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21.06.2016

"Theater kann zukunftsfähig gemacht werden"

Podiumsdiskussion in der Tufa zur Zukunft des Theaters
Im Anschluss an die Vorstellung der Machbarkeitsstudie erörterten Reinhold Daberto vom Münchner Architekturbüro Theapro, Theaterintendant Dr. Karl Sibelius, Kulturdezernent Thomas Egger und Architekt Professor Alois Peitz (v. l. n. r.) in der Tufa mit dem Publikum Fragen zur Sanierung des in die Jahre gekommenen Trierer Theaters am Augustinerhof. Zwei Varianten wurden dabei ausführlich erläutert, die Kostenfrage blieb ausgespart. Foto: Presseamt
Knapp 100 Interessenten kamen vergangenen Dienstag in die Tufa, um sich beim Bürgerforum des Kulturdezernats über die Zwischenergebnisse der Machbarkeitsstudie für die Sanierung des Theaters zu informieren. Finanzierungsfragen wurden aufgrund der noch fehlenden Kalkulation außen vor gelassen. Zum Schwur kommt es spätestens Ende Juli: Bis dahin werden die Kosten errechnet und vorgelegt.

Mit der Machbarkeitsstudie für die Sanierung des Theaters präsentiere man lediglich ein Zwischenergebnis, stellt Theaterdezernent Thomas Egger gleich zu Beginn des von Volker Vorwerk moderierten Bürgerforums unmissverständlich klar. „Wir wollen schon zum jetzigen Zeitpunkt Transparenz herstellen und ergebnisoffen diskutieren“, lautet Eggers Einladung. Die Studie biete die Grundlage für einen späteren Architektenwettbewerb, bei dem auf jetzt noch offene Fragen im Detail Antworten gegeben werden müssten.

Vor der Diskussion erläutert Theaterbauexperte Reinhold Daberto vom Münchner Architekturbüro Theapro die Ergebnisse der Studie. Die Analyse sollte die Frage klären, ob das 1964 errichtete, in der Zwischenzeit viel zu klein und längst marode gewordene Theater am Augustinerhof überhaupt noch zu sanieren sei. Dabertos Kernaussage: „Das Gebäude kann zukunftsfähig gemacht werden. Es hat räumlich seine Grenzen, aber hier kann Abhilfe geschaffen werden.“ Der Bau sei statisch in Ordnung und wo es Unsicherheiten gebe, könnten diese behoben werden.

Die Sanierung und damit der Erhalt des Graubner-Gebäudes sei sinnvoll, wenn die Werkstätten (Schlosser, Maler, Dekorateure) vom Augustinerhof zentral ausgelagert und gleichzeitig für das Haupthaus mit An- und Umbauten das derzeit unzureichende Raum- und Platzangebot erweitert würden.

Dafür schlagen die Münchner Experten zwei Varianten mit zahlreichen Optimierungen im Detail vor (Bericht in der Rathaus Zeitung vom 14. Juni): Die bevorzugte Variante 1 sieht – grob gesagt – einen Winkelanbau entlang des Heinz-Tietjen-Weges gegenüber dem Restaurant „Astarix“ und entlang des Augustinerhofs vor. Bei der zweiten Variante wird auf den Winkelanbau am Augustinerhof verzichtet. Stattdessen ist eine keineswegs unauffällige Aufstockung des Hauptgebäudes vorgesehen. Die Nachteile dieser Lösung: Die Statik des Altbaus müsste ertüchtigt werden und der an sich gewünschte zusätzliche Raumbedarf von 9800 Quadratmetern fiele gegenüber der ersten Variante noch geringer aus. „Die Arbeitsbedingungen werden aber auf jeden Fall für alle Beteiligten erheblich verbessert“, lautet Dabertos zuversichtliche Prognose. Beispielsweise könnte auch das Orchester mit einem angemessenen eigenen Probesaal an den Augustinerhof zurückkehren.

