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11.05.2010

Städtepartnerschaft auf neuen Wegen

Blick auf den „Forums“-Platz in Pula. Rechts hinten das 1296 erbaute Rathaus (Arkaden-Vorhalle 17. Jhd.), links der Augustus-Tempel (errichtet 2 v. bis 14 n. Chr.). Daneben links ein kleiner Durchblick auf das Meer.
Blick auf den „Forums“-Platz in Pula. Rechts hinten das 1296 erbaute Rathaus (Arkaden-Vorhalle 17. Jhd.), links der Augustus-Tempel (errichtet 2 v. bis 14 n. Chr.). Daneben links ein kleiner Durchblick auf das Meer.
Keine der Städte, mit denen Trier partnerschaftlich verbunden ist, hat in den zurückliegenden 20 Jahren eine derart turbulente politische Entwicklung durchlaufen wie Pula, vom innerdeutschen Sonderfall Weimar einmal abgesehen. 1970 von der damaligen Bundesregierung unter der Maßgabe in Gang gebracht, sich auch Städten im „Osten“ zu öffnen, kam es zu einer Vereinbarung, die über lange Zeit aus verschiedenen Gründen kaum mit Leben erfüllt werden konnte. Erst nach der Unabhängigkeit Kroatiens und dem schwierigen, aber stetigen Weg zur Demokratisierung fanden die beiden geschichtsträchtigen Städte wirklich zueinander. Eine erste Bewährungsprobe war der Anfang der 90er Jahre in Kroatien tobende Bürgerkrieg, der das etwas abseits gelegene Pula zwar vor kämpferischen Auseinandersetzungen verschonte, die Stadt aber mit einer riesigen Flüchtlingswelle überflutete. Die seinerzeit für die gebeutelte Partnerstadt in Trier mobilisierte Hilfe war ein erstes Zeichen echter Anteilnahme.

Das alles liegt weit zurück. Die Zusammenarbeit zwischen den beiden Augustus-Städten wurde stetiger, aber sie ist, wie Triers Bürgermeisterin Angelika Birk jetzt beim Jubiläumsbesuch ungeschminkt bilanzierte, nach wie vor verbesserungswürdig. Städtepartnerschaften haben ihren Sinn auch in einem freien und demokratischen Europa nicht verloren. Das Miteinander über Ländergrenzen hinweg ist, wie jetzt auch in Pula immer wieder hervorgehoben wurde, ein Garant für Völkerverständigung und somit zur Stabilisierung des Friedens. Spannungen können abgebaut und Verständnis für die Situation des Anderen aufgebaut werden.

Die Trierer haben auch über die neu gegründete Pula-Trier Gesellschaft jetzt die Chance, ihre attraktive kroatische Partnerstadt kennen zu lernen und ihren Urlaub als Alternative zu den gewohnten Tourismuszielen einmal an die schöne Küste Istriens zu verlagern. Sprachschwierigkeiten gibt es nicht. In Pula wird kroatisch und aufgrund der langen Zugehörigkeit zu Italien auch italienisch gesprochen. Und auch auf englisch und partiell sogar auf deutsch kann man sich verständigen. Immerhin gehörte die Stadt über hundert Jahre der k. und k. Monarchie an.

Mit offener Herzlichkeit, die frei von jeder vordergründigen Fassade ist, haben die Pulaner ihre Freunde aus Trier empfangen und ihnen dabei auch von ihren Problemen eines sich im strukturellen Umbruch befindlichen Landes berichtet. Noch bleibt die Mitgliedschaft in der EU das große Ziel, auch wenn die damit verbundenen überschwänglichen Hoffnungen angesichts der aktuellen Ereignisse längst einem nüchternen Realitätssinn gewichen sind.

Das Ziel von 1970, mit kommunalen Brückenschlägen die Bewohnerinnen und Bewohner in Städten unterschiedlicher politischer Blöcke zusammenzuführen, ist jedenfalls Wirklichkeit geworden. 40 Jahre nach Begründung dieser Städtepartnerschaft werden die verbindenden Aktivitäten „immer mehr und immer besser“, wie es eine Pulaner Trier-Anhängerin beherzt, aber auch mit Hoffnung für die Zukunft verbunden, zum Ausdruck brachte.

Hans-Günther Lanfer