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14.07.2015

Tatort Internet

Tippen auf einer Computertastatur
2013 wurden fast 230.000 Cybercrime-Fälle in Deutschland gezählt. Foto: I-Vista/pixelio.de
Nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Jahr luden Polizei und Stadt zum zweiten Sicherheitstag ins Kurfürstliche Palais ein. Er war im vergangenen Jahr als Informationsforum für Bürgerinnen und Bürger ins Leben gerufen worden. Jedes Jahr wird ein Thema der Polizeiarbeit vorgestellt. 2015 stand die am stärksten zunehmende Verbrechensart auf der Agenda: Computerkriminalität beziehungsweise „Cybercrime“. Unter diese Definition fallen alle Straftaten, bei denen Informationstechnologie verwendet wird oder die sich gegen Datennetze, Computersysteme oder deren Daten richten – 2013 wurden fast 230.000 solcher Fälle in Deutschland gezählt. Neben Privatpersonen sind vor allem Unternehmen betroffen. Nach Angaben der Polizei waren zwei Drittel aller deutschen Firmen  schon mindestens einmal Opfer von Datendiebstahl.

Oberbürgermeister Wolfram Leibe, Polizeipräsident Lothar Schömann und ADD-Präsidentin Dagmar Barzen eröffneten den Sicherheitstag. Den Besuchern bot sich ein abwechslungsreiches Programm. Auf dem Markt der Möglichkeiten informierten unter anderem Polizei, Justiz, Hochschule und die Kammern über Computerbetrug, Phishing, Identitätsdiebstahl, Erpressungen und vieles mehr. Daneben gaben Experten aus Justiz, Wirtschaft, Polizei und IT in Vorträgen interessante Einblicke in ihre tägliche Arbeit mit Computerkriminalität. Die Besucher wurden ebenfalls Zeugen einer Live-Hacking-Simulation, bei der die Manipulation und der Diebstahl von Daten eindrucksvoll präsentiert wurden.

Wie stark sich Computerkriminalität ausweitet, verdeutlichte Polizeipräsident Schömann: „Cybercrime wird in Zukunft die häufigste Straftat sein“, auch weil sich viele andere Straftaten ins Internet verlagern. Neben Computern seien vor allem Mobiltelefone, über die immer mehr sensible und geschäftliche Daten übertragen würden, Angriffsziele. Da die Täter problemlos über nationale Grenzen hinweg operierten, sei grenzübergreifende Zusammenarbeit ein Muss bei der Strafverfolgung.

Bemerkenswert bleibe die hohe Dunkelziffer: Lediglich eines von zehn Delikten wird zur Anzeige gebracht, schätzt das LKA Niedersachsen. Es werde nicht jeder durch ein Schutzprogramm abgewehrte Computervirus angezeigt, aber auch Scham oder Angst vor drohenden Imageschäden seien Gründe, erläuterte Schömann.

Um der wachsenden Bedrohung durch Hackerangriffe zu begegnen, ist 2012 beim Landeskriminalamt eine zentrale Ansprechstelle Cybercrime eingerichtet worden, an die sich betroffene Privatpersonen, Unternehmen und öffentliche Stellen wenden können. Abschließend bilanzierte der Polizeipräsident: „Wir sind auf einem guten Weg!“