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09.08.2011

Ungeahnte Aktualität

Zwei Besucherinnen aus Luxemburg erkunden die Installation „Fragilità“von Francesca Cataldi. Die Künstlerin verfremdete in dem Wandbild Bilder vom Tsunami 2011 in Japan, Vulkanausbrüchen sowie einer Atomkatastrophe.
Zwei Besucherinnen aus Luxemburg erkunden die Installation „Fragilità“von Francesca Cataldi. Die Künstlerin verfremdete in dem Wandbild Bilder vom Tsunami 2011 in Japan, Vulkanausbrüchen sowie einer Atomkatastrophe.
Die Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen und der natürlichen Schöpfung, aber auch von Materialien wie Glas und Porzellan steht im Mittelpunkt der Dozentenausstellung in der Europäischen Kunstakademie (EKA). Das schon vor einem Jahr von Leiterin Dr. Gabriele Lohberg vorgegebene Motto „Zerbrechlich!“ gewann nicht zuletzt durch die Katastrophe im März in Japan ungeahnte Aktualität.

Die italienische Künstlerin Francesca Cataldi greift in ihrer Installation  „Fragilità“ die Ereignisse im Frühjahr auf und versucht eine Einordnung in längere historische Kontexte bis zurück ins Mittelalter. Daneben präsentieren viele weitere Künstler ganz aktuelle Arbeiten, die häufig erstmals öffentlich zu sehen sind, darunter Bodo Korsig, Peter Rübsam mit der Holzskulptur „Hängendes Tuch“ und Christine Henn mit Fotografien, die das Ausstellungsmotto direkt aufgreifen. Ebenfalls aus dem Jahr 2011 stammt die Wandskulptur „Nest“ von Britta Deutsch. Sie setzt sich mit der Zerbrechlichkeit menschlicher Beziehungen und der Einsamkeit auseinander. Zweites Beispiel für diesen Interpretationsansatz ist Gottfried Heinz’ abstraktes Gemälde „Das einsame Kind“ von 1993.

Zwei Künstler rücken die Gefährdung des menschlichen Lebens durch Krankheiten in den Fokus: Hermann Stamm mit einer Fotoarbeit über Amnesie (Gedächtnisschwund) und Jochen Stenschke in seiner Aquarellserie GL. In blutroten Farben sind Diagramme zu sehen, wie sie bei medizinischen Untersuchungen entstehen. Zerbrechliche, transparente Materialien präsentiert Martine Andernach in ihren Collagen „Fragile Verbindung“ und Harald Mante in zwei hintersinnig-ironischen „Glasbruch“-Fotografien.

Ein positives Beispiel für die Zerbrechlichkeit und Vergänglichkeit unmenschlicher historischer Prozesse gestaltete Renate Wolff in ihren vier Arbeiten über die Berliner Mauer. Sie entstanden genau 50 Jahre nach dem Bau des „antifaschistischen Schutz-walls“, der mittlerweile längst auf dem Friedhof der Geschichte gelandet ist.

Die Schau mit Arbeiten von mehr als 25 Künstlern ist bis Donnerstag, 25. August, im früheren Schlachthof in der Aachener Straße dienstags bis sonntags, 11 bis 17 Uhr, zu sehen. Sie bietet Arbeiten verschiedenster Genres und durch ihre große Aktualität einen guten Überblick zu diversen Trends der Gegenwartskunst. Am heutigen Dienstag, 9. August, findet um 12.45 Uhr eine Führung mit mehreren Künstlern statt

Bei der Vorbereitung der aktuellen Dozentenausstellung wirkte Maximilian Jesse mit, der in der EKA gerade sein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) abgeschlossen hat. Dieses Modell hat sich nach Aussage von Akademieleiterin Dr. Gabriele Lohberg so gut bewährt, dass jetzt ein weiterer FSJler eingestellt wurde. Während seines  Einsatzes wird er nicht nur in die Vorbereitung von Ausstellungen eingebunden, sondern auch in den Arbeitsalltag in der Werkstatt sowie im Büro der Kultureinrichtung.