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20.02.2007

Stadt zeigt Herz für Tiere

Im Zewener Tierheim finden verstoßene Haustiere vorübergehend eine neue Bleibe.
Im Zewener Tierheim finden verstoßene Haustiere vorübergehend eine neue Bleibe.
Erst gekauft und verhätschelt, dann vernachlässigt und ausgesetzt: Rund eine halbe Million Haustiere erleiden in Deutschland pro Jahr dieses Schicksal. Auch in Trier und Umgebung werden immer wieder verstoßene oder verwahrloste Tiere gefunden. Oft landen sie im Tierheim in Zewen, wo sie vorübergehend ein neues Zuhause finden. Doch die Versorgung von Bello & Co verschlingt enorme Kosten, die kaum noch durch Zuschüsse, Spenden und Beiträge gedeckt werden können.
Kommt ein Halter ins Tierheim, der sich nicht mehr um seinen tierischen Begleiter kümmern kann oder will, ist der Fall klar: Für die Unterbringung und Versorgung seines ehemaligen Lieblings muss er – je nach Größe des Tieres – zahlen. Problem sind die vielen Fundtiere, deren Besitzer nicht mehr ausfindig zu machen sind. Die Stadt zahlt für die Versorgung solch herrchenloser Tiere, die im Stadtgebiet eingesammelt werden, seit Jahren eine Kostenpauschale an das Zewener Tierheim.
 
Stadt erhöht Zuschüsse

„Die Anforderungen an das Tierheim werden immer größer. Um die wichtige Arbeit der Tierpfleger zu unterstützen, haben wir den städtischen Zuschuss 2006 von 24.500 auf 38.500 Euro pro Jahr erhöht“, berichtete Dezernentin Christiane Horsch den Mitgliedern des Wirtschaftsdezernatsausschusses. Daneben stellt die Stadt rund 2200 Euro jährlich für Katzenkastrationen zur Verfügung, weitere 4 300 Euro gehen seit 2001 an den Verein „Freunde herrenloser Katzen“, der sich ebenfalls um Katzenkastrationen kümmert. Im vergangenen Jahr leistete die Stadt darüber hinaus Soforthilfe wegen finanzieller Engpässe in Höhe von rund 3800 Euro.

200 tierische Bewohner

Trotz dieser Unterstützung schlug Tierheim-Leiter Andreas Lindig Anfang des Jahres Alarm. Pro Jahr fehlen ihm rund 40000 Euro, die in den vergangenen Jahren noch durch Festgelder und großzügige Erbschaften ausgeglichen werden konnten. „Aber jetzt sind wir bei Null und drohen Ende des Jahres in die roten Zahlen zu rutschen“, befürchtet er. Ärgerlich waren für ihn vor allem jahrelange Auseinandersetzungen mit Verantwortlichen der umliegenden Verbandsgemeinden, die sich bisher weigerten, für Fundtiere aus ihrem Areal aufzukommen. Daneben gibt es nicht wenige Halter, die wegen eigener finanzieller Probleme ihr Tier abgeben und ihren Obolus an das Tierheim nur zum Teil oder gar nicht leisten.
 
„Es ist uns natürlich trotzdem lieber, ein Hundehalter kommt mit seinem Tier zu uns, bevor er es einfach irgendwo aussetzt“, so Tierheim-Leiter An-
dreas Lindig. Um Kosten zu sparen, mussten bereits zwei Ausbildungsplätze gestrichen werden. Ein Azubi, vier Tierpfleger, ein Hausmeister und eine Bürokraft arbeiten in dem vom Tierschutzverein Trier und Umgebung getragenen Tierheim.

In den Freigehegen, Zwingern und Käfigen tummeln sich derzeit rund 50 Hunde, 70 Katzen, 35 Kleinnager wie Chinchillas oder Kaninchen sowie 50 Stadttauben. In den Sommermonaten sind es insgesamt oft bis zu 300. „Zwischen 1 200 und 1 400 Tiere kommen hier jährlich rein und gehen wieder raus“, so Lindig. Auch auf exotische Tiere sind er und seine Mitarbeiter vorbereitet. In den Terrarien fanden vor einiger Zeit eine drei Meter lange Königskobra und mehrere giftige Klapperschlangen Platz, die Mitarbeiter des Ordnungsamtes aus einer Wohnung befreien mussten. Auch bei anderen Fällen von nicht artgerechter Haltung muss das Ordnungsamt immer wieder eingreifen. „Wir hatten bereits Fälle, wo 135 Meerschweinchen in einer Wohnung oder Hunde ohne Licht in einem Kellerloch gehalten wurden“, so Rudolf Grundhöfer vom städtischen Ordnungsamt. Im Zewener Heim finden auch schwierige tierische „Patienten“ Zuflucht.

Das neue Tierpflegehaus ist mit einem Operationsraum und einer Quarantänestation ausgestattet, so dass eine Tierärztin vor Ort Eingriffe vornehmen kann. Dadurch spart das Tierheim Transportkosten in die Tierklinik. Auch ein kleiner Friedhof, auf dem Besitzer ihre verstorbenen Haustiere zur Ruhe betten können, bringt zusätzlich ein wenig Geld in die Kassen. „Wir wollen erreichen, dauerhaft am Ende jedes Jahres bei einer schwarzen Null zu landen“, so Lindig.