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09.04.2013

Trier, Stadt im Fluss

Johannes Oberdorf diskutiert bei der Ausstellungseröffnung mit Hobbyfotograf Thomas Egger über die Vor- und Nachteile digitaler Fotografie. Oberdorf selbst arbeitet häufig noch mit analogen Kameras und sammelt diese mit Leidenschaft.
Johannes Oberdorf diskutiert bei der Ausstellungseröffnung mit Hobbyfotograf Thomas Egger über die Vor- und Nachteile digitaler Fotografie. Oberdorf selbst arbeitet häufig noch mit analogen Kameras und sammelt diese mit Leidenschaft.
Die Römerbrücke spiegelt sich deutlich in der Pupille einer Betrachterin, ein Frauenfuß unter Wasser, mit rotlackierten Fußnägeln im Flussbett der Mosel. Einfallslose Schnappschüsse sind nicht das Ding von Johannes Oberdorf. Der Trierer Fotograf, der nie ohne Kamera unterwegs ist, zeigt seine Sicht auf Trier in seiner Ausstellung „Im Augen-Blick: Trier an der Mosel“, die jetzt Kulturdezernent Thomas Egger im Trier-Zimmer des Rathauses eröffnete.

Die Arbeiten von Johannes Oberdorf zeugen von seiner besonderen Kreativität, die gewohnten Sichtweisen außer Acht zu lassen und das Unsichtbare sichtbar machen. Wer sonst käme auf die Idee, Reflexe der Augenoberfläche im Maßstab eins zu eins zu fotografieren? Seit 1996 experimentiert er mit diesen Motiven. Auch die Arbeiten in und auf der Mosel sind nicht alltäglich. Mit einer wasserdichten Kamera hat er Lichtreflexe auf Steinen und Muscheln, schwimmende Flaschen oder leuchtende Glasscherben im Gegenlicht fotografiert und alles meisterhaft in einer Collage kombiniert. Ein Teil dieser Arbeiten war 2011 in der Trierer Galerie Junge Kunst zu sehen.

Seit 1989 zeigt der Künstler seine Arbeiten in Einzel- und Gruppenausstellungen. Er leitet Kurse zur Fotografie und optischen Wahrnehmung  bei der VHS Saarburg, der Landesmedienanstalt, der Uni Trier und im eigenen Atelier im Kunsthaus „Alte Druckerei“ in der Alkuinstraße. Hier hat er auch seine Dunkelkammer zur Ausarbeitung seiner Abzüge vom Negativ, denn Oberdorf arbeitet oft noch mit analogen Kameras, die er mit Leidenschaft sammelt. Einige dieser sehr alten Schmuckstücke, die er zum fotografischen Experimentieren verwendet, hat er für die Ausstellung „Film-und Fototechnik für Amateure seit 1900“ in der Stadtbibliothek Palais Walderdorff zur Verfügung gestellt.

Der 1957 in Trier geborene Fotograf, der hier Kunstgeschichte, Archäologie und Geschichte studiert hat, knipste mit neun Jahren unter Anleitung des Vaters erste Fotos. In seiner fotografischen Praxis war Oberdorf unter anderem bei Grabungsarbeiten des Rheinischen Landesmuseums dabei, fotografierte für den Katalog der Ausstellung „Trierer Wohn- und Tischkultur“ im Stadtmuseum Simeonstift und zuletzt im Rahmen der Heilig-Rock-Wallfahrt 2012.
  • Ausstellung bis 30. Juni im Trier-Zimmer des Rathauses, Besuch wäh-rend der Öffnungszeiten des Rathauses (montags bis donnerstags,  8 bis 12, 14 bis 18 Uhr, freitags bis 13 Uhr) nach vorheriger telefonischer Terminvereinbarung:  0651/718-1010.