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23.11.2010

Stiefkind Entwicklungshilfe

OB?Jensen trägt sich auf der Fanmeile der Millenniumskampagne ein. Die AVG-Schüler folgten später seinem Beispiel.
OB?Jensen trägt sich auf der Fanmeile der Millenniumskampagne ein. Die AVG-Schüler folgten später seinem Beispiel.
Trier war in der vergangenen Woche die letzte Station der UN-Kampagne für die Millenniumsziele in Deutschland. Die Besucher, darunter viele Schüler, informierten sich im Palais Walderdorff über das erschreckende Ausmaß von Hunger und Armut in den Entwicklungsländern und lernten, dass das Engagement jedes Einzelnen für eine gerechtere Weltordnung ausschlaggebend sein kann.

„In Europa wurde für die Bekämpfung der Bankenkrise zehnmal mehr Geld ausgegeben als in den letzten 50 Jahren weltweit für Entwicklungshilfe.“ Mit diesen Zahlen beeindruckte Dr. Renée Ernst bei der Eröffnungsveranstaltung die Schüler der Klasse 10 c am Auguste-Viktoria-Gymnasium (AVG). „Wenn kurzfristig solche enormen Summen bereit gestellt werden, kann mir keiner erzählen, dass für die Unterstützung der ärmsten Länder kein Geld da ist“, sagte die Beauftragte für die UN-Millenniums-kampagne in Deutschland.

Ausgangspunkt der Aktion sind die 2000 von der Vereinten Nationen festgelegten Millenniumsziele. Unter anderem erklärten die Regierungen ihre Absicht, die Zahl der in Armut lebenden Menschen bis 2015 auf 625 Millionen zu halbieren. Als arm gilt nach dieser Definition ein Mensch, der mit weniger als 1,25 Dollar pro Tag seinen Lebensunterhalt bestreiten muss. Weitere Ziele betreffen die Themen Hunger, Krankheit, Bildung, Kinder- und Mutterschutz, Gleichstellung und HIV. Beim so genannten „Armutsgipfel“ der Vereinten Nationen im September hatte sich aber gezeigt, dass noch weitaus größere Anstrengungen als bisher nötig sind, um die Ziele bis 2015 zu erreichen.

Dass auch die Kommunen ihren Beitrag leisten können, unterstrich OB Klaus Jensen in seiner Einfüh-rungsrede: „Es ist ein Thema, das alle angeht.“ Der Stadtrat hat sich in einer einstimmigen Resolution zu den Millenniumszielen bekannt. Wegen des vielfältigen Einsatzes für fair gehandelte Produkte wurde Trier zur „Fair Trade-Stadt“ ernannt. Jensen ließ sich am digitalen Aktionsstand der Kampagne fotografieren und fügte das Bild zu der bereits mehrere tausend Mitglieder umfassenden „Fanmeile“ hinzu. Die Zehntklässler vom AVG folgten seinem Beispiel. Per Touchscreen konnten sie außerdem anschauliche Videoreportagen zu den Millenniumszielen aufrufen. Zwölf Trierer Schulklassen nutzten innerhalb von drei Tagen das Angebot einer digitalen Unterrichtsstunde.