Neben dem Kampf um das Frauenwahlrecht stand von Anfang an die
Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit im Mittelpunkt des
Internationalen Frauentags, der vor 100 Jahren, am 19. März 1911,
erstmals abgehalten wurde. Die Forderung nach „Equal Pay“ hat bis heute
nichts von ihrer Aktualität verloren. In Trier wird für Mitte März ein
vielfältiges Programm rund um das Frauentagsjubiläum vorbereitet.
Initiatorin des Internationalen Frauentags war vor allem die deutsche
Sozialistin Clara Zetkin, die unter anderem Anregungen aus den USA
aufgriff. Dort hatten Mitte des 19. Jahrhunderts Textilarbeiterinnen
und rund 50 Jahre später Näherinnen gegen Diskriminierungen und
Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz protestiert.
1910 wurde das Thema in Europa immer stärker in den politischen Raum
hineingetragen. Millionen Frauen forderten öffentlich ein gleiches und
geheimes Wahlrecht. Ungeahnte Dynamik erhielt der Prozess durch die
Ereignisse in Russland: Am 8. März 1917 demonstrierten Frauen am
Internationalen Frauentag in St. Petersburg. Diese Proteste mündeten in
die Februarrevolution mit dem Sturz des Zaren.
Nach diesem historischen Einschnitt wurde der 8. März festes Datum des
Frauentags. Vorläufiger Endpunkt des Umbruchs war die Oktoberrevolution
mit der Machtübernahme der Kommunisten. Seitdem spielte der Frauentag
in den kommunistischen Staaten, darunter die DDR, in der offiziellen
Politik und dem gesellschaftlichen Leben eine deutlich größere Rolle
als in westlichen Demokratien.
Ein wichtiger Etappensieg war die Einführung des freien, geheimen
aktiven und passiven Wahlrechts für beide Geschlechter in Deutschland.
Die Frauen konnten bei der Reichstagswahl im Januar 1919 erstmals ihre
Stimme abgeben und selbst gewählt werden. Die politische Lagerbildung
in der Weimarer Republik führte dann aber dazu, dass es zwei Frauentage
gab: einen kommunistischen am 8. März und eine Konkurrenzveranstaltung
der Sozialdemokraten ohne festes Datum. Da die sozialistische Bewegung
maßgeblich an der Entstehung des Frauentags beteiligt war, wurde er im
Dritten Reich verboten und durch den NS-„Muttertag“ ersetzt.
Nach 1945 gingen beide deutsche Staaten sehr unterschiedlich mit dem
Internationalen Frauentag um. Im Westen wurde zwar der
Gleichberechtigungsgrundsatz im Grundgesetz verankert, die Bedeutung
der Veranstaltung ging aber zunächst zurück. Vor allem der Kampf gegen
die Wiederbewaffnung prägte das Bild. Erst das Erstarken der
Frauenbewegung in den 60er Jahren brachte eine Trendwende. Im
Internationalen Jahr der Frau 1975 richteten die Vereinten Nationen am
8. März erstmals eine Feier aus. Nach der Wiedervereinigung setzte sich
dieser Termin auch im Westen der Republik durch.
In den letzten Jahren stand das Programm oft unter einem festen Motto:
2003 ging es um „Bessere Bildung für Mädchen“, 2006 um die Rolle der
Frauen in politischen Entscheidungsprozessen und ein Jahr später die
Gewalt an Frauen und Mädchen.
Aktuelle Schwerpunkte sind unter anderem die Chancengleichheit, die
gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben, an politischen
Entscheidungen und gesellschaftlichen Ressourcen. Da deutsche Frauen im
Durchschnitt immer noch bis zu 23 Prozent weniger als Männer verdienen,
bleibt die Forderung nach gerechter Bezahlung ein Dauerbrenner. Beim
Trierer Jubiläumsprogramm rückt eine Plakatausstellung der
Friedrich-Ebert-Stiftung die Historie des Kampfs um die
Gleichberechtigung in den Fokus.