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06.10.2009

Verkauf ist keine Lösung

Was tun mit dem städtischen Wohngrundbesitz? Mit dieser Frage werden sich die Gremien in den kommenden Jahren häufiger beschäftigen müssen. Zum Einstieg legte Bürgermeister Georg Bernarding dem Dezernatsausschuss II einen Situationsbericht des Amts für Soziales und Wohnen vor. Nachdem in den letzten Jahren immer wieder einzelne Gebäude verkauft wurden, befinden sich momentan noch 695 Wohnungen im Besitz der Stadt Trier, mit Schwerpunkten in Trier-West (201 Wohnungen) und Mariahof (123).

Obgleich die Stadt in den vergangenen 20 Jahren rund 14 Millionen Euro investiert hat, ist der Sanierungsstau mancherorts erheblich. Allein für das Gebäude Magnerichstraße 1 bis 11 müssten einem Gutachten zufolge mindestens 4,5 Millionen Euro aufgewendet werden, um die marode Bausubstanz und das veraltete Heizsystem zu erneuern. Begonnen wurde mit der vielerorts dringenden Erneuerung der Elektroleitungen.

Umfassende Sanierungen und Renovierungen sind jedoch aus verschiedenen Gründen problematisch. Die Kosten könnten nur durch höhere Mieten wieder hereingeholt werden. Diese könnten jedoch von einem Großteil der jetzigen Mieter nicht aufgebracht werden, so dass die Finanzierung aus anderen Quellen erfolgen müsste. Die Nachfrage nach günstigem Wohnraum ist gleich bleibend groß, Defizite bei der Ausstattung werden häufig in Kauf genommen. „Zur Zeit sind unsere Wohnungen zu hundert Prozent vermietet, es existiert sogar eine Warteliste“, berichtete Amtsleiter Hans-Werner Meyer. Hier ergibt sich ein weiteres Problem: Während der Sanierung müssten die Mieter ihre Wohnung verlassen, könnten aber derzeit kaum anderswo untergebracht werden.

Die Verkauf von rund 500 städtischen Wohnungen in den vergangenen Jahren war eine Auflage der Kommunalaufsicht zur Haushaltskonsolidierung. Die Erlöse belaufen sich seit 2002 auf 7,05 Millionen Euro. Ein kompletter Verkauf des Wohnbesitzes stehe derzeit jedoch nicht zur Debatte, stellte Bernarding klar. Nicht nur soziale Gründe sprächen dagegen: „Der Verkauf der Wohnungen ist nicht mal im Ansatz dazu geeignet, unseren Haushalt zu sanieren.“

Unstrittig ist, dass die Stadt ein Wohnraumkontingent vorhalten muss, um Menschen zu versorgen, die nach einer Zwangsräumung auf der Straße stehen. Die Zahl der Personen, die auf städtische Nothilfe angewiesen waren, ist zuletzt gestiegen. Setzt sich dieser Trend fort und werden gleichzeitig weitere Wohnungen verkauft, kann eine Versorgung mit städtischem Wohnraum kaum noch garantiert werden.