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17.08.2010

Teure Fehlplanungen vermeiden

Bei zahlreichen Entscheidungen sind Kommunalpolitiker auf fundierte Daten zur Bevölkerungszahl, Altersstruktur, Wirtschaftslage und den Wohnverhältnissen angewiesen: Die Ausweisung von Wohngebieten gehört ebenso dazu wie die Planung von Schulen und Altenheimen. Mittlerweile sind viele Daten veraltet: Die letzte Volkszählung fand 1987 statt, als es noch zwei deutsche Staaten gab. Abhilfe soll der bundesweite Zensus 2011 schaffen, der zum Stichtag 9. Mai umgesetzt wird.

Die Erhebung unterschiedet sich grundlegend von der damals sehr umstrittenen Volkszählung, denn es wird nicht mehr jeder Haushalt befragt. 80 bis 90 Prozent der Informationen kommen aus vorhandenen Beständen, darunter Melderegister der Kommunen und Daten der Agentur für Arbeit. Ergänzend werden in Trier rund 7,5 Prozent der Bevölkerung befragt. Im Rathaus sind die Vorbereitungen in der eigens eingerichteten Erhebungsstelle des Amts für Stadtenwicklung und Statistik schon weit vorangeschritten.

Die Zahlen des Zensus 2011 sollen Ende 2012 vorliegen und könnten einige Überraschungen bieten. Das Statistische Bundesamt geht davon aus, dass die aktuelle Bevölkerungszahl von rund 82 Millionen Deutschen um mindestens 1,3 Millionen zu hoch ist. Grund sind Fortschreibungsfehler in den Melderegistern. Die Folgen sind gravierend. So hängt zum Beispiel der Finanzausgleich zwischen armen und reichen Bundesländern von der Bevölkerungszahl ab. Aber auch kleine Abweichungen können große Folgen haben, wenn etwa entschieden werden muss, ob wegen zwei oder drei Kindern eine weitere Kindergartengruppe oder gar ein neues Gebäude nötig ist. Außerdem werden aktuelle Daten benötigt, um die Folgen der Globalisierung auf das Erwerbsleben genauer abzuschätzen.

Dr. Johannes Weinand, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Statistik im Rathaus, appelliert an die  rund 3 900 Trierer Haushalte, die für die Befragung ausgewählt werden, möglichst umfassend und präzise Auskunft zu geben. „Diese Arbeit lohnt sich, denn auf der neuen Datengrundlage ist eine verbesserte Planung möglich, was langfristig die Lebensqualität aller steigert.“ Seine Bitte richtet sich außerdem an die Immobilienbesitzer, die das Statistische Landesamtflächendeckend befragt. Tests hätten gezeigt, dass die neue Methode zu verlässlichen Ergebnissen führe.
 
Umfassender Datenschutz

Wie für alle amtlichen Statistiken gilt der strikte Grundsatz Einzelangaben der Befragten geheim zu halten. Sie dürfen nicht an andere staatliche oder an private Einrichtungen weitergegeben werden. Weinand hält es für bedauerlich, dass nach dem Zensus 2011 keine regelmäßige Fortschreibung im Zwei-Jahres-Rhythmus vorgesehen ist. Das aktuelle Know-how könne nicht effizient genutzt werden und müsse bei der nächsten Runde zehn Jahre später wieder neu erworben werden.

Trier gehört, so Weinand, bei der Vorbereitung des Zensus zu den Vorreitern in Rheinland Pfalz. Die Mitarbeiter der Erhebungsstelle  schulen für die Haushaltsbefragung rund 100 Interviewer. Die Trierer Gesamtkosten des statistischen Großprojekts werden auf rund 400.000 Euro geschätzt. In welchem Umfang sie erstattet werden, steht noch nicht fest.