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10.06.2014

Verliebt am Moselstrand

Foto: Lieselotte und Wilhelm Seiwert am Tag ihrer Eisernen Hochzeit
Lieselotte und Wilhelm Seiwert am Tag ihrer Eisernen Hochzeit, die sie mit Tochter Andrea und Enkelin Anne sowie mit den Gästen Thomas Egger (hinten rechts) und Rainer Lehnart (links) feierten.
Lieselotte und Wilhelm Seiwert haben sich beim Schwimmen in der Mosel kennengelernt – allein daran ist zu erkennen, dass sie schon ziemlich lange ein Paar sind. 1947 gab es noch kein Südbad, also traf sich die Jugend im Hochsommer am Moselstrand beim Estricher Hof. „Ich war mit meiner Freundin verabredet – und dann waren da auch zwei junge Männer“, erinnert sich die 85-jährige Lieselotte Seiwert. Einer von den beiden – Wilhelm – gefiel ihr auf Anhieb besonders gut. Ein Jahr später feierten sie Verlobung und an Pfingsten 1949 wurde in St. Matthias geheiratet. „Ich habe ganz traditionell um ihre Hand angehalten“, erzählt Wilhelm Seiwert. „Mein Vater musste ja auch alles unterschreiben, weil ich noch nicht 21 war“, ergänzt Lieselotte.

65 Jahre sind seitdem vergangen, so dass die Eheleute Seiwert vergangene Woche das seltene Fest der Eisernen Hochzeit feierten. Das Rezept für diese lange gemeinsame Zeit klingt einfach: „Man muss immer versuchen, einander zu verstehen und auch immer ein bisschen nachgeben“, erklärt Lieselotte. Zur Familie gehören inzwischen eine Tochter, eine Enkelin, ein Enkel und eine Urenkelin. Bei der Feier im Haus des Paares auf der Weismark überbrachten Beigeordneter Thomas Egger und Ortsvorsteher Rainer Lehnart die Glückwünsche der Stadt und der Ministerpräsidentin.

Lieselotte und Wilhelm Seiwert sind beide gebürtige Trierer und haben die meiste Zeit ihres Lebens in ihrer Heimatstadt verbracht. Nur vorübergehend zog die Familie nach Zerf, da dieser Ort für Wilhelm, der als Busfahrer bei der Bundespost arbeitete, damals beruflich günstiger lag. Wilhelm Seiwert hatte noch vor dem Krieg Autoschlosser bei der Firma Orth gelernt. Später kam er als Soldat nach Russland, geriet schließlich in amerikanische Gefangenschaft und kehrte 1946 zurück nach Trier. Die Begeisterung für Autos und Technik hat den 89-Jährigen bis heute nicht losgelassen: „Wenn ich auf meinem Rasentraktor sitze, fühle ich mich wie Caracciola.“ Wem der Name nichts sagt: Rudolf Caracciola war der Sebastian Vettel der 1930er Jahre.