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26.06.2007

Sprachtalent mit eiserner Disziplin

Schwester Hildegardis, eine der ältesten Triererinnen, feiert ihren 104. Geburtstag und freut sich über die Glückwünsche der Gäste.
Schwester Hildegardis, eine der ältesten Triererinnen, feiert ihren 104. Geburtstag und freut sich über die Glückwünsche der Gäste.
„Jetzt sitze ich hier und die Anderen schaffen“ – dass sie selbst untätig zuschaut, ist ihr etwas unangenehm, denn das ist sie nicht gewohnt. Am Freitag feierte Schwester Hildegardis im Seniorenzentrum der Barmherzigen Brüder ihren 104. Geburtstag. OB Klaus Jensen überbrachte die Glückwünsche der Stadt und des Ministerpräsidenten. Untätigkeit kennt die rüstige 104jährige nicht: nach ihrer Ausbildung zur Krankenschwester trat sie 1927 in den Missionsorden „Unserer Lieben Frau von Afrika“ ein, dessen Mitglieder „Weiße Schwestern“ genannt werden. „Ich wollte den Bedürftigen helfen“, erinnert sich die in Gütersloh als Katharina Wittreck geborene Jubilarin an die Entscheidung, die ihr nicht schwer gefallen sei.

Nach ihrem Profess ging sie nach Tansania, „ein sehr schönes Land“, wie sie hinzufügt. Dort arbeitete sie mehrere Jahre in einer Siedlung für Leprakranke, zog aber auch ihren Mitschwestern die Zähne, wenn es sein musste: „Es war nicht immer leicht, aber man muss den Menschen doch helfen“, sagt die 104jährige rückblickend. Mehr als 40 Jahre verbrachte sie auf dem Schwarzen Kontinent und lernte dort auch die Sprache ihrer Patienten. So bereitet es ihr keine Probleme, dem Oberbürgermeister Gottes Segen auf Kisuaheli zu wünschen. Auch Englisch und Französisch spricht sie fließend.

Seit neun Jahren lebt Schwester Hildegardis im Seniorenheim, seit Oktober nun im neuen Domizil, dem Seniorenzentrum der Barmherzigen Brüder, in dem es ihr gut gefällt. Immer noch zeichnet sie sich durch ihre eiserne Disziplin aus und besucht  regelmäßig die Morgenandacht um 6.30 Uhr. Sie fühlt sich gut an ihrem Ehrentag und ist kein bisschen aufgeregt, denn sie kennt den Trubel bereits aus den vergangenen Jahren. Schließlich genießt sie es dann doch ein wenig, ausnahmsweise im Mittelpunkt zu stehen und sich zusammen mit ihren Mitschwestern und OB Jensen die Geburtstagstorte schmecken zu lassen.