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07.11.2012

"Unendlich viel Dankbarkeit" erlebt

Etwa 65 Prozent der rund 66.000 Betreuungen in Rheinland-Pfalz werden ehrenamtlich geführt. Den Vorrang dieser Variante vor einer berufsmäßigen Betreuung betont das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB). Bei der Auswahl eines geeigneten Betreuers muss das Gericht daher folgende Reihenfolge einhalten: Zuerst ist der Wunsch der Betroffenen maßgebend. Verwandte und Bekannte werden bevorzugt, dann folgen andere ehrenamtliche Betreuer und erst danach die Vereins- und Berufsbetreuer und die Betreuungsbehörde.

Hauptamtliche Betreuer aus den Vereinen sollen nach Angaben von Jürgen Etzel (Diakonisches Werk) nur eingesetzt werden, wenn diese Aufgaben besondere berufliche Kenntnisse, Fähigkeiten oder Erfahrungen erfordern. Die Gewinnung und Begleitung ehrenamtlicher Betreuer ist eine vorrangige Aufgabe der etwa 100 Betreuungsvereine in Rheinland-Pfalz, darunter derjenige der Diakonie des Evangelischen Kirchenkreises Trier. Sie sind Fachberatungsstellen, übernehmen hauptamtlich Betreuungen und suchen Ehrenamtliche für diese Aufgabe.

„In Beratungsgesprächen und Fortbildungen informieren wir Interessenten ausführlich über die Aufgaben eines gesetzlichen Betreuers. Was ist zu beachten? Wo kann ich Unterstützung erfahren? Wie finde ich mich als Laie zurecht? Wie erhalte ich meine Auslagen zurück?“ erläutert Etzel. Interessenten erhalten Informationen zum Betreuungsgesetz, Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und Adressen von Sozialdiensten, Heimen und Behörden.

Die Vereine bieten die Möglichkeit,  vielfältige Erfahrungen auszutauschen. Nützliche Informationen und Tipps über diese herausfordernde Tätigkeit werden weitergegeben. „Ehrenamtliche Betreuer sollen dabei insbesondere auch die Gewissheit erhalten, dass sie mit möglichen Problemen nicht alleine sind“, betont Etzel. Sie setzten ihre soziale Kompetenz, ihre Lebens- und Berufserfahrung, aber auch einen Teil ihrer Freizeit ein, um  persönliche Angelegenheiten eines Menschen mit einer Krankheit oder Behinderung zu regeln und dessen Bedürfnisse soweit möglich zu vertreten.

Der persönliche Kontakt zum Betreuten stehe an erster Stelle. Diese Tätigkeit sei eine wichtige soziale Aufgabe, gebe den Ehrenamtlichen aber auch viel zurück: „Ich habe schon seit jeher gerne Papierkram erledigt und anderen Menschen geholfen. Zudem denke ich, dass es sehr wichtig ist, anderen Menschen zu helfen, wenn diese selbst niemanden mehr haben. Die Betreuten zeigen einem unendlich viel Dankbarkeit. Sie erzählen sehr interessante Geschichten und man lernt vieles über andere Menschen“, berichtet eine ehrenamtliche Betreuerin. Bisher  habe sie nur positive Erfahrungen gemacht, auch wenn es immer mal wieder traurige Situationen gebe.
 
Fünf regionale Betreuungsvereine

Interessenten können sich mit einem der regionalen Betreungsvereine in Verbindung setzen. Ein ehrenamtliches Engagement ist außerdem im Besuchsdienst möglich. Die Ansprechpartner der regionalen Betreuungsvereine: