt die Anwesenden der Einwohnerversammlung und stellt die zahlreichen Podiumsmitglieder von SGD Nord, Umweltministerium und ISB vor.
Viereinhalb Monate nachdem die Kyll den Ehranger Ortskern überflutete, lud die Stadt Trier zusammen mit verschiedenen Landesbehörden zu einer Einwohnerversammlung in die Halle am Mäusheckerweg ein. Viele Bürgerinnen und Bürger nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen und ihre Sorgen zu äußern.

Was sollte man beachten, wenn man in einem überschwemmungsgefährdeten Gebiet baut? Was wird für die Verbesserung des Hochwasserschutzes vor Ort getan? Wie können private Haushalte und Firmen Hilfen für den Wiederaufbau beantragen? Dies waren die drei großen Themen, zu denen Experten von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord), dem Umweltministerium und der Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) informierten. Das Format der Veranstaltung hatte sich bereits in Versammlungen entlang der Ahr bewährt.

Die mit Abstand meisten Fragen stellten die Ehrangerinnen und Ehranger zu den Ursachen des Unglücks und zu Maßnahmen für einen verbesserten Hochwasserschutz. Mehrfach wurden zum Beispiel Engstellen der Kyll und Hindernisse für den Wasserablauf angesprochen. Oberbürgermeister Wolfram Leibe erläuterte hierzu, dass diese Probleme erkannt wurden und bereits angegangen werden: „Wir müssen die ganzen Hindernisse in der Kyll systematisch abarbeiten.“

Joachim Gerke von der SGD Nord erklärte, bei der Flut entdeckte Schwachstellen würden beseitigt. Zusammen mit den Menschen vor Ort müssten jetzt Hochwasserschutzkonzepte erstellt werden. Er betonte aber auch mehrfach „Jeder Hochwasserschutz ist endlich.“ Ein solches Extremereignis wie im Juli habe sich niemand vorstellen können. Auch der zuständige Dezernent Andreas Ludwig verwies auf ein „500-jähriges Ereignis“, bei dem Planungen an Grenzen stießen.

Zur Gefahr von Ölrückständen in der Natur hatte Gerke gute Nachrichten: Zahlreiche Untersuchungen hätten ergeben, dass sich diese rasch abbauten, es seien keine kritischen Werte überschritten worden.

Bauen im Risikogebiet

Hans-Hartmann Munk vom Umweltministerium wies auf gesetzliche Gebote in von Überschwemmungen gefährdeten Gebieten hin. So sei schon beim Planen und Bauen darauf zu achten, mögliche Schäden an Gut und Leben zu vermeiden. Neue Heizölanlagen seien zum Beispiel nur unter sehr strengen Auflagen erlaubt.

Auch Joachim Gerke verwies auf die Verantwortung der Eigentümerinnen und Eigentümer, ihre Gebäude zu schützen. So sei zum Beispiel bei der Gestaltung des Außengeländes darauf zu achten, das Wasser vom Haus wegzuleiten. Kellerfenster sollten mit druckdichten Klappschotts versehen werden und auch im Erdgeschoss sollten druckdichte Türen und Fensterläden eingebaut werden. Für weitere Informationen zum Bauen in Risikogebieten verwies er auf die Webseite https://hochwassermanagement.rlp-umwelt.de.

Ulrich Link von der ISB erläuterte abschließend die Fördermöglichkeiten für die Opfer der Juli-Flut. Es gebe drei unterschiedliche „Förderstränge“: einen für Hausratsschäden, einen für private Gebäudeschäden und einen für Unternehmensschäden. Viele der Betroffenen müssten deshalb zwei Anträge stellen. Die Frist laufe erst am 30. Juni 2023 ab, so dass genug Zeit für Planungsprozesse bleibe. Der Fördertopf sei mit 1,5 Milliarden Euro auch gut gefüllt und „dürfte so schnell nicht leer sein“. Gefördert würden bis zu 80 Prozent der Schäden. Die Gelder müssen unter https://isb.rlp.de online beantragt werden. Wer Hilfe benötigt, kann die Hotline anrufen oder eine dritte Person bevollmächtigen.

Britta Bauchhenß