Sprungmarken
10.04.2006

Südbad "mit oder ohne Schnickschnack"

Schülerinnen des AMG als Stadträte

Jugendliche als Stadträte: Schülerinnen der neunten Klasse vom AMG erfuhren 2006 in ihrem Unterricht am Originalschauplatz im Rathaussaal, wie politische Entscheidungen in der Kommune fallen.
Jugendliche als Stadträte: Schülerinnen der neunten Klasse vom AMG erfuhren 2006 in ihrem Unterricht am Originalschauplatz im Rathaussaal, wie politische Entscheidungen in der Kommune fallen.
„Das Südbad muss erhalten bleiben!“ Dieser Satz schallte in den letzten Monaten des öfteren aus dem Großen Rathaussaal, dem Sitzungsort des Stadtrates. Doch hinter der schweren Tür berät und diskutiert diesmal ein etwas anderes Gremium: 58 Schülerinnen des Angela-Merici-Gymnasiums sitzen an den schmalen Holzpulten hinter den Mikrofonen. „Kommunalpolitik gestalten statt nur theoretisch zu pauken“ lautet das Motto. Am Originalschauplatz erleben die Neuntklässlerinnen am eigenen Leib, wie politische Entscheidungsfindung funktioniert. Das Thema Südbadsanierung bietet reichlich Gesprächsstoff.

Debatte mit Hand und Fuß

„Oberbürgermeisterin“ Constanze Herrmann, die von ihrem „echten Amtskollegen“ Helmut Schröer unterstützt wird, eröffnet die Sitzung. Soll die Wasserfläche verkleinert werden? Was passiert mit der Gastronomie und dem Sprungturm? Wird das neue Südbad eher ein Freizeit- oder Sportbad? Die Diskussion hat Hand und Fuß und die Standpunkte klingen vertraut. „Wir wollen ein Sportbad ohne viel Schnickschnack, alles andere können wir uns nicht leisten“, proklamiert Carolin Bartmann, Fraktionsvorsitzende der FDP. „Die Wasserspiellandschaft ist wichtig für die Attraktivität des Südbads“, hält CDU-Chefin Lisa Schmitz dagegen.

Die Schülerinnen argumentieren wie ihre „großen“ Kollegen. Schon vor Wochen wurden sie entsprechend der Sitzverteilung im Stadtrat in Fraktionsgruppen eingeteilt und führten Gespräche mit den „echten“ Fraktionsvorsitzenden. Eine Pressegruppe informierte sich im städtischen Presseamt über die Berichterstattung. Neben der Oberbürgermeisterin und ihren zwei Beigeordneten wurde außerdem ein Sitzungsdienst bestimmt.

Lob für großes Engagement

Vorbereitet haben das Projekt die AMG-Lehrerinnen Anke Siewert und Kerstin Klassen, unterstützt von Jürgen Backes, stellvertretender Leiter des Presseamts, und OB Schröer, der sogar persönlich in den Unterricht kam. „Alle haben sehr motiviert mitgemacht“, lobt Siewert das Engagement ihrer „Nachwuchspolitikerinnen“. „Es ist sehr spannend, ein Thema zu diskutieren, dessen Ausgang noch offen ist“, ergänzt Klassen, die schon einmal ein ähnliches Schülerprojekt zum Thema Arena geleitet hat.

Der Schülerstadtrat debattiert sachlich. Anna Rausch von der UBM plädiert dafür, das Wasservolumen nicht zu reduzieren. Grünen-Sprecherin Nina Heid betont, die Stadt dürfe sich nicht noch mehr verschulden: „Eine Verlängerung der Riesenrutsche ist einfach zu teuer.“

Keine Wortmeldung der Presse

Als sich eine Vertreterin der Presse meldet, greift Schröer ein: „Besucher und Pressevertreter dürfen sich im Stadtrat nicht zu Wort melden.“ Es muss alles seine Ordnung haben.

Am Ende wird abgestimmt. Alle sind sich einig: Das Südbad darf nicht geschlossen werden. Nach mehrheitlichem Beschluss des Schülerstadtrats soll die Anlage ein Freizeitbad werden. Die Wasserfläche wird verringert, der Zehn-Meter-Turm geschlossen, die Gastronomie verpachtet und der Eingangsbereich mitsamt Umkleiden saniert. Außerdem soll es künftig eine bessere Busverbindung geben. Was letztendlich wirklich dabei herauskommt, müssen „die Großen“ entscheiden.