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29.01.2008

Über Samurais und hundert Säcke Reis

Samurais ziehen alljährlich zum „Hundert-Säcke-Reis-Festival“ durch die Straßen Nagaokas und werden dabei von tausenden Zuschauern bejubelt. Foto: Nagaoka City Office
Samurais ziehen alljährlich zum „Hundert-Säcke-Reis-Festival“ durch die Straßen Nagaokas und werden dabei von tausenden Zuschauern bejubelt. Foto: Nagaoka City Office
Triers japanische Partnerstadt Nagaoka feiert alljährlich Kome Hyappyo Matsuri – das „Hundert-Säcke-Reis-Festival“. Verkleidet als Samurais, in bunten Kostümen und bewaffnet mit Schwertern, ziehen die Teilnehmer dabei durch die Straßen und lassen sich von zehntausenden Zuschauern bejubeln. Damit gedenkt die Stadt einem Ereignis, das sich Ende der 1860er Jahre in der Provinz zugetragen haben soll und die Lebenseinstellung vieler Bürger bis heute prägt.  

Nachdem der Boshin-Krieg in der Region eine Hungersnot ausgelöst hatte, bot die benachbarte Provinz ihre Hilfe an und spendete dringend benötigte Nahrung – hundert Säcke Reis. Einer der damaligen Provinzchefs Nagaokas, ein gewisser Torasaburo Kobayashi, arbeitete einen Plan aus, nachdem der Reis verkauft und das Geld für die Bildung eingesetzt werden sollte. „Wenn hundert Säcke Reis verzehrt werden, sind sie für immer verloren, wenn sie aber in die Bildung investiert werden, werden daraus morgen zehntausende Säcke“, soll er gesagt haben.

Die Samurai-Anführer verschiedener Clans, die in Nagaoka herrschten, protestierten heftig gegen diese Idee. Trotzdem wurde der Reis gemäß Kobayashis Plan verkauft, wodurch der Bau der Kokkan Gakko-Schule in Nagaoka finanziert werden konnte.

Wie Phönix aus der Asche

Die Einstellung, schwierige Phasen durchzustehen, um es zukünftig besser zu haben, prägte die Menschen in Nagaoka nachhaltig. Mit derselben positiven Einstellung und großer Tatkraft arbeiteten sie nach dem schweren Chuetsu-Erdbeben im Jahr 2004, das die Stadt stark zerstörte. Die Überwindung von Trümmern und Ruinen symbolisiert auch das Stadtwappen, der Traumvogel „Phönix“, der wie Phönix aus der Asche wiederaufersteht und dem Besucher auf dem Weg durch die Stadt überall begegnet.

Für Johann Aubart, Vorsitzender der Deutsch-Japanischen Gesellschaft Trier, war es ein Erlebnis, bei dem Festival dabei zu sein: „Die Menschen aus Nagaoka identifizieren sich mit diesem Motto und daher ist es sehr interessant, dem Umzug zuzusehen.“