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06.07.2021

Transparenz wird ganz groß geschrieben

Bürgermeisterin Elvira Garbes tauscht sich an einer Karte in ihrem Büro mit Schulamtsleiter Hanno Weigel über die Schulbezirksgrenzen aus
Bürgermeisterin Elvira Garbes tauscht sich an einer Karte in ihrem Büro mit Schulamtsleiter Hanno Weigel über die Schulbezirksgrenzen aus, die immer wieder für Zündstoff sorgen. Sie sollen unter anderem verhindern, dass es zu einer ungleichmäßigen Belegung einzelner Schulen kommt.
Das Amt für Schulen und Sport hat die Vorbereitung der neuen Schulentwicklungsplanung (SEP) begonnen. Nach rathausinternen Runden sowie ersten Beratungen in städtischen Gremien folgt am 7. Juli ein Auftaktworkshop, zu dem Schulsprecher der Fraktionen, Schulleitungen, Vertreter der Schüler und Eltern, Experten der ADD und aus städtischen Ämtern, aber auch der Migrations- und Behindertenbeirat eingeladen sind. Im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ) erläutern Bürgermeisterin Elvira Garbes und Schulamtsleiter Hanno Weigel Grundzüge des Konzepts, das Weichen für die nächsten Jahre stellen soll.

RaZ: Warum ist der Schulentwicklungsplan (SEP) erforderlich?

Hanno Weigel: Wir sind als Schulträger dazu gesetzlich verpflichtet. Der Plan muss regelmäßig fortgeschrieben werden. Das Land nennt Vorgaben, die erfüllt sein müssen. Das dreht sich vor allem darum, Zahlen zusammenzutragen, den Ist-Stand und Prognosen zur künftigen Schülerzahl. Uns ist aber auch wichtig, bei dem Prozess, den wir jetzt angehen, neue Wege zu gehen, alle Beteiligten früh einzubinden und deren Sichtweise aufzunehmen, auch weil sie direkt von den Maßnahmen betroffen sind. Am Ende entscheidet der Stadtrat und deswegen ist uns das auch mit Blick auf die vorherige SEP ganz wichtig.

Elvira Garbes: Ganz wichtig ist uns die Akzeptanz der in der SEP enthaltenen Maßnahmen. Die vorherige hat zwar sehr viel Zahlenmaterial enthalten, aber die Menschen wurden zu wenig mitgenommen. Das führte auch dazu, dass das frühere Konzept oft nicht so umgesetzt wurde wie es vorgeschlagen war. Wir wollen jetzt von der Top-down- zur Bottom-up-Methode. Nur so lassen sich die tatsächlichen Bedürfnisse am besten erfassen.
Weigel: Das erste Feedback zu dem geänderten Ansatz im Fachausschuss war durchweg positiv. Das Büro sichtweise, das wir für dieses Projekt gewinnen konnten, kann in diesem Bereich auf vielfältige fundierte Erfahrungen verweisen, ist deutschlandweit und sogar international unterwegs.

Garbes: Geschäftsführer Stefan Niemann kannte schon viele der Fragen, die wir ihm bei seinem Besuch bei uns im Rathaus gestellt haben. Es tauchen in der kommunalen Schulentwicklungsplanung immer wieder die gleichen Probleme auf und die gleichen Widerstände, wenn etwas verändert werden muss.

Weigel: Andere Bundesländer sind da teilweise weiter als wir in Rheinland-Pfalz. Wir beschreiten da mit unserem jetzigen Ansatz für unserer Bundesland auch einen neuen, innovativen Weg.

Welche methodischen Prinzipien liegen diesem Konzept zugrunde?

Weigel: Wir verwenden dafür öfter das Bild der Sanduhr: Am Anfang breit beteiligen, dann die erforderlichen Schritte zusammenführen und gewichten und dann am Ende die Beschlüsse der Gremien.

