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22.07.2014

Szenen des Alltäglichen

Foto: Egger und Diederich
Künstlerin Martina Diederich erläutert Kulturdezernent Thomas Egger bei der Vernissage ihr Werk „Das kleine Fressen“.
„Von wegen und wassern“ hat die Trierer Künstlerin Martina Diederich ihre Ausstellung benannt, die Kulturdezernent Thomas Egger am vergangenen Dienstag bei  einer Vernissage im Trier-Zimmer des Rathauses eröffnete. In der aktuellen Werkschau kombiniert sie großformatige Leinwände mit kleinen Formaten in Öl und Acryl.

Vier Mal jährlich bekommt das Trier- Zimmer, der Besprechungsraum des Oberbürgermeisters, ein anderes Gesicht. Im Wechsel zeigen hier Trierer Kunstschaffende ihre Werke. Nach den bunten Motiven der Elephant-Parade, die die Fotografische Gesellschaft gerade zeigte, präsentiert nun mit Martina Diederich eine der renommiertesten Trierer Künstlerinnen eine kleine Auswahl ihrer Arbeiten der letzten drei Jahre. Kulturdezernent Thomas Egger zeigte sich erfreut, dass Kunst im Rathaus gezeigt wird: „Es ist schön, dass regelmäßig Trierer Künstler mitmachen. Die unterschiedlichen Ausstellungen zeigen die Vielfalt der Bildenden Kunst in unserer Stadt.“

Inspirierende Reiseeindrücke

Diederich, die in Mayen geboren ist, im spanischen Bilbao zur Schule ging und seit 32 Jahren in Trier lebt und arbeitet, liebt das Reisen. Ihre Fotos und Skizzen zeigen unter anderem den Fußboden eines Tempels in Indien sowie Eindrücke aus Vietnam, Sri Lanka, Polen, aber auch die Ostsee oder einen See in Stuttgart. Auch ein Trierer Motiv ist dabei: „Das kleine Fressen“ zeigt essende Menschen auf der Sitzbank an der Ecke Simeon-/Glockenstraße. Das besondere an diesem Werk: Die Künstlerin hat sich darauf selbst als Teilnehmerin verewigt.

Reizvolle Täuschungen

In Diederichs Werken stehen die Natur und die Menschen im Mittelpunkt. Szenen des Alltäglichen werden dabei festgehalten: die fotografierende Touristengruppe, Menschen, die Zeitung lesen, sich am Strand sonnen oder im Wasser stehen. Die Künstlerin malt das Unauffällige, das ihr auffällt.

In der Ausstellung zieht ein großes Hochformat sofort die Blicke auf sich. Es zeigt Schilf, das sich im Wasser spiegelt, dem Element, das in den meisten Bildern auftaucht und zu recht im Titel der Ausstellung geführt wird. Dass eine Tempelszene aus Sri Lanka damit nichts zu tun hat, sieht man erst auf den zweiten Blick. Die Spiegelung auf dem Boden täuscht den Betrachter – „von wegen“ also und damit ist der Titel komplett. Die überwiegend in blau-grünen Tönen gehaltenen Motive sind nicht immer gleich erkennbar. Zu knapp ist der Ausschnitt, das Objekt oft angeschnitten. Die kleinen Formate nennen sich „Straßenstücke“ oder „Bootsstücke“, da sie wie ein Ausschnitt aus einem Foto nur ein Detail des ganzen Geschehens zeigen.

Studierte Grafikerin

Hier erkennt man das geschulte Auge der studierten Grafikerin, die nach ihrem Studium an der Trierer Fachhochschule für verschiedene Institutionen und Museen, darunter die Universitäten Mainz und Kiel, das Bischöfliche Dom- und Diözesanmuseum und das Rheinische Landesmuseum, arbeitete. In den vergangenen 20 Jahren hatte sie als selbständige Künstlerin wechselnde Ateliers in Trier, aktuell in der Lavenstraße 6a. Hier malt sie ihre meist großformatigen Bilder, die regelmäßig in Einzel- oder Gruppenausstellungen gezeigt werden. 1998 erhielt Diederich den Kunstpreis der Stadt Kern. Sie ist Mitglied im Bundesverband Bildender Künstler/Innen in Rheinland-Pfalz, gibt Kurse an der Europäischen Kunstakademie  und ist seit zehn Jahren Dozentin der Saarpfälzischen Sommerakademie Blieskastel. Seit 2009 gehört sie dem Vorstand der Gesellschaft für Bildende Kunst an.

Ausstellung bis 30. September im Trier-Zimmer des Rathauses. Öffnungszeiten: montags bis donnerstags, 8 bis 12, 14 bis 18 Uhr, freitags bis 13 Uhr, vorherige telefonische Terminvereinbarung (0651/718-1010) empfohlen.