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04.10.2022

Trier wird zur "smarten Stadt"

OB Wolfram Leibe (links) und Chief Digital Officer Thorsten Kraus begutachten bei einem Ortstermin in Trier-Nord die Bauarbeiten zur Verlegung von Glasfaser.
OB Wolfram Leibe (links) und Chief Digital Officer Thorsten Kraus begutachten bei einem Ortstermin in Trier-Nord die Bauarbeiten zur Verlegung von Glasfaser. Eine gute Internetanbindung ist die Basis für den Aufbau von digitalen Angeboten.

Trier hat im „Smart City Index" des IT-Branchenverbands Bitkom den 12. Platz erreicht, erneut als beste Großstadt in Rheinland-Pfalz. Das bundesweit meistbeachtete Ranking bewertet den Stand der Digitalisierung aller 81 Großstädte in den Bereichen Verwaltung, Energie und Umwelt, IT und Kommunikation, Mobilität und Gesellschaft. Aus diesem Anlass spricht die Rathaus Zeitung (RaZ) mit Thorsten Kraus, Chief Digital Officer (CDO) im Rathaus, der in Stadt und Verwaltung die Aktivitäten im Digitalbereich koordiniert.

RaZ: Trier legt im Digitalisierungs- Index einen rasanten Aufstieg hin, von Platz 43 auf 20 und jetzt 12 in nur zwei Jahren. Woran liegt das?

Kraus: Wir haben in den letzten drei, vier Jahren wichtige Grundlagen geschaffen, die uns jetzt die Entwicklung von digitalen Services ermöglichen: Glasfasernetze ergänzen mittlerweile das ohnehin gute Versorgungsangebot im Stadtgebiet. Laut Breitbandatlas haben 96 Prozent der Haushalte Anschlüsse mit mindestens 100 MBit/s, 83 Prozent sogar 1000 Mbit/s. Hinzu kommen Funknetze wie ein einheitliches, kostenfreies WLAN in der Innenstadt und im ÖPNV. Neu ist ein flächendeckendes LoRaWAN-Netz hinzugekommen, das Sensoren in der smarten Stadt vernetzt. In der Kategorie IT und Kommunikation hat uns das von Platz 58 über 40 auf 12 katapultiert, also 46 Plätze nach oben in zwei Jahren.

Wer sind die Treiber der Digitalisierung in Trier?

Einen ganz wesentlichen Anteil haben die Trierer Stadtwerke (SWT). Sie stellen die Infrastruktur zur Verfügung, die für die digitale Transformation notwendig ist. Das sind zum einen Basis-Technologien wie Glasfaser- und Funknetze, zum anderen aber auch der Betrieb eines CO2-neutralen Rechenzentrums, das auch die Stadtverwaltung nutzt. Hinzu kommen viele sehr innovative Projekte in unterschiedlichen Bereichen, die deutschlandweit Beachtung finden und teils sogar prämiert wurden.

Können Sie uns Beispiele nennen?

Die Straßenbeleuchtung wurde bereits zum Großteil auf LED-Lampen umgestellt, die digital gesteuert werden. In Parkhäusern wird durch Photovoltaik-Anlagen Energie gewonnen, die dank eines digitalen Energieabgleichs passgenau der Beleuchtung und der E-Mobilität zur Verfügung gestellt wird. Durch Bioerdgas und industrielle Abwärme wird „grüne Wärme" erzeugt. Alle diese Lösungen funktionieren digital, nutzen Vernetzungen oder sogar künstliche Intelligenz. Dass Trier in der Kategorie Energie und Umwelt auf dem dritten Platz gelandet ist, ist vor allem ein Verdienst der Stadtwerke.

Wo steht die Trierer Stadtverwaltung im Vergleich zu anderen Städten?

In dieser Kategorie sind wir 16 Plätze nach oben geklettert und Rheinland-Pfalz-weit beste Großstadt. Immer mehr Verwaltungsleistungen können online beantragt und falls erforderlich auch online bezahlt werden. Besonders stark genutzt wurde dieser Service letztes Jahr beim Bewohnerparkausweis (8000 Vorgänge), der Meldebescheinigung (4600) und der Ummeldung des Wohnsitzes (3300). Diese fast 16.000 Vorgänge haben die Bürgerinnen und Bürger bequem von zu Hause aus erledigt. Unternehmen können ganz neu auch ein Gewerbe online an- oder abmelden. Und wenn man für sein Anliegen doch noch ins Amt kommen muss, kann man online einen Termin vereinbaren, was Wartezeit spart. 2021 hatten wir 100.000 Online-Terminbuchungen.

Wann kann man in Trier seinen Personalausweis online beantragen?

Diese Leistung wird durch ein Bundesgesetz geregelt, das erst noch angepasst werden muss. Es ist ja kein „Trierer Ausweis", sondern der Personalausweis der Bundesrepublik Deutschland. Der Bund entwickelt den Service auch zentral für die Kommunen. Ähnlich verhält es sich übrigens bei vielen Leistungen. Der Bund oder einzelne Länder entwickeln ein Online-Verfahren, das dann von Modellkommunen getestet und an die Gegebenheiten vor Ort angepasst wird, also an das Landesrecht oder die im Amt genutzte Software. Trier ist in Rheinland-Pfalz Modellkommune für einige wichtige Bürgeranliegen, zum Beispiel eben den Personalausweis, aber auch die Leistungen Baugenehmigung, BAföG, Wohngeld, Einbürgerung und Elterngeld.

Das wird gerade alles entwickelt?

Ja, denn im Online-Zugangsgesetz ist die Digitalisierung von Verwaltungsleistungen gesetzlich vorgeschrieben. Trier wird – wie alle anderen Kommunen auch – hier weiterhin viel Energie und Ressourcen investieren müssen. Aber wir sehen auch die Vorteile: Digital eingehende Daten, die auf Plausibilität geprüft und mit zentralen Registern abgeglichen sind, die ohne Medienbruch weiterverarbeitet werden können, beschleunigen auch die Sachbearbeitung. Das hilft uns allen.

Das Interview führte Britta Bauchhenß