Was sind die wichtigstenc Unterschiede zur vorherigen städtischen SEP von 2013, deren Verlauf für teilweise erbitterte Diskussionen gesorgt hatte?

Garbes: Das ist vor allem die frühzeitige Beteiligung aller Betroffenen mit ihren Interessen und Bedürfnissen. Daher haben wir für die Veranstaltung am 7. Juli auch einen ganzen Tag angesetzt. Dieser Prozess ist kein Wunschkonzert. Man muss Wege finden, die Befindlichkeiten zu bündeln und dann schauen, was realistisch umsetzbar ist. Daher ist auch die Schulaufsicht ADD direkt mit an Bord. Ich möchte Situationen wie bei der kürzlichen Neufestsetzung der Schulbezirksgrenze in Filsch vermeiden, wo sich Eltern nicht mitgenommen fühlten. Das hat mir nicht gefallen.

Weigel: Wir werden in der SEP generell keine Entscheidungen treffen können, mit denen immer alle zufrieden sind. Wichtig ist aber immer, dass die Hintergründe der einzelnen Schritte nachvollziehbar sind. Es gibt Vorgaben, an die wir uns halten müssen, wie den Klassenteiler, aber auch bauliche Grundbedingungen.

Was sind zentrale inhaltliche Schwerpunkte der SEP?

Weigel: Es gibt als Hauptsäulen den quantitativen und den qualitativen Bereich. Hier wollen wir eine Gleichwertigkeit herstellen, weil gerade auch die qualitativen Aspekte großen Einfluss haben auf die Arbeit des Schulträgers. Da geht es etwa um Schwerpunkte wie Ganztagsangebote, Mittagessen, Inklusion oder die Rolle der Schule im Sozialraum des jeweiligen Stadtteils. Da wurden schon Handlungsbedarfe definiert, die auch in Zukunft relevant sind. Da sind wir dann ganz schnell wieder beim Thema Raumbedarf und dann auch bei den Schulbezirksgrenzen.

Was sind nach jetzigem Stand weitere wichtigste Ziele dieses Prozesses?

Weigel: Wir wollen auch ein Verantwortungsbewusstsein für das Thema schaffen, zum Beispiel bei pädagogischen Konzepten für die Inklusion, die immer wichtiger wird. Jeder muss mit anpacken, damit wir das umsetzen können. Es muss auch deutlicher werden, welche Bedeutung der Standortfaktor Bildung für die Gesamtstadt und den jeweiligen Stadtteil hat und welche zentrale Rolle die Digitalisierung dabei spielt. Die Corona-Krise hat uns das sehr deutlich gezeigt. Unterhalb diese Gestaltungsfelder können die Beteiligten ihre jeweiligen Themenschwerpunkte ins Spiel bringen und Schritte zur Umsetzung. Nach dem Workshop am 7. Juli läuft bei uns im Amt die Sichtung und die Prüfung, was geht und was nicht. Das Schlimmste in dem ganzen Prozess wäre, zu Beginn Erwartungen zu wecken, die man danach nicht einhalten kann.

Für welchen zeitlichen Rahmen soll die neue SEP die Weichen stellen?

Weigel: Wir gehen von einem Horizont von etwa fünf Jahren aus, wobei wir die Auftaktveranstaltung abwarten und schauen, welche Priorisierungen dort ins Spiel gebracht werden. Wie haben das Konzept aber so angelegt, dass wir auch Themen aufnehmen können, die noch weiter in die Zukunft reichen. Da sind wir auch auf Anregungen von außen angewiesen. Für die Zukunft ist im Unterschied zur vorherigen SEP auch wichtig, dass wir uns in kürzeren Abständen mit den Zahlen befassen. Die Entwicklung ist in bestimmten Teilen des Stadtgebiets durch Baugebiete sehr dynamisch. Dann können noch unerwartete Ereignisse, wie Corona oder die Flüchtlingskrise ab 2015, hinzukommen.

Das Gespräch führte Petra Lohse