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15.01.2008

Tödliche Risiken entschärfen

Die achtjährige Anna Rebecca Kreuz aus Zemmer vor ihrer Untersuchung im neuen Schlaflabor. Foto: Klinikum Mutterhaus
Die achtjährige Anna Rebecca Kreuz aus Zemmer vor ihrer Untersuchung im neuen Schlaflabor. Foto: Klinikum Mutterhaus
Eine diagnostische Lücke in der Kinder- und Jugendmedizin in der Region Trier schließt das neue Schlaflabor des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen.  Dort werden Kinder und Jugendliche aller Altersstufen, vor allem aber chronisch kranke junge Patienten, untersucht. Sie schlafen abends in einem normalen Bett im Beisein der Eltern ein. Früh- und Neugeborene können auch tagsüber im Spontanschlaf untersucht werden.
 
Probleme nach Risiko-Geburten

Vor oder kurz nach dem Einschlafen werden vorsichtig kleine Messfühler zur Registrierung von Atmung, EKG, Hirnströmen (EEG), Bein- und Augenbewegungen und Sauerstoffgehalt im Blut angebracht. „Vor allem nach Risikogeburten haben die Kinder häufig Probleme in der Regulation von Herz- und Atemtätigkeit sowie der Gehirnfunktionen“, erklärt Dr. Christa Löhr-Nilles, Kinderärztin im Mutterhaus. „Im Schlaflabor können solche Risikofaktoren frühzeitig erkannt, besser eingeordnet und somit möglichst früh behandelt werden. Solche Störungen werden unter anderem als mögliche Ursache für den plötzlichen Kindstod vermutet“, erläutert die Medizinerin.
 
Großzügige Spende

Besonders gefährdet seien Kinder in den ersten zehn Lebensmonaten. Auch für kleine Patienten mit Epilepsien und Krampfanfällen kann eine umfassende Untersuchung im Schlaflabor zusätzliche wichtige Hinweise liefern.  „Unser Anliegen ist, in Zukunft durch eine Untersuchung im Schlaflabor Risikofaktoren, die ansonsten vielleicht unerkannt bleiben, noch früher erkennen und genauer einordnen zu können. Hierzu gehören auch die ausführliche Untersuchung von Kindern mit Schlafstörungen, Fehlbildungen im Mund-Kieferbereich oder Muskelerkrankungen“, betont Dr. Löhr-Nilles. Je nach der Vorgeschichte des kleinen Patienten und den Ergebnissen der Schlafuntersuchung werde bei diesen Kindern möglicherweise eine medikamentöse Therapie eingeleitet. Andere würden mit einem Heimmonitor zur Überwachung von Herz- und Atemtätigkeit im Schlaf versorgt.

Mit einer Spende von 10.000 Euro hat  die Triererin Ingrid Kostka das innovative Schlaflabor ermöglicht. „Ich wurde längere Zeit hier im Klinikum behandelt und habe viele kranke Kinder gesehen. Ich helfe am liebsten vor Ort, denn in den Kindern liegt auch unsere Zukunft“, betonte sie. Die Witwe gründete vor vier Jahren die Ernst- und Ingrid-Kostka-Stiftung, um mit dem Vermögen ihres Mannes, eines Automatenunternehmers, Kinder der Region zu unterstützen.
 
Das Schlaflabor gehört zum Perinatalzentrum im Mutterhaus, das von Professor Dr. Wolfgang Rauh, Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin, geleitet wird. Besonderer Schwerpunkt ist die Akutversorgung und Nachbetreuung von zum Teil extrem kleinen Früh- und Neugeborenen, die oft nach Risiko- schwangerschaften geboren werden.

Mehr Sicherheit für die Eltern

Bei den Untersuchungen im neuen Schlaflabor kann im günstigsten Fall ein unauffälliges Untersuchungsergebnis  dazu beitragen,  betroffenen und besorgten Eltern mehr Sicherheit zu geben. Neben dem Grundstock von der Ernst- und Ingrid-Kostka-Stifung beteiligten sich das Mutterhaus und die Villa Kunterbunt mit weiteren 20.000 Euro an der Finanzierung des Schlaflabors.