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07.06.2011

Trierer Straßen droht Substanzverlust

Die Kolonne des Tiefbauamts beseitigt Frostschäden auf einer Fahrspur der Kölner Straße.
Die Kolonne des Tiefbauamts beseitigt Frostschäden auf einer Fahrspur der Kölner Straße.
Nur mit einem finanziellen Kraftakt kann die Stadt Trier ihr Straßennetz auf Dauer erhalten. Das geht aus dem Zustandskataster der Gesellschaft für Straßenanalyse (GSA) hervor. Demnach müssten in den nächsten zehn Jahren mindestens 100 Millionen Euro aufgewendet werden, um den Substanzverlust aufzuhalten.

Vielfach geflickte Holperstrecken und aufgeplatzter Asphalt, unter dem das Kopfsteinpflaster zum Vorschein kommt: Verkehrsteilnehmer in Trier sind solche „Fahrerlebnisse“ fast schon gewohnt. Die starken Frostschäden der letzten beiden Winter haben die Situation noch verschärft.
Das Tiefbauamt tut, was es mit seinem schmalen Budget zur Straßenunterhaltung von jährlich 1,6 Millionen Euro kann. Anfang dieser Woche waren die städtischen Arbeiter zum Beispiel in der Kölner Straße im Einsatz, um  die Winterschäden auf dieser viel befahrenen Strecke in Trier-West auszubessern.

Dass die Situation angespannt ist, war den Mitgliedern des Bau-Dezernatsausschusses sehr wohl bewusst. Dennoch ließen die Zahlen, die Michael Simon von der GSA vergangene Woche präsentierte, aufhorchen. Bereits vor zehn Jahren hatte die GSA das rund 570 Kilometer umfassende Trierer Straßennetz in einem Zustandskataster erfasst. Im Zuge der jetzt laufenden Aktualisierung wurden bisher 97 Kilometer erneut überprüft. Auf dieser Basis errechnet die GSA für jede Straße einen Zeit- und Kostenplan, wobei der „optimale Eingreifzeitpunkt“ eine wichtige Rolle spielt. Entscheidend ist, dass für eine Instandsetzung der Asphalt-Deckschicht lediglich 35 Euro pro Quadratmeter aufgewendet werden müssen. Wartet man dagegen zu lange, müssen auch Binder und Tragschicht erneuert werden. Die Kosten erhöhen sich dabei auf 65 Euro pro Quadratmeter. Bei noch stärkeren Schäden reicht eine Sanierung nicht mehr aus: Die Straße muss neu gebaut werden, wie zur Zeit zum Beispiel der Mittelabschnitt der Herzogenbuscher Straße. Ein solcher „Vollausbau“ schlägt aber mit 200 Euro pro Quadratmeter zu Buche.

Simon verdeutlichte, dass Ein-sparungen bei der Straßenunterhaltung den städtischen Haushalt nur scheinbar entlasten. Denn in den folgenden Jahren müsse dann ein Vielfaches der eingesparten Summe aufgewendet werden, um das Straßennetz zu erhalten. Bei 49 Prozent der untersuchten Straßen, so Simon, sei der optimale Eingreifzeitpunkt bereits verpasst worden. Bei weiteren acht Prozent steht dieser Termin kurz bevor. Um den Trend umzukehren, müsste die Stadt jährlich 1,30 Euro pro Quadratmeter Straße aufwenden. Dieser Idealwert wird allerdings nur von wenigen Kommunen erreicht, der Schnitt liegt bei etwa 75 Cent. Trier liege allerdings mit aktuell 51 Cent noch deutlich darunter.

Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani kündigte an, dem Ausschuss nach den Sommerferien eine Prioritätenliste mit den dringlichsten Sanierungsmaßnahmen vorzulegen: „Ich muss Ihnen einen Weg zeigen, wie wir auf lange Sicht möglichst viel Geld sparen.“ Die Dezernentin hofft für den bevorstehenden Kraftakt auch auf Unterstützung aus Mainz und verweist auf das Beispiel Hessen: Dort habe die Landesregierung einen Sonderfonds für die Kommunen zur Beseitigung der Winterschäden aufgelegt.