Sprungmarken
12.03.2024

Verbindendes schaffen

Eröffnung der Theatertage Rheinland-Pfalz in Trier / Verleihung des Else-Lasker-Schüler-Preises

Die vier Preisträger stehen nebeneinander, jeweils mit einem Blumenstrauß in der Hand, links davon der Moderator
Intendant Lajos Wenzel (links) mit Wolfram Lotz (rechts), Gewinner des diesjährigen Else Lasker-Schüler-Dramatikpreises. Auszeichnungen für ihre Stücke erhielten Deborah von Wartburg, Hanna Valentina Röhrich und Felix Krakau (v. l.). Das rheinland-pfälzische Kulturministerium und die Stiftung Rheinland-Pfalz für Kultur stellen hierfür Preisgelder von 20.000 Euro zur Verfügung. Foto: Theater Trier

Zum Auftakt der Theatertage Rheinland-Pfalz 2024 in Trier wurde der Dramatiker Wolfram Lotz von Ministerpräsidentin Malu Dreyer mit dem Else Lasker-Schüler-Dramatikpreis ausgezeichnet. Der mit 10.000 Euro dotierte Preis gehört zu den renommiertesten Literaturpreisen Deutschlands. Neben einer weiteren Auszeichnung für bestimmte Stücke gab es am Sonntag auch eine Podiumsdiskussion darüber, wie Theater große Teile der Gesellschaft erreichen kann.

„In seinen Stücken, Hörspielen, Manifesten und poetischen Dokumenten umkreist und erforscht der Dramatiker Wolfram Lotz unablässig die Ungereimtheiten und Paradoxien der Wirklichkeit“, begründet die Jury, bestehend aus Esther Bold, Meike Klingenberg, Franziska Schößler, Lajos Wenzel, Ulrich Khuon und Johannes Beckmann (Vorsitz), ihre Entscheidung. Lotz arbeite am Unmöglichen und somit auch am „unmöglichen Theater“ voller Ironie, der Freude am dadaistischen Sprung in die maßlose Übertreibung und ringe dabei doch ums Konkrete.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die am Samstag die Preise zur Eröffnung der Theatertage verlieh, betonte deren Bedeutung als leuchtendes Beispiel für das herausragende Kulturangebot im Land: „Das Leitmotiv der Theatertage 2024 ‚Meet.Inspire.‘ steht für das, was Rheinland-Pfalz ausmacht. In unserem Land kommen Menschen gerne zusammen, schaffen Neues und inspirieren sich wechselseitig. Wunderbare Beispiele dafür, welche Inspiration uns die Dramatik geben kann, sind die Werke der Preisträger und Preisträgerinnen der diesjährigen Else Lasker-Schüler-Preise, deren Verleihung, seit es die Theatertage gibt, fester Bestandteil der Eröffnungsveranstaltung ist.“

Die Else Lasker-Schüler-Stückepreise gingen an Deborah von Wartburg für „Victory im Sonnengruß“ (5000 Euro), das am Pfalztheater Kaiserslautern uraufgeführt werden wird, an Hanna Valentina Röhrich für „The Girl. Eine Schelminnenkomödie“ (3000 Euro) sowie an Felix Krakau für „Celebration (Florida)“ (2000 Euro). Deborah von Wartburg entwirft in ihrem Stück die Vision einer KI-geprägten Zukunft, Hanna Valentina Röhrich spielt unkonventionell mit Aspekten der Genderdebatte und Rollenzuschreibungen und Felix Krakau schaut mit einem unterhaltsam-bösen Blick hinter perfekt- schöne Fassaden.

Dass die Else Lasker-Schüler-Preise zum ersten Mal in Trier vergeben wurden, freute Intendant Lajos Wenzel besonders: „Theater in all seinen Spielarten hat für mich etwas Verbindendes, das wir an den kommenden neun Tagen auch in Trier schaffen. Denn im Austausch entsteht Neues und zusammen sind wir oft mehr als nur die Summe aller Teile.“ Das gelte auch für die Theatertage in Trier, so Wenzel, an denen die vier Dreispartenhäuser des Landes ein facettenreiches Bild der Theaterlandschaft zeichneten. Die Theatertage dauern noch bis zum 17. März und bieten neben einem vielfältigen Bühnenprogramm aller Sparten auch ein großes Rahmenprogramm aus Tischgesprächen, Podiumsdiskussionen, Partys und Workshops.

Zum Auftakt diskutierte am Sonntagabend ein breit aufgestelltes Expertenpodium, darunter auch Kulturdezernent Markus Nöhl, darüber, wie das Theater zu einem Ort für die ganze Stadtgesellschaft werden kann. Auch mit Blick auf die in Trier anstehende Theatersanierung tauschten die Podiumsgäste Ideen zur baulichen Gestaltung aus, durch die das Theater zu  einem lebendigen Ort des kreativen Austauschs werden kann und auch jenseits der Vorstellungszeiten gerne von unterschiedlichen Menschen besucht wird. Aus vier verschiedenen Städten berichteten die Gäste zudem von ihren Ansätzen, wie sich Inszenierungen inklusiver gestalten lassen, neue Zielgruppen angesprochen werden und wie Menschen durch gemeinsam live erlebte Emotionen Verbindung untereinander und mit den Darstellenden finden können. Markus Nöhl betonte dabei auch das Potenzial von Theater, Menschen in ihren Gewohnheiten aufzurütteln und positive Impulse für Veränderungen zu setzen und verwies auf die wachsende Zahl an Projekten, die das Theater nach draußen in neue Publikumskreise tragen. red/heb

Das Programm der Theatertage gibt es online.