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14.01.2014

Trier soll keine Hochburg der Prostitution werden

Um Missständen bei der Prostitution vorzubeugen und die Sicherheit zu verbessern, fordert Ordnungsdezernent Thomas Egger, dass für Bordelle künftig ein Gewerbe anzumelden ist. Dann müsste der Betreiber ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen. Zudem verlangt Egger die Wiedereinführung des jährlichen Gesundheitschecks der Prostituierten. Er will erreichen, dass das Trierer Angebot auf dem Status quo eingefroren oder eingedämmt wird.

Mit seinen Forderungen wendet sich der Beigeordnete gegen zentrale Elemente des Prostitutionsgesetzes der rot-grünen Regierung von 2002. Diese Legalisierung habe Freiräume geschaffen, „die weit über andere Berufsgruppen hinausgehen“, so Egger. Kritiker wiesen vor allem darauf hin, dass sich durch die Liberalisierung die Lage der Prostituierten, darunter immer mehr Osteuropäerinnen, deutlich verschlechtert habe. Mittlerweile bereitet die Bundesregierung einen Reformvorschlag vor. Dabei soll die Änderung aus Frankreich übernommen werden, Freier zu bestrafen, die wissentlich die Dienste von Zwangsprostituierten nutzen. Gleichzeitig wird ein komplettes Verbot der Prostitution diskutiert. Egger hält beide Varianten für ungeeignet, um zum Beispiel Gewalt gegen Frauen und Menschenhandel zu verhindern.

In Trier hatte sich die heftige Diskussion vor allem entzündet an der Eröffnung eines „Flatrate“-Bordells im Spätsommer 2012 sowie einem Straßenstrich an der Ruwerer Straße. Eine Verlagerung in die Metternichstraße scheiterte an Anwohnerprotesten. Egger hatte daraufhin die Ortsbeiräte um alternative Vorschläge gebeten. Bisher kam nur ein gemeinsamer Vorschlag aus Euren und Zewen für die Niederkircher Straße. Egger lobt diese Initiative und beklagt, dass die Debatte über Prostitution „teilweise scheinheilig“ geführt werde.

Trier war vor einigen Wochen bundesweit als eine „Hauptstadt der Huren“ in die Schlagzeilen geraten. Für Egger ist diese Zuschreibung allein deswegen nicht fundiert, weil keine belastbaren Zahlen vorliegen. Im Rotlichtmillieu gebe es sehr viele Grauzonen und manche Frauen betrieben Prostitution im Nebenerwerb.Die Zahl der Trierer Bordelle wird auf 15 geschätzt, die der Prostituierten auf rund 120. Um endlich präzise Zahlen und bessere Einblicke in das Innenleben der Bordelle zu haben, sei die Gewerbeanmeldung unverzichtbar. Der Nachfragedruck durch die Bordellbetreiber sei recht hoch: „Wir wissen das durch die Zahl der Bauanfragen. Trier hat ein großes Einzugsgebiet und einen hohen Kundentransit, nicht nur aus Luxemburg“, betont Egger.

Damit sich die Prophezeiung von Trier als „Hauptstadt der Huren“ nicht doch noch bestätigt, setzt Egger auf das Freiburger Modell. Nach einer Bedarfserhebung sieht es Beschränkungen im Bauplanungsrecht vor, dass zum Beispiel pro Gewerbegebiet nur ein Bordell zulässig ist. „In Freiburg hat das geklappt, mir ist bislang keine erfolgreiche Klage bekannt“, so Egger. Insgesamt hätten die Kommunen aber nur beschränkte Regulierungsmöglichkeiten. Um so wichtiger sei die Arbeit des Gesundheitsamts, das „sehr gut aufgestellt ist“, so der Dezernent. Kürzlich wurde eine zusätzliche halbe Stelle geschaffen. Jetzt ist mehr aufsuchende Arbeit vor Ort bei den Prostituierten möglich.