Option Kammerspiele

Daberto schlägt als Option für beide Varianten zusätzlich ein kleines Kammerspielhaus auf einem derzeit noch unbebauten, nicht städtischen Grundstück an der Hindenburgstraße vor. Die Kammerspiele würden mit dem Haupthaus verbunden, könnten künstlerisch vielfältig genutzt werden und würden das Theater insgesamt stärker zur Innenstadt hin öffnen. Würde man sich für die Kammerspiele an dieser Stelle oder auch anderenorts entscheiden, könnte diese Einrichtung bei schneller Realisierung bereits als Ersatzspielstätte für die Zeit der aufwendigen Sanierung des Hauptgebäudes genutzt werden. Eine Perspektive, die bei Intendant Dr. Karl Sibelius große Zustimmung hervorruft.

Die Diskussionsrunde eröffnet Sibelius geradezu mit einer Liebeserklärung für den in die Jahre gekommenen Graubner-Bau und mit einem Plädoyer für den Erhalt des Ensembletheaters. Das Haus habe insgesamt eine sehr gute Struktur und eine phantastische Bühne. Die Machbarkeitsstudie, die sehr professionell erstellt worden sei und viele intelligente Lösungen enthalte, stimme ihn „sehr glücklich“.

Da fällt die Stellungnahme des früheren Bistumsarchitekten Professor Alois Peitz um einiges distanzierter aus. „Wenn das alles so machbar wäre, wäre die Situation schön“, lautet sein Urteil. Peitz sieht indes noch „gewisse Unklarheiten“. Für die vier Baustellen der Studie gebe es kein Programm, hinsichtlich der Größe und Maßstäblichkeit stelle sich die Frage der Angemessenheit und der Verhältnismäßigkeit auch gegenüber den anderen Kulturangeboten. Peitz plädiert dafür, das Theater zunächst so zu sanieren, „wie es da steht“, dazu ein „reines Verfügungsgebäude so preiswert es geht auf der grünen Wiese zu bauen“ und mittelfristig einen Erweiterungsbau Richtung Norden zur Antoniusstraße zu errichten.

Kritische Publikumsanmerkungen

Überwiegend kritische Anmerkungen kommen auch aus den Reihen des Publikums. Sie stellen vor allem die Sinnhaftigkeit von Teilen der baulichen Konzeption und die Größenordnung des Sanierungsvorhabens in Frage. Angezweifelt wird der von Theapro aufgezeigte Raumbedarf. Architekt Daberto begründet den dringend benötigten Platz mit den ihm übermittelten Daten und allgemein bewährten Erfahrungswerten für zukunftsorientierte Theaterbauten.

Moniert wird zudem die unzureichende Beachtung städtebaulicher Gesichtspunkte. Das gelte auch für den ästhetischen Aspekt, der in der Studie ganz fehle. Und das Theater- Umfeld werde zu wenig gewürdigt. Der städteplanerischen Konzeption fehle ein „interessierter interkultureller Blick auf das Geschehen in Trier“, lautet ein weiterer Einwand. Die anderen Kulturorte würden nicht in die Studie eingebunden. Ein Besucher regt an, das frühere französische Kino „Forum“ in der Hindenburgstraße stärker in die Planungen aufzunehmen.

Angesichts mancher Einwendungen wird Kulturdezernent Egger an die „Quadratur des Kreises“ erinnert. Er zeigt sich offen für jeden Hinweis, ordnet manches aber auch anders ein. Die aufgeworfenen Fragen und Anregungen sollen in den anstehenden Workshops, die den weiteren Prozesses der Theatersanierung begleiten werden, eingebracht werden können.

Hans Petzholdt, von 1977 bis 1987 Triers Baudezernent, berichtet abschließend von seinen Erfahrungen, als er 1964 als junger Stadtplaner dabei mitwirkte, die ursprünglich für den Bereich der Kaiserthermen konzipierten Baupläne des Theaters für den Ausweichstandort am Augustinerhof „auszurichten“. Der 90-Jährige wundert sich, warum dieser wenig einladende Platz nicht stärker für das Theater nutzbar gemacht wird. Ihm stelle sich die Frage, ob die große Fläche nicht „Luft“ biete, um „gewisse Reserven aus dem Platz heraus zu holen.“