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20.05.2008

Trierer Spielregeln für Spielleute

Gehört schon seit über 20 Jahren zur Trierer Straßenmusikantenszene: Mit den ersten Sonnenstrahlen ist der 67jährige Kurt Oster wieder in seiner Heimatstadt unterwegs.
Gehört schon seit über 20 Jahren zur Trierer Straßenmusikantenszene: Mit den ersten Sonnenstrahlen ist der 67jährige Kurt Oster wieder in seiner Heimatstadt unterwegs.
Indios mit Panflöten, ältere Herren mit Akkordeon, Kinder mit Blockflöten, einsame Cowboys mit Gitarre, weißrussische Folkloregruppen mit Trompete und Tamburin, Klassik-Musik-Studenten mit Cello, Saxophon oder Violine: Straßenmusikanten sind für die einen die willkommene Abwechslung im Straßenbild, das belebende akustische Element in der City, Prima-Laune-Verbreiter und gut fürs Lokalkolorit, für die anderen sind sie lästige akustische Störquellen, vorsätzliche Musikverhunzer, aggressive Lärm- und Krachmacher, nervende Almosen heischende Bettler. Das Thema Straßen- oder richtiger Fußgängerzonenmusikanten spaltet in vielen Städten die Öffentlichkeit.

Im Sommer Hochkonjunktur

Sind sie im Herbst und Winter nur vereinzelt in den Innenstädten anzutreffen, wächst die Zahl der Straßenmusikanten auch in Trier proportional zum Ansteigen der Temperaturen. Vor allem an Wochenenden wird der Besucher beim Einkaufsbummel mit Straßenmusik unterschiedlichster Stilrichtungen und Güte konfrontiert. Und wie weiland schon Wilhelm Busch treffend schrieb: „Musik wird störend oft empfunden, weil stets sie mit Geräusch verbunden“ ist Straßenmusik auch in Trier ein Thema.

In Trier entspanntes Miteinander

„Wir haben im Schnitt zwischen fünf und höchstens zehn Beschwerden im Jahr.“ Für Bruno Rommelfanger, Chef des städtischen Bauverwaltungsamts, ist Straßenmusik ein Thema, aber kein Aufreger. „In Trier gibt es bewährte Spielregeln, die seit längerem für ein recht entspanntes Miteinander sorgen.“ Den Straßenkünstlern wird auf Ersuchen gegen eine geringe Verwaltungsgebühr im Rathaus eine „Straßenmusikerlaubnis“ ausgestellt, die genau regelt, wer, wann, wo, wie lange aufspielen darf. Auf einem beigefügten „Spielplan“ sind die Abschnitte in der Trierer Fußgängerzone markiert, in denen der betreffende Musikant zu bestimmten Uhrzeiten von Montag bis Samstag seine Künste darbieten kann. Dabei darf er höchstens 45 Minuten an einem Standort spielen, dann ist zwingend ein anderer vorgeschriebener Abschnitt anzusteuern.

Vorgeschriebene Intervalle

„Dieser erzwungene Wechsel ist vor allem den Anliegern und Geschäftsleuten in der Innenstadt geschuldet, die bei aller Musikliebe schon mal bei dem manchmal etwas eingeschränkten Repertoire einiger Künstler recht genervt reagieren, wenn sie beispielsweise zum vierten Mal innerhalb von 30 Minuten ,El cóndor pasa’ zu hören bekommen“, zeigt Rommelfanger Verständnis. Generell habe man die Zahl der gleichzeitig in der Trierer Fußgängerzone aufspielenden Gruppen oder Solokünstler auf sieben beschränkt. Die Erfahrungen mit dem Trierer Spielplan seien gut, zeitweiligen Ärger gebe es höchstens mit Künstlern, die „ohne Erlaubnis und ohne Plan“ in der Innenstadt unterwegs seien.

Alte Tradition und neue Stars

Straßenmusiker gehören zum Trierer Stadtbild, und das nicht erst seit Einrichtung der Fußgängerzone. Seit dem frühen Mittelalter hat es an Mosel und Rhein eine Vielzahl beruflich agierender Schausteller, Akrobaten, Zauberkünstler und Musikanten gegeben. So gesehen führen die heutigen Straßenmusikanten eine jahrhunderte lange Tradition von Wandermusikanten und fahrenden Spielleuten fort – was der ältesten Stadt Deutschlands sicherlich gut zu Gesicht steht. Und vielleicht wird der Musiker, der jetzt noch vor kleinem Publikum übt, später ein Superstar. Es ist möglich: Rod Stewart ist das beste Beispiel.