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22.02.2011

Ungerechte Löhne als Dauerbrenner

Der Kampf um das Wahlrecht prägte die poltischen Kampagnen der Frauenbewegung in den ersten Jahren.
Der Kampf um das Wahlrecht prägte die poltischen Kampagnen der Frauenbewegung in den ersten Jahren.
Neben dem Kampf um das Frauenwahlrecht stand von Anfang an die Forderung nach gleichem Lohn für gleiche Arbeit im Mittelpunkt des  Internationalen Frauentags, der vor 100 Jahren, am 19. März 1911, erstmals abgehalten wurde. Die Forderung nach „Equal Pay“ hat bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren. In Trier wird für Mitte März ein vielfältiges Programm rund um das Frauentagsjubiläum vorbereitet.

Initiatorin des Internationalen Frauentags war vor allem die deutsche Sozialistin Clara Zetkin, die unter anderem Anregungen aus den USA aufgriff. Dort hatten Mitte des 19. Jahrhunderts Textilarbeiterinnen und rund 50 Jahre später Näherinnen gegen Diskriminierungen und Ungerechtigkeiten am Arbeitsplatz protestiert.

1910 wurde das Thema in Europa immer stärker in den politischen Raum hineingetragen. Millionen Frauen forderten öffentlich ein gleiches und geheimes Wahlrecht. Ungeahnte Dynamik erhielt der Prozess durch die Ereignisse in Russland: Am 8. März 1917 demonstrierten Frauen am Internationalen Frauentag in St. Petersburg. Diese Proteste mündeten in die Februarrevolution mit dem Sturz des Zaren.

Nach diesem historischen Einschnitt wurde der 8. März festes Datum des Frauentags. Vorläufiger Endpunkt des Umbruchs war die Oktoberrevolution mit der Machtübernahme der Kommunisten. Seitdem spielte der Frauentag in den kommunistischen Staaten, darunter die DDR, in der offiziellen Politik und dem gesellschaftlichen Leben eine deutlich größere Rolle als in westlichen Demokratien.

Ein wichtiger Etappensieg war die Einführung des freien, geheimen aktiven und passiven Wahlrechts für beide Geschlechter in Deutschland. Die Frauen konnten bei der Reichstagswahl im Januar 1919 erstmals ihre Stimme abgeben und selbst gewählt werden. Die politische Lagerbildung in der Weimarer Republik führte dann aber dazu, dass es zwei Frauentage gab: einen kommunistischen am 8. März und eine Konkurrenzveranstaltung der Sozialdemokraten ohne festes Datum. Da die sozialistische Bewegung maßgeblich an der Entstehung des Frauentags beteiligt war, wurde er im Dritten Reich verboten und durch den NS-„Muttertag“ ersetzt.

Nach 1945 gingen beide deutsche Staaten sehr unterschiedlich mit dem Internationalen Frauentag um. Im Westen wurde zwar der Gleichberechtigungsgrundsatz im Grundgesetz verankert, die Bedeutung der Veranstaltung ging aber zunächst zurück. Vor allem der Kampf gegen die Wiederbewaffnung prägte das Bild. Erst das Erstarken der Frauenbewegung in den 60er Jahren brachte eine Trendwende. Im Internationalen Jahr der Frau 1975 richteten die Vereinten Nationen am 8. März erstmals eine Feier aus. Nach der Wiedervereinigung setzte sich dieser Termin auch im Westen der Republik durch.

In den letzten Jahren stand das Programm oft unter einem festen Motto: 2003 ging es um „Bessere Bildung für Mädchen“, 2006 um die Rolle der Frauen in politischen Entscheidungsprozessen und ein Jahr später die Gewalt an Frauen und Mädchen.

Aktuelle Schwerpunkte sind unter anderem die Chancengleichheit, die gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben, an politischen Entscheidungen und gesellschaftlichen Ressourcen. Da deutsche Frauen im Durchschnitt immer noch bis zu 23 Prozent weniger als Männer verdienen, bleibt die Forderung nach gerechter Bezahlung ein Dauerbrenner. Beim Trierer Jubiläumsprogramm rückt eine Plakatausstellung der Friedrich-Ebert-Stiftung die Historie des Kampfs um die Gleichberechtigung in den Fokus.