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21.07.2015

Teilhabe ist Gewinn für alle

Ute Hemmerich-Bukowski
Uta Hemmerich-Bukowski ist Ansprechpartnerin im Rathaus für den Aktionsplan Inklusion
Der Steuerungsausschuss bewilligte einstimmig zusätzlich 3500 Euro für die Einbettung des Aktionsplans Inklusion in das Beteiligungsportal trier-mitgestalten.de sowie rund 26.000 Euro zum Einsatz von Gebärden- und Schriftdolmetschern bei den Arbeitssitzungen. Gleichzeitig nahm er einen Zwischenbericht zur Erstellung des Aktionsplans zur Kenntnis. Details erläutert Koordinatorin Uta Hemmerich-Bukowski im Gespräch mit der Rathaus Zeitung (RaZ).

RaZ: Bei welcher der sieben Arbeitsgruppen für die verschiedenen Handlungsbereiche der Inklusion war bisher das Interesse am größten?

Uta Hemmerich-Bukowski: Ich freue mich, dass sich zum Start der Arbeitsgruppen zu Jahresbeginn für alle Handlungsfelder viele Interessierte gemeldet haben. Und auch jetzt arbeiten noch viele Akteure und interessierte Bürger mit am Aktionsplan. Begonnen hatten wir ja mit zunächst sechs Arbeitsgruppen. Da jedoch das Interesse an der Arbeitsgruppe Erziehung und Bildung sehr groß war – hierzu hatten sich über 80 Personen angemeldet – haben wir diese  in zwei Gruppen – schulische Bildung sowie  Erziehung und außerschulische Bildung – aufgeteilt.  Das Thema Inklusion wird ja momentan sehr intensiv für den gesamten Bereich Schule diskutiert. Ebenfalls sehr gut besetzt sind aber auch die Arbeitsgruppen Kultur, Freizeit und Sport sowie die Arbeitsgruppe Bauen, Wohnen, Barrierefreiheit, Mobilität und Verkehr.

Gibt es schon konkrete Verbesserungsvorschläge aus den Arbeitsgruppen?

Die Arbeitsgruppen sind dabei, die Ziele des Aktionsplanes zu entwickeln. Im Anschluss daran werden Maßnahmen und Projekte beschrieben, die dazu geeignet sind, diese Ziele zu erreichen. Diese Maßnahmen sollen dann auch in den kommenden Jahren umgesetzt werden. Aber bereits jetzt gibt es schon konkrete Anregungen und Verbesserungsvorschläge. Zum Beispiel der Vorschlag, bei Übersichten im Bereich Kultur oder Tourismus oder von Freizeit- und Sportangeboten Informationen zur Barrierefreiheit aufzunehmen. Ein anderes Beispiel betrifft den Presse- und Informationsbereich. Hier wird vorgeschlagen, verstärkt eine Zwei-Wege Kommunikation zu berücksichtigen. Das bedeutet etwa eine Kontaktaufnahme für eine Auskunft oder Notfallmeldung nie ausschließlich nur über eine Telefonnummer, sondern immer auch schriftlich (per SMS oder Mail) zu ermöglichen.

Was erhoffen Sie sich von der beschlossenen Anbindung des Aktionsplans an die Online-Plattform trier-mitgestalten.de?

Dadurch erhalten alle Bürger die Möglichkeit, uns ihre Vorschläge für ein inklusives Trier mitzuteilen. Sie können auf diesem Weg Maßnahmen anregen, die dann auch in den Aktionsplan eingebunden werden, wenn sie zu den gewählten Zielen passen und sich umsetzen lassen. Die Plattform bietet eine weitere Möglichkeit, sich direkt und unbehindert in den Entwicklungsprozess einzubringen. Ich erhoffe mir damit eine noch breitere Bürgerbeteiligung an der Erstellung des Aktionsplans. Wir können damit auch Menschen die Mitwirkung ermöglichen, die aus welchen Gründen auch immer, nicht an den offenen Arbeitsgruppen teilnehmen können. Für den Aktionsplan hoffe ich natürlich auf viele ideenreiche Vorschläge, die uns allen helfen, Trier inklusiver zu machen. Eine unbehinderte Teilhabe von allen Menschen am Leben in der Stadt Trier ist eine Chance und ein Gewinn für alle.

Rechnen Sie damit, den Zeitplan einhalten zu können und den Prozess im August 2016 abzuschließen?

Meine Stelle ist zunächst bis zu diesem Zeitpunkt befristet. Ich will alles daran setzen, dass bis dahin der Aktionsplan vorliegt. So wie der Prozess im Moment läuft, bin ich guten Mutes, dass das gelingt. Aber mit dem Aktionsplan ist ja lediglich ein erster Schritt getan. Danach muss es mit Nachdruck weitergehen. Darüber sollte in absehbarer Zeit nachgedacht werden.

Hat das Rathaus in einigen Bereichen nach Ihrer Erfahrung noch größeren Nachholbedarf bei der Inklusion?

Zum einen ist es sehr wichtig, all das, was bereits zum Thema Inklusion in der Verwaltung auf dem Weg ist, transparent und damit sichtbar zu machen. Zum anderen müssen wir eindeutig noch besser darin werden, die Unterstützung von Menschen mit Behinderung und deren Angehöriger passgenau zu machen und eine einfache, gut zugängliche und verständliche Beratung und Hilfe, idealerweise aus einer Hand, vorzuhalten. Und sicherlich freuen sich die Menschen, die im Rathaus arbeiten, über Hinweise, wo im Einzelnen Barrieren für behinderte Menschen liegen. Hilfreich sind auch Tipps, wie diese von vornherein vermieden und abgebaut werden können. In den Ämtern ist viel Kompetenz vorhanden, an die angeknüpft werden kann. Ich bin sehr froh, dass sowohl Oberbürgermeister Wolfram Leibe als auch sein Vorgänger Klaus Jensen eine sehr eindeutige Position zum Aktionsplan Inklusion bezogen haben und ich für meine Arbeit auf großes Interesse und Unterstützung stoße. Gleiches gilt für die Kolleginnen und Kollegen aus dem Stadtvorstand, die ihre Bereitschaft zur Mitwirkung deutlich zum Ausdruck gebracht haben. Und nicht zuletzt wirken die Ratsfraktionen mit an der Erstellung des Aktionsplans und unterstützen diese.

Das Gespräch führte Petra Lohse