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18.03.2008

Tarforster Kreuzkröten wandern aus

Die Amphibien in der „Umzugskiste“ von Birgit Dahms und Florian Steinbrück wurden zuvor an den Fangzäunen am Trimmelter Hof eingesammelt.
Die Amphibien in der „Umzugskiste“ von Birgit Dahms und Florian Steinbrück wurden zuvor an den Fangzäunen am Trimmelter Hof eingesammelt.
„Die Tiere haben sehr schöne, schillernde Augen.“ Fürsorglich hält Annette Schäfer eine junge Kreuzkröte in der Hand. „Das Geschlecht lässt sich in diesem Alter noch nicht bestimmen“, sagt die Biologin und entlässt das Kriechtier in einen Eimer, in dem sich bereits ein Frosch, mehrere Molche und eine ausgewachsene männliche Kreuzkröte befinden.

Den Amphibien steht ein Umzug bevor. Denn auf dem Grundstück, wo sich bisher ihre Laichgewässer befinden, soll ab Juni der neue Kunstrasenplatz des FSV Tarforst entstehen. Vor Baubeginn muss jedoch möglichst die gesamte Population der unter Artenschutz stehenden Kreuzkröten eingesammelt und umgesiedelt werden. Im Naturschutzgebiet Kenner Flur wurde ein neuer Lebensraum für sie eingerichtet.

Mit Zäunen und Eimern

Kreuzkröten verbringen einen großen Teil ihres Lebens im Erdreich, doch zur Paarungszeit im Frühjahr kommen sie an die Oberfläche und begeben sich zu den Laichgewässern. Seit Ende Februar umgibt deshalb ein Fangzaun das künftige Sportplatzgelände, weitere 15 Zaunkreuze befinden sich innerhalb des Grundstücks. An den Zäunen sind Eimer in die Erde eingelassen. Wenn nun die nachtaktiven Kröten an den Zäunen entlanglaufen, plumpsen sie irgendwann automatisch in einen Eimer, wo sie am nächsten Morgen eingesammelt werden können. Zum Helferteam, das sich jeden Tag mit der Kontrolle abwechselt, zählen neben Studenten der Biogeographie auch Mitglieder des FSV Tarforst.

Bisher war die Ausbeute mit zwölf Tieren – Molche und Frösche nicht mitgerechnet – überschaubar, doch das liegt auch an den Temperaturen. „Wenn es nachts auf unter fünf Grad abkühlt, bleiben die Kröten lieber in der Erde“, erklärt Annette Schäfer von der Landschaftsökologischen Arbeitsgemeinschaft Trier, die zusammen mit Landschaftsarchitektin Birgit Dahms vom Büro Ernst + Partner die Sammelaktion leitet. Aus wie vielen Tieren die Population am Trimmelter Hof besteht, wissen Dahms und Schäfer nicht. „Die Schätzungen reichen von 90 bis zu 300 Exemplaren.“

Um möglichst alle Kreuzkröten bis zum Ende der Laichperiode im Juni zu „erwischen“, wenden die Amphibienexpertinnen einen Trick an: Umgesiedelt wird zunächst nur eine genau gleiche Anzahl Männchen und Weibchen. Die überzähligen Männchen werden vorerst in den Laichtümpeln am Trimmelter Hof ausgesetzt, damit sie mit ihren lautstarken Paarungsrufen die bisher noch schüchternen Weibchen anlocken.

Bauherr des Kunstrasenplatzes und damit auch Auftraggeber der Krötensammlung, die in Abstimmung mit den Naturschutzbehörden konzipiert wurde, ist das Rathaus. „Wenn alles wie geplant verläuft, soll der Platz noch in diesem Jahr eingeweiht werden“, sagt Projektleiter Dieter Schuler vom Sportamt. Die Baukosten werden mit rund 750.000 Euro veranschlagt, die Landesregierung hat eine Förderung in Höhe von 285.000 Euro zugesagt. Neben dem Hauptplatz sind auch ein Mini-Spielfeld und eine Basketballanlage geplant. Weitere 300.000 Euro werden in die Infrastruktur, darunter ein Lärmschutzwall und Parkplätze, investiert. Dazu werden Mittel aus der Entwicklungsmaßnahme Tarforster Höhe verwendet. Genutzt wird die neue Anlage hauptsächlich vom FSV Tarforst, aber auch die Sportgruppen der Universität werden davon profitieren.