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03.12.2007

Trier bekommt einen neuen Anstrich

Restaurator Dimitri Bartashevich reinigt den Dom des Stadtmodells mit einem Spezialstaubsauger.
Restaurator Dimitri Bartashevich reinigt den Dom des Stadtmodells mit einem Spezialstaubsauger.
Derzeit wird die Innenstadt gründlich gereinigt und kostengünstig komplett saniert. Und das binnen einer Woche. Wie ist das möglich? Nicht die wirkliche Trierer Innenstadt, sondern das Stadtmodell wird restauriert. Nach dem Besucher-Ansturm während der Konstantin-Ausstellung herrscht im Simeonstift nun die nötige Ruhe für Restaurator Dimitri Bartashevich, um an dem Modell zu arbeiten.

Das Massivholzmodell von Albert Kiefer zeigt Trier um 1800. Ab 1954 arbeitete der Künstler daran, 19 Jahre später stellte er es fertig. Seitdem befindet sich das Modell im Stadtmuseum und ist dort ein echter Besuchermagnet. Viele filigrane Einzelteile, die sehr detaillierte Darstellung und die Gesamtgröße von etwa sieben Quadratmetern machen die Faszination aus.

Das Modell, das schätzungsweise eine Tonne wiegt, ist aus sechs Abschnitten zusammengesetzt und besteht aus Edelhölzern wie Nussbaum, Esche und Mahagoni. Anachronismen sind das Kasino am Kornmarkt und das Landarmenhaus in der Brückenstraße: Beide Gebäude wurden erst in preußischer Zeit errichtet. Auch das Kurfürstliche Palais soll, wie man heute weiß, um 1800 etwas anders ausgesehen haben.

Aufwändige Prozedur

In der Mitte lässt sich das Modell auseinander schieben. Der dadurch entstandene Gang und eine Gerüstkonstruktion sorgen dafür, dass der Restaurator alle Stellen erreichen kann. Trotzdem ist Einsatz und auch ein bisschen akrobatisches Geschick gefragt. Aber vor allem braucht Bartashevich viel Geduld: Mindestens eine Woche dauert die Restaurierung. Zunächst reinigt er das Modell mit einem Spezialstaubsauger. Danach müssen viele kleine Einzelteile ersetzt und exakt ausgeschnitzt werden: Am Dom fehlt eine Spitze, hier und da ein Schornstein. Anschließend bekommen die Dächer einen neuen Anstrich. „Gestern habe ich alle Bäume in der Stadt gefällt“, sagt Bartashevich verschmitzt und deutet auf einen Karton mit hunderten von Baum-Miniaturen. Auch sie bekommen wieder mehr Farbe. Zum Schluss wird das Modell mit Wachs versiegelt, um es vor Verschmutzungen zu schützen. Und wie ist es, an dem Stadtmodell zu arbeiten? „Ich fühle mich irgendwie allmächtig“, sagt Bartashevich und greift nach dem größten Einzelteil des Modells. „Denn ich kann den Dom in den Händen halten